Scheidung auf Griechisch
behalten”, ignorierte sie Takis’ Einwand. “Und alles, was sonst noch auf der Liste steht, auch.”
“Was willst du denn von mir?”, fragte Leandros überrascht, und zum ersten Mal geriet seine Selbstbeherrschung leicht ins Wanken.
“Nichts”, teilte Isobel ihm mit, ohne die Genugtuung zu verbergen, die sie dabei empfand.
“Jedenfalls nichts von dem, was auf der Liste steht”, ergänzte Lester Miles. “Wir alle wissen, dass es keinen Ehevertrag gibt, so dass Mrs. Petronades die Hälfte des Eigentums ihres Mannes zusteht. Davon ist auf der Liste nirgends die Rede. Deshalb schlage ich vor …”
“Sie hat niemand gefragt”, unterbrach Leandros ihn schroff, ehe er wieder Isobel ansah. “Sag mir endlich, was du von mir willst”, forderte er sie auf.
Die Feindseligkeit, die die ganze Zeit unter der Oberfläche gebrodelt hatte, war längst offen zutage getreten. Sie saßen sich gegenüber und warfen sich hasserfüllte Blicke zu.
Doch hatte sie, Isobel, nicht allen Grund, Leandros zu hassen? Er hatte ihr alles genommen, was sie je besessen hatte: ihre Jugend, ihre Unschuld und ihre Lebensfreude. Für ihren Wunsch, Mutter zu werden, hatte sie sich verhöhnen lassen müssen, und ihr gemeinsames Kind hatte er abgelehnt, noch ehe es auf der Welt war. Das bisschen Stolz und Selbstwertgefühl, das ihr noch geblieben war, hatte er mit Füßen getreten, als er ihren Entschluss, ihn zu verlassen, erleichtert zur Kenntnis nahm.
Mehr konnte ein Mann eine Frau nicht demütigen, und so war sie in der Hoffnung nach Athen gekommen, mit der Scheidung ein für alle Mal mit der Vergangenheit abschließen und hoch erhobenen Hauptes nach England zurückkehren zu können. Nun wusste sie, wie hoffnungslos naiv sie gewesen war, als sie die Rechnung ohne Diantha Christophoros gemacht hatte. Allein der Name bereitete ihr körperliches Unwohlsein, und aus Angst, verrückt zu werden, verdrängte sie jeden weiteren Gedanken an diese schamlose Person.
Schließlich saß ihr der Hauptschuldige direkt gegenüber, und um ihm klarzumachen, was sie von ihm hielt, hätte sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt.
“Ich will gar nichts von dir”, beließ Isobel es bei Worten. “Im Gegenteil, ich möchte dir etwas zurückgeben.” Kaum hatte sie den Satz beendet, zog sie den Ehering vom Finger und warf ihn achtlos auf den Tisch.
Ehe Leandros wusste, wie ihm geschah, bückte sie sich und nahm einen verschlossenen braunen Briefumschlag aus ihrer Handtasche. “In dem Umschlag befinden sich der Schlüssel für ein Schließfach einer Athener Bank und eine Vollmacht, die dich befugt, es ohne mein Beisein zu öffnen”, fuhr sie bitter fort und legte den Umschlag zu dem Ehering. “Du wirst darin den Familienschmuck finden, den du mir damals geschenkt hast. Ich könnte mir vorstellen, dass du inzwischen eine bessere Verwendung dafür hast. Vielleicht gibst du ihn einfach an deine nächste Frau weiter.”
Mit jedem Wort, das sie sprach, verfinsterte sich seine Miene. “Ich frage dich jetzt zum letzten Mal”, sagte er drohend. “Warum bist du gekommen?”
“Um mich von dir scheiden zu lassen”, erwiderte Isobel unter Tränen. “Und weißt du auch, warum? Weil ich dich und alles, was zwischen uns gewesen ist, endlich vergessen will.”
Als sie seinen hasserfüllten Blick sah, wusste sie, wie aussichtslos es war, auf sein Verständnis zu hoffen. Gänzlich unvorbereitet traf sie hingegen die Rücksichtslosigkeit, mit der er es ihr zu verstehen gab.
“Dein schauspielerisches Talent in Ehren”, antwortete er sarkastisch, “aber ich schlage vor, dass wir bei der Wahrheit bleiben. Warum gibst du nicht einfach zu, dass du mich loswerden willst, weil mein Nachfolger schon Gewehr bei Fuß steht? Ich hätte dir allerdings einen besseren Geschmack zugetraut. Der Bodybuilder dürfte kaum deinen Ansprüchen genügen.”
Es dauerte eine Weile, bis Isobel begriff, was Leandros meinte. Umso größer war ihr Entsetzen, als ihr endlich klar wurde, was er ihr unterstellte. “Hast du mich etwa heimlich beobachtet?”, fragte sie entgeistert.
“Allerdings”, gab er unumwunden zu. “Und was ich gesehen habe, spricht nicht unbedingt für dich. Ehebruch ist kein Kavaliersdelikt, und ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Scheidungsrichter zu derselben Auffassung gelangt. Wenn du darauf bestehst, können wir diese Unterhaltung auch vor Gericht fortsetzen. Ich fürchte allerdings, dass du dann leer ausgehen würdest. Überleg dir also gut, was du
Weitere Kostenlose Bücher