Schauspieler küssen anders (German Edition)
gelebt. Eine Wand war komplett mit Büchern übersät, liegend, stehend, abgegriffen, Taschenbücher, Hardcover, alles kreuz und quer nach Genre sortiert, wie ich auf den ersten Blick erkannte. An einer der anderen Wände stand eine schmale Glasvitrine, in der die Preise standen, die er für seine Kunst bislang schon gewonnen hatte. Der Schreibtisch war überladen mit Drehbüchern und Notizzetteln, dahinter eine Stereoanlage. An der Wand gegenüber hingen Fotos von Robert mit einigen Schauspielkollegen und …
„Deine Familie?“
Das Foto zeigte die Familie Faulkner beim entspannten Barbecue an einem großen Tisch versammelt.
„Ja. Das war letzten Sommer“, erklärte Robert und deutete auf die einzelnen Personen. „Das ist meine Mum, Dad, hier ist William mit seiner Frau Louisa und meinen Neffen Kevin und Tyler. Das ist Edward mit seiner damaligen Flamme Bellinda, mittlerweile heißt sie Lucy – glaube ich zumindest. Edward ist ein Herzensbrecher. Das ist meine Schwester Lizzy mit ihrem Mann Donald. Ja, es ist traurig, aber wahr, sie hat einen Typ mit einem Namen wie eine Ente geheiratet. Aber er ist ein feiner Kerl. Das kleine Püppchen in ihren Armen ist meine Nichte Emma. Wir sind ein ziemlich zusammengewürfelter Haufen. Ich kann nicht so oft dabei sein, wie ich gerne möchte. Aber mein Bedauern hält sich in Grenzen, da ich immer ausgequetscht werde, wie der oder der meiner Kollegen denn nun ist. Louisa ist besonders schlimm.“ Er verdrehte die Augen und lächelte mich an. „Ich mag auch nicht immer aufgezogen werden, weil ich nie jemanden mitbringe. Aber das ändert sich ja jetzt“, fügte er grinsend hinzu. Er legte einen Arm um meine Hüfte.
„Meinst du nicht, deine Familie erwartet etwas Glamouröseres als mich?“, fragte ich erschrocken.
„Donald hat immer auf Angelina Jolie gehofft“, gestand Robert grinsend. „Aber meine Mutter bekäme Zustände, wenn ich so jemandem mitbrächte.“
Er sah meinen erstaunten Blick. „Mum ist eine Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Eine Hollywooddiva, die nicht weiß, wo in ihrem Haus die Gläser stehen, wäre als Schwiegertochter für sie der Alptraum schlechthin.“
„Aha.“
„Was aha?“, fragte er und lehnte sich ein wenig zurück.
„Das erklärt deine Vorliebe für eine kleine, unscheinbare Hausfrau.“
Robert sah mich an, als wäre mir plötzlich ein dicker Pickel auf der Nase gewachsen.
„Redest du von dir?“, hakte er nach.
„Von wem denn sonst?“
Ohne Vorwarnung packte er mich bei den Schultern und schüttelte mich leicht. „Du bist absolut nicht unscheinbar. Wer hat dir so einen Mist eingeredet?“
„Ich habe Spiegel zu Hause.“
Er war fassungslos. „Du bist echt verrückt, weißt du das?“
Das brauchte nicht weiter erörtert zu werden und ich wandte mich zu dem nächsten Foto um. Doch er hielt mich fest.
„Du bist die aufregendste Frau am Set, Lisa Greene“, sagte er beschwörend.
„Ist gut, Robert“, versuchte ich das Thema zu beenden.
„Nein, das ist es nicht. Ist dir nie aufgefallen, dass unser Kameramann Greg dich immer als Motiv nimmt, wenn er seine Kameras einstellt?“
„Doch, weil ich die einzige bin, die dann in der richtigen Richtung vor ihm herumtanzt“, gab ich lachend zur Antwort.
„Oder Paul, vom Catering, der immer für deine Lieblingsoliven sorgt.“
„Ich dachte, die gehören zum Standardprogramm.“
„Von wegen. Er fährt extra zu einem Feinkostladen, um sie für dich kaufen.“
Ich sah ihn groß an.
„David ist in der letzten Zeit gereizt wie ein hungriger Tiger. Warum? Weil er merkt, dass was zwischen uns läuft.“
„Wir haben uns heute zum ersten Mal geküsst“, widersprach ich. „Vorher lief doch nichts … nun, zumindest nicht so … intensiv …“
Seit dem ersten Drehtag verbrachte Robert jede seiner freien Minuten in meiner Nähe. Beim Essen saß er neben mir, in seinen Pausen kam er mich suchen. Das musste auffallen.
Robert stand abwartend neben mir.
„Okay, es lief etwas, aber ich wusste bis heute nicht, was“, gestand ich endlich. „Sag du mir, was läuft.“
Er kam näher und ich lehnte mich atemlos an die Wand. Ich konnte die gerahmten Bilder in meinem Rücken fühlen, als Robert seine beiden Hände rechts und links von meinem Kopf abstützte.
„Ich würde sagen, du bist nicht mehr Single.“ Er beugte sich zu mir herab und strich mit seinen Lippen leicht über meine. Mein Herz begann wieder zu rasen, mein Atem ging unregelmäßig. Seiner
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