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Scheidung auf Griechisch

Scheidung auf Griechisch

Titel: Scheidung auf Griechisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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getragen. Hieß das nicht auch, dass ihre Ehe ihr immer noch etwas bedeutete? Oder war der Ring für sie mittlerweile ein beliebiges Schmuckstück, der sie nicht daran hinderte, sich einen Liebhaber zu angeln?
    Nicht allein der Gedanke an ihren muskelbepackten Freund ließ ihn erheblich an ihrer Zurechnungsfähigkeit zweifeln. Was hatte sie nur mit dem Familienschmuck gemeint, den sie in einem Banktresor hinterlegt haben wollte? Etwas Derartiges besaß seine Familie nicht.
    “Wir sollten uns schnellstmöglich eine Strategie überlegen”, riet Takis ihm nachdrücklich. “Sonst …”
    “Später”, erwiderte Leandros geistesabwesend.
    “Dann könnte es
zu
spät sein”, wandte sein Anwalt ein. “Wenn du wirklich eine unkomplizierte Scheidung willst, musst du sofort etwas unternehmen.”
    Ich will aber keine Scheidung, sondern meine Frau zurückhaben, dachte Leandros. So einfach ist das.

3. KAPITEL
    Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Isobel endlich ein Taxi gefunden hatte. Nun saß sie auf der Rückbank und sehnte sich vor allem nach einer ausgiebigen Dusche. Zur Mittagszeit war es in Athen unerträglich heiß, und vielleicht würde sie mit dem Schweiß auch die Erinnerung an den beschämenden Vorfall fortspülen können.
    Wenn sie aufblickte, sah sie, dass der Fahrer sie im Rückspiegel musterte. Offensichtlich hielt er sie für eine Prostituierte, die von einem Freier kam. Doch daraus konnte sie ihm nicht einmal einen Vorwurf machen, denn so ähnlich fühlte sie sich auch.
    Wie konnte Leandros mir das nur antun?, fragte sie sich verzweifelt und drohte den Kampf gegen die Tränen endgültig zu verlieren – vor allem weil ihr schmerzlich bewusst war, dass sie nicht ganz unschuldig daran war. Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich leicht, sagte ein altes Sprichwort, und genau das war ihr widerfahren.
    Unwillkürlich sah sie auf ihre rechte Hand, an der bis vor wenigen Minuten ihr Ehering gesteckt hatte. An das Gefühl, ihn nicht mehr zu tragen, würde sie sich erst noch gewöhnen müssen. Gleichzeitig wollte sie allerdings nichts weniger, als sich daran zu gewöhnen. Denn auch wenn Leandros sich unverzeihlich benommen hatte, musste sie sich in die bittere Erkenntnis fügen, dass sie diesen rücksichtslosen und sexbesessenen Kerl immer noch liebte.
    Das war ihr klar, seit Lester Miles angedeutet hatte, dass Leandros sich scheiden lassen wollte, um Diantha Christophoros heiraten zu können. Fiel ihm denn wirklich nichts Besseres ein, als ihre Vorgängerin auch zu ihrer Nachfolgerin zu machen?
    Ich hasse dich, verfluchte Isobel stumm den Mann, mit dem sie noch immer verheiratet war. Doch dass sie ihn liebte, entsprach genauso der Wahrheit. Und diese unselige Mischung aus Liebe und Hass zerrte mehr an ihren Nerven, als sie ertrug. So ging es ihr seit mittlerweile drei Jahren. Aber noch immer war sie nicht im Stande, die entsprechenden Konsequenzen daraus zu ziehen.
    Als das Taxi endlich vor ihrem Hotel hielt, atmete sie erleichtert auf. Ohne sich um den befremdeten Blick des Portiers zu kümmern, ging sie auf direktem Weg zum Aufzug. Aus Pflichtgefühl klopfte sie zunächst an der Zimmertür ihrer Mutter. Zu ihrer großen Erleichterung erhielt sie keine Antwort. Offenbar hatten Silvia und Clive ihre Stadtrundfahrt noch nicht beendet.
    Umso besser, dachte Isobel und schloss die Tür zu ihrem Zimmer auf. Als Erstes zog sie das Lederkostüm aus und nahm sich dabei fest vor, es nie wieder anzuziehen – und schon gar nicht bei dreißig Grad im Schatten!
    Die Dusche hatte die erhoffte Wirkung, und als Isobel sich abtrocknete, waren ihr Stolz und ihr Selbstwertgefühl einigermaßen wiederhergestellt. Und falls sie je vergessen haben sollte, warum sie Leandros verlassen hatte, so hatte er ihr die Gründe nachdrücklich in Erinnerung gerufen. Auf einen Mann, der lediglich seine Lust an ihr stillen wollte, konnte sie getrost verzichten. Und auf sein verdammtes Geld erst recht, ergänzte sie, als sie die weit geschnittene olivgrüne Baumwollhose und ein passendes T-Shirt anzog.
    Sie würde die Scheidungsvereinbarung ungelesen unterschreiben und am Abend des nächsten Tages geschieden, aber glücklich nach London zurückkehren. Dann konnte Leandros Diantha heiraten und einen Sohn zeugen, der ihn eines Tages an der Spitze des Konzerns ablösen würde.
    Zumindest legte Lesters Formulierung nahe, dass es Leandros in erster Linie darum ging, allen Erbschaftsstreitigkeiten vorzubeugen. Und dass er sich mit der Vaterrolle nur

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