Scheinbar verliebt
und eine Figur, die eigentlich auf einen Laufsteg gehört hätte. Es war ein Wunder, dass Lucy mit ihr befreundet sein konnte. Chuck betrat hinter ihr den Raum, ein Ohr an sein Handy gepresst.
Morgan ließ sich Lucy gegenüber in einen Sessel fallen. „Wollen wir reden?“
Mittlerweile hatte sich Lucys Unwohlsein zu einem pulsierenden Kopfschmerz weiterentwickelt. „Worüber?“
„Du kannst mir nicht eine Kurzmitteilung schicken und dann erwarten, dass ich es einfach so stehen lasse. Matt hat gerade meine Wohnung verlassen. Was soll das heißen?“
Chuck steckte sein Handy weg. „Spuck es aus. Wir wollen Details.“
„Müsst ihr nicht an die Arbeit oder so was?“
„Wir gehen später, damit wir erst noch mit Shayla frühstücken können.“ Jedes Mädchen in Saving Grace hatte drei Paten. Morgan hatte die Patenschaft für das zwanzigjährige Mädchen übernommen, das sich momentan durch sein erstes Semester am Community College quälte. „Und jetzt rede endlich.“
Lucy berichtete in knappen Worten über den Freitagabend, ließ kein Detail aus und kam auch auf die Sache mit den Shrimps zu sprechen.
„Also, ganz offensichtlich brauchst du einen Regenschirm“, sagte Morgan schließlich. „Denn, Mädchen, es regnet Männer.“ Sie warf eine Zeitung auf die zerkratzte Platte des Schreibtisches.
„Was?“ Lucy nahm noch einen Schluck von ihrem Wasser und sah auf die Titelseite. Als sie das Foto erblickte, verschluckte sie sich und Wasser ergoss sich über die Zeitung. „Was zum …“ Sie wischte ihren Mund ab und zog die Zeitung näher an sich heran. „Was soll das? Ist das ein schlechter Scherz?“
Dort, auf Seite eins der Charleston Post, war ein Bild von Lucy, die in Alex’ Armen auf der Gala tanzte. Sie las die Überschrift. „Der Prinz und Cinderella?“ Sie überflog den ersten Absatz, der erzählte, dass Alex Sinclair, millionenschwerer Footballstar, sich mit Lucy Wiltshire traf, Leiterin einer gemeinnützigen Einrichtung, die ums Überleben kämpfte. Es hörte sich wie ein schnulziger Liebesroman an.
„Das ist doch albern.“ Sie las weiter. „Totaler Müll. Als würde ich mit ihm ausgehen.“ Als würde Alex mit ihr ausgehen. Die Leute mussten sich doch über so eine Meldung kaputtlachen!
„Es geht noch weiter.“ Morgan reichte ihr eine weitere Zeitung. „Leiterin eines Mädchenheimes angelt sich South Carolinas Footballhelden. Wird sie ihm die Vorzüge des heimischen Kamins schmackhaft machen?“
„Okay, das ist nicht nur falscher, sondern richtig schlechter Journalismus! Dieser Reporter sollte allein schon für seinen Stil gefeuert werden.“
Lucy schnappte sich eine weitere Zeitung von dem Stapel, den Morgan vor sie hingelegt hatte. Ihr Herzschlag wurde immer schneller, während sie die Bilder betrachtete. Eins zeigte sie in Alex Jackett und sie stand nur wenige Zentimeter entfernt von ihm. Lucy konnte sich nicht überwinden, die Bildunterschrift zu lesen. Das nächste Foto war das schlimmste. Eine Nahaufnahme von Alex, der ihr eine Haarsträhne hinters Ohr schob. So aus dem Zusammenhang gerissen wirkte es … intim.
Chuck wackelte mit den Augenbrauen. „Hast du uns irgendetwas zu sagen?“
Lucy ließ die Zeitung auf den Tisch fallen. „Jetzt hör aber auf. Ich … er … wir.“ Sie fand einfach keine Worte.
„Ich bin Pastor.“ Chuck rückte den Schirm seiner Baseballmütze zurecht. „Beichten ist gut für die Seele, mein Kind.“
Morgan lächelte. „Ihr seht gut aus zusammen.“
„Ach was!“ Mit Alex würde jede gut aussehen. Das dunkle Haar mit den leichten Wellen. Ein Körper, durch den jahrelangen Sport perfekt durchtrainiert. Ein Gesicht, mit dem er in Hollywoodfilmen spielen könnte. Und wer war sie? Ein Mädchen, das nicht mal wusste, wie man ein völlig funktionstüchtiges schwarzes Kleid kaufte.
„Wir könnten eine Doppelhochzeit machen.“ Morgan zeigte mit dem Daumen auf Chuck, der sich bisher erfolgreich aus allen Vorbereitungen herausgehalten hatte. „Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob dieser Kerl hier überhaupt auftaucht.“
Der zukünftige Bräutigam schaffte es, empört dreinzuschauen. „Natürlich komme ich!“
„Ja, in Jeans und Flip Flops.“ Morgan wandte sich ihm zu. „Du hast noch nicht einmal deine Gästeliste fertig. Wie schwer ist es, die zehn engsten Familienmitglieder aufzuschreiben?“
„Ich bin ein viel beschäftigter Mann“, sagte Chuck mit seinem unerschütterlichen Grinsen. „Ich rette jeden Tag Seelen.“
Morgan
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