Schauspieler küssen anders (German Edition)
in seinem süßen Atem.
„Natürlich“, murmelte ich und küsste ihn.
Ich hatte vergessen, was er gefragt hatte, ich hatte vergessen, wo wir waren. Es gab nur noch diese Lippen, mein pochendes Herz, meinen flatternder Magen.
Ein klirrendes Geräusch brachte uns in die Gegenwart zurück. Wir sahen auf das zerschellte Glas am Boden und begannen beide zu lachen.
Die Romantik verpuffte ein wenig beim Putzen und Scherben aufsammeln.
„Hilf mir auf die Sprünge. Was tun frischverliebte Paare in der Anfangszeit?“
Robert machte ein belustigtes Gesicht. „Tu nicht immer so, als wärst du uralt und dein erstes Date Jahrzehnte her.“
„Oh, aber es sind beinahe zwei Jahrzehnte. Also?“
„Ich weiß nicht. Ich hatte noch nie ein normales erstes Date. Ich glaube, die meisten gehen ins Kino oder sind … anderweitig beschäftigt.“
Das kam definitiv nicht in Frage. „Und drittens?“
„Spielst du Mühle?“
Wir spielten bis ein Uhr morgens. Er war gut, aber ich war besser. Mit meinem Vater hatte ich immer viel Mühle gespielt. Robert schlief im Gästezimmer. Beim Einschlafen hatte ich noch immer Roberts Duft in der Nase.
In dieser Nacht träumte ich nicht von Blut sondern von einer Blumenwiese.
Abgründe tun sich auf
Wir fuhren getrennt zu den Studios. Ich hatte Muskelkater im Gesicht vor lauter Lächeln. Wahrscheinlich sah ich aus wie die Grinsekatze. Unser Frühstück heute Morgen war wunderbar gewesen. Harmonisch, still. Händchenhaltend hatten wir dem Sonnenaufgang zugesehen und er hatte mich innig geküsst, ehe ich losfuhr.
Ich hatte zwei Tabletten nehmen müssen.
Zwischen Luis und Anabel schien etwas vorgefallen zu sein, denn ich bemerkte die verstohlenen Blicke, die sie sich andauernd zuwarfen.
Später am Vormittag rief Henry an und bat mich, zu den Dreharbeiten zu kommen. David wollte etwas verändert haben.
Das war nichts Ungewöhnliches. Die Kamera hatte oft Probleme, manche Winkel korrekt darzustellen, weswegen dann manche Deko umgeräumt werden musste.
David entschuldigte sich vielmals und bat mich, es zu verändern. Ich machte mich an die Arbeit. Ich hatte sofort bemerkt, dass die Schauspieler noch nicht am Set waren. Und ich konnte genau den Moment bestimmen, in dem Robert das Studio betrat. Alle meine Härchen richteten sich auf wie Antennen und ein angenehmer Schauer lief meinen Rücken hinab. Ich versuchte, konzentriert weiterzuarbeiten, obwohl das beinahe unmöglich war, wenn Robert sich im Hintergrund mit Melissa unterhielt. David ging zu ihm und ich hörte beide die nächste Szene besprechen.
Dann war er endlich neben mir.
„Hallo“, sagte er leise. Ich versuchte mein Lächeln zu bremsen. Anscheinend gelang es mir nicht, denn er lächelte ähnlich strahlend zurück.
„Du siehst hinreißend aus“, sagte er.
„Ich trage noch die gleichen Sachen, wie heute Morgen!“
„Genau.“
„Robert, können wir?“, unterbrach uns David barsch. Robert und ich drehten uns schuldbewusst zu ihm um.
„Wir werden beobachtet“, sagte ich leise.
„Das war zu erwarten“, sagte Robert lächelnd.
Am Abend kochten wir gemeinsam bei ihm. Robert erzählte mir auf meine Frage hin, die Dreharbeiten seien nicht so gut gelaufen. David sei etwas gereizt gewesen.
Weshalb, konnte er mir nicht sagen. Aber ich sah ihm an, dass er es wusste.
Die Antwort darauf bekam ich nur wenige Tage später. Ich brauchte Robert nicht danach zu fragen, und mir ging auf, dass das Sprichwort vom Lauscher an der Wand durchaus Bestand hatte.
Als ich nach einer kurzen Mittagspause zum Set zurückkam, war niemand anderes da.
Ich warf einen Blick auf das Clipboard mit den einzelnen aufgemalten Szenen, die hier gedreht werden würden und die man nach und nach durchstrich. Da hörte ich es.
Ein leises Knarren. Und dann ein Stöhnen. Es kam aus der Kulisse, wo das Bett stand.
Auf Zehenspitzen schlich ich mich hinter die Kulissenwand. Anabel und Luis. Ich grinste.
„Hör auf“, stöhnte Anabel, obwohl ihr Tonfall etwas ganz anderes sagte. „Lisa könnte jeden Moment wieder hier sein.“
„Quatsch“, sagte Luis und ich hörte ein Schmatzen. „Faulkner nimmt sie dermaßen in Beschlag, die ist frühestens in einer Dreiviertelstunde wieder hier.“
Anabel keuchte und kicherte dann. „Ist schon seltsam, oder?“
„Mh?“
„Na, dass Robert Faulkner auf ältere Frauen steht“, sagte sie leise.
Ich runzelte die Stirn. Anabel sprach das aus, was ich die ganze Zeit über dachte.
Erschrocken zuckte ich zusammen.
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