Schauspieler küssen anders (German Edition)
etwas auszusetzen“, klärte ich sie auf. „Die Farben sind zu schrill, zu blass oder zu farbig. Die Möbel zu kitschig, zu eintönig oder zu aufwendig. Als Production Designer dekoriert man nicht, tapeziert nicht, bestellt nichts und so weiter und so fort.“
„Herrje, so eine Kollegin hatte ich auch einmal. Wenn die was in der Nase hatte, konnte man sie kaum davon abbringen. Ganz schlimm war es, wenn jemand ihr zuvorkam.“
Ich grinste. „Luis nennt sie „das Reptil“. Denn wenn sie sich in etwas verbeißt, lässt sie nicht wieder los.“
„Gott, Carol, sieh nicht so auffällig dahin.“ Joanne schubste Carol an.
Carol sah uns empört an. „Ich will auch wissen, wer von denen es ist!“
„Warte. Das machen wir anders.“ Kurzerhand nahm Joanne einen Stöckelschuh von Amanda und warf ihn bis zur Nachbarbahn.
„So, wenn du ihn aufheben gehst, es ist die im korallenfarbenen Kleid mit den roten Strähnen“, erklärte ich Carol und lachte. Amanda sah mit offenem Mund auf ihren Schuh.
„Das sind Louboutins! Seht ihr die rote Sohle?“
Susan ignorierte sie. „Mit wem ist sie zusammen?“
Tja, das wüsste ich auch gern. Zumindest war es niemand von unserer Crew.
„Finden wir es heraus.“ Susan schnappte sich Betty und zog sie in Richtung Theke, direkt neben Tracy und ihren Begleiter.
Er war ein dunkelhaariger, durchtrainierter Mann Mitte Dreißig.
„Ob er ihr Fitnesstrainer ist?“, sinnierte Amanda.
Das würde vom Aussehen her passen. Er wirkte äußerst sportlich. Einer dieser Männer, den viele Frauen als durchaus attraktiv einstufen würden. Er schluckte bestimmt Anabolika.
Robert war lange nicht so muskulös. Äh, hatte ich nicht heute nicht an ihn denken wollen?
„Okay“, Amanda drehte sich zu mir um. „Tracy hat ihre Pose geändert. Du gehst jetzt auf Klo und ich sehe zu, dass wir sie loswerden.“
„Warum?“, fragte ich indigniert. „Ich habe keine Angst vor ihr. Sie kann doch im gleichen Bowlingcenter sein wie ich.“
Joanne umfasste ziemlich schmerzhaft meinen Oberarm. „Aber nicht, wenn Betty dieses Zwinkern von sich gibt. Verschwinde für zehn Minuten. Sie soll dich nicht hier sehen. Vertrau uns.“
„In der Toilette! Das ist reines Klischee.“
„Verschwinde endlich!“, fauchte Amanda.
Langsam drehte ich mich um und ging zur Toilette, immer noch rätselnd, was meine Freundinnen vorhatten.
Es dauerte keine zwei Minuten, als ich eine Stimme hörte.
„Das tut mir schrecklich leid. Warten Sie, ich helfe Ihnen, es sauber zu machen.“
Susan.
„Das ist ein Kleid von Stella McCartney“, fauchte Tracy direkt dahinter.
Eilig stürmte ich in eine Kabine und schloss die Tür ab.
Keine Sekunde zu früh. Tracys zentnerschweren Stöckelschritte kamen näher. Die Außentür knallte und dann begann der Wasserhahn zu sprudeln.
„Ich habe draußen Feuchttücher. Die sind besser als diese Fusselhandtücher.“ Susan klang aufrichtig bestürzt. Ich biss mir auf die Lippen.
„Lassen Sie mich in Frieden“, schnauzte Tracy und ich hörte Stoff und Papier rascheln. „Verschwinden Sie einfach. Welche erwachsene Frau trinkt auch diesen Fruchtgummimüll?“
Oha. Niemand von meinen Freundinnen. Was hatte Susan vor?
„Ich hole die Tücher“, sagte Susan und ich hörte erneut die Tür klappern.
Tracy schien das Wischen aufzugeben.
Sie fluchte unterdrückt und ich hörte mehrere Pieptöne.
„Tom? Ich bin’s. Dominic hat nichts gefunden. Sie ist tatsächlich das, was sie sagt. Abgebrochenes Studium und dann selbstständig. Geschieden. Nicht mal eine Liebelei. Auch nicht mit David. Bislang. Absolut langweilig, wenn du mich fragst, aber na ja.“
Ich hörte ein nuschelndes Knirschen, als würde jemand aufgeregt am anderen Ende des Handys sprechen.
„Vielleicht. Aber das ist auch egal. Die Frage ist nur, wie bekomme ich David dazu, mich ernster zu nehmen?“
Die Antwort schien ihr nicht zu gefallen.
„Du bist sein Geldgeber. Mach was“, fauchte sie. „Ansonsten kannst du dir eine andere suchen für deine Peitschenspielchen.“
Ich biss mir dieses Mal ganz fest auf die Lippen und hielt vorsorglich noch die Hand vor den Mund, damit auch ja kein Laut nach außen drang.
„Hier! Ich habe sogar noch ein T-Shirt gefunden.“ Susan rauschte herein.
„Himmel, hatte ich nicht gesagt, Sie sollen mich in Ruhe lassen?“ Am Klacken hörte ich, dass Tracy ihr Telefonat abrupt beendet hatte.
„Ich konnte Sie doch nicht mit diesem türkisfarbenen Monster-Slush-Fleck rumlaufen
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