Scheinbar verliebt

schob ihm einen weiteren Bericht zu, sobald Alex aufgelegt hatte.
    Alex schaltete den Fernseher aus und lenkte endlich seine ganze Aufmerksamkeit auf die beiden in seinem Büro. Als er sich auf die Suche nach seinen Beratern gemacht hatte, war es ihm wichtig gewesen, nur die Besten zu engagieren. David und Lauren hatten beide schon erfolgreich an Präsidentschaftskandidaturen gearbeitet. Sie waren unermüdlich und Kämpfernaturen. Zwei Eigenschaften, die Alex bewunderte. Und brauchte.
    Er überflog das Dokument in seinen Händen. „Das ist … unerwartet.“
    „Es ist ein phänomenaler Erfolg in sehr kurzer Zeit.“
    Das Leder von Alex’ Bürostuhl knarrte, als er sich zurücklehnte. „Vielleicht sind es diese Fernsehwerbungen.“
    „Du weißt ganz genau, was es ist, Alex.“ Lauren stand auf und schnappte sich eine Zeitung. Mit ihren manikürten Fingernägeln tippte sie auf Seite zwölf. „ In Touch behauptet, es wäre etwas Ernstes mit dir und Lucy Wiltshire. Weißt du eigentlich, wie viele Interviewanfragen wir seit den Pressefotos mit euch beiden auf der Gala vor zwei Wochen hatten? Die Menschen lieben dein neues bodenständiges Image. Das ist genau das, was uns bisher gefehlt hat.“
    „Pech. Such etwas anderes, mit dem wir die Wähler beeindrucken können.“ Alex streckte die verspannten Muskeln in seinem Nacken. Seit sechs Uhr an diesem Donnerstagmorgen war er im Stress. Wenn er heute hier herauskam und noch ein bisschen Sport gemacht hatte, würde es schon zu spät zum Abendessen sein.
    „So wie du dich im Moment verhältst, bringt uns das nichts – außer vielleicht den zweiten Platz.“ Dave lockerte den Schlips um seinen Hals. Diesen Mann konnte man einfach nicht davon überzeugen, sich auch einmal leger zu kleiden, nicht einmal am Wochenende. Alex wusste nicht, ob er das bewundern oder es ihm übel nehmen sollte. „Du bist eine der bekanntesten Persönlichkeiten im Bezirk. Du kannst den Menschen hier entweder etwas von dir preisgeben, oder sie erfinden eben ihre eigenen Geschichten über dich und dein Privatleben. Sie machen es sich passend. Und ehrlich gesagt, war dein Privatleben, vor allem dein Liebes leben, bisher unser größtes Problem.“
    „Ich würde immer noch gerne etwas über deinen vermissten Bruder bringen“, sagte Lauren jetzt. „Ich glaube, wenn du dich endlich mit Good Morning America treffen und über deine Gefühle reden würdest –“
    „Nein.“ Der Gedanke allein trieb ihm schon die Tränen in die Augen. Erst gestern hatte das Untersuchungsteam, das er privat engagiert hatte, von einer möglichen Sichtung seines Bruders berichtet. Doch er hatte Angst, sich zu viele Hoffnungen zu machen. „Dieses Thema steht nicht zur Diskussion.“ Es war nun ein Jahr her, seit sein Bruder verschwunden war. Seitdem war die Zeit viel zu langsam und gleichzeitig doch viel zu schnell vergangen. Er hatte mit dem Football aufgehört, als sein Bruder sechs Monate lang vermisst wurde. Neben dem ständig verletzten Knie hatte das Spiel völlig seinen Reiz verloren. Das schnelle Leben hatte ihn ausbrennen lassen und er war reif für eine Veränderung gewesen.
    „Alles, was die Leute von dir sehen, ist deine berühmte Seite.“ David erhob sich und stützte sich mit den Händen auf Alex’ Schreibtisch. „Wenn du dein Playboy-Image loswerden willst, musst du Opfer bringen.“ Er zeigte auf das aufgeschlagene Magazin. „Und so seltsam es auch klingen mag, deine Verbandelung mit Ms Wiltshire scheint den Leuten zu gefallen. Es zeigt ihnen eine Seite an dir, die sie bisher noch nicht kannten.“
    „Es gibt keine Verbandelung mit Lucy Wiltshire.“
    „Wir sind deine Berater“, mischte sich Lauren nun wieder ein. „Wenn du zu uns nicht ehrlich sein kannst, zu wem dann?“
    „Ich will Politiker werden“, sagte er mit einem schwachen Grinsen. „Ich muss nicht ehrlich sein.“
    „Seit die ersten Fotos von euch beiden erschienen sind, hat Entertainment Tonight zweimal angerufen“, erklärte Lauren. „Sie wollen mit dir gute Einschaltquoten machen.“
    „Es gibt keine Quoten. Es gibt keine Lucy. Es –“
    „Wenn du diese Sache gewinnen willst, musst du langsam etwas tun.“
    Als Lauren ihn nun wieder unterbrach, sah Alex sie an und beobachtete, wie sie sich eine ihrer langen dunklen Strähnen hinters Ohr strich. Diese Frau war einfach wunderschön. Beine, die kein Cheerleader der Welt abgelehnt hätte. Ein Verstand, der genauso profiliert war wie ihr Modellgesicht. Tief in seinem Inneren