Scheinbar verliebt
verlierst?“
Das ließ sie erröten. „Es ist unhöflich … die Schauspieler zu ignorieren.“
„Du kannst sie küssen, wenn ich fertig bin.“ Und dann legte er seine Hände um ihre Wangen und senkte den Kopf ein paar Zentimeter. Seine Lippen berührten die ihren sanft. Es war kaum mehr als ein Hauch und er hatte gedacht, dass er es nur einmal ausprobieren wollte. Doch einmal war nicht genug. Er wollte sie wieder –
In diesem Moment vibrierte ihr Handy erneut und Lucy sprang zurück, als hätte ihr jemand ein Bajonett in den Rücken gestochen. Mit knallrotem Kopf kramte sie nach ihrem Telefon und ließ dabei die Tasche auf den Boden fallen.
Hin- und hergerissen zwischen Belustigung und Frustration, beugte sich Alex nach unten und hob ihre Tasche auf. Er hätte schwören können, dass ihre Hände zitterten, als sie nach ihrem Blackberry suchte. Er griff in die linke Seitentasche, berührte dabei ihre Finger und zog schließlich das Handy hervor. „Gibt es ein Problem?“
„Nur meine Nachbarin. Wieder.“ Sie sah ihn an. „Wirst du mir von dem Anruf gestern Abend erzählen? Mir ist es wichtig, was mit deinem Bruder passiert.“
Ein Sektkühler über seinem Kopf hätte diesen Moment nicht schneller zerstören können.
„Ich war da, Alex“, fuhr sie fort. „Ich habe Wills Namen gehört.“
„Es ist nichts.“
Jetzt hatte sie wieder diesen enttäuschten Lehrerinnen-Blick aufgesetzt. „Es muss schwer sein, immer kugelsicher zu wirken.“
Langsam verlor er die Kontrolle über diese Situation. Er musste ihr zeigen, wer hier das Sagen hatte. „Ich würde das sehr gerne mit dir besprechen – nachdem du den Mut hattest, ein klärendes Gespräch mit Clare Deveraux zu führen.“
Sie schnaufte gequält und senkte ihre ozeanblauen Augen. „Das ist etwas ganz anderes.“
Er fuhr mit den Fingern über die Blume in ihrem Haar. „Sehr überzeugend.“
„Ich habe doch mit ihr geredet.“
„Du hast Pommes mit ihr gegessen und bist dann aus dem Haus gelaufen.“
„Hat sie dir das erzählt?“ Irgendwo blies jemand ein Horn und die Soldaten marschierten in die andere Richtung. „Versuch nicht abzulenken. Immerhin habe ich es mit Clare versucht. Du kannst mit deinen Eltern ja nicht einmal im gleichen Raum sein, ohne dich zu winden wie ein –“
„Sei vorsichtig.“
„Wovor hast du Angst, Alex? Ich weiß, warum ich meine Familie meide. Was ist mit dir?“
Er würde sich nicht von einer Frau einschüchtern lassen, die immer etwas fallen ließ, wenn jemand ihr Selbstvertrauen herausforderte.
„Alex.“ Der Leiter seiner Kampagne trat an sie heran. „Der Direktor der Charleston County Schule würde dich gerne kennenlernen.“ David sah Lucy an, dann zurück zu Alex. „Kommst du?“
„Sofort.“ Alex wartete, bis David außer Hörweite war, und wandte sich dann wieder an Lucy. „Es geht um den richtigen Fokus. Und im Moment liegt meiner auf der Wahl. Wenn ich denke, dass es etwas gibt, das du über meinen Bruder oder meine Familie wissen solltest, werde ich es dir sagen.“
„Gut.“ Die rosa Lippen, die er gerade noch so sanft berührt hatte, verzogen sich verächtlich. „Da ist endlich wieder der alte Alex, wie ich ihn kenne.“
„Werd erwachsen, Lucy.“
„Alex!“, rief David. „Wir brauchen dich hier.“
Alex starrte Lucy noch einen Moment lang an. Sie wirkte, als würde sie gleich explodieren. „Ich ruf dich später an.“ Pflichtbewusst drückte er ihr noch einen Kuss auf die Wange.
„Keine Eile“, sagte sie, als die ersten Salutschüsse der Soldaten erklangen. „Ich nehme mir heute Nacht frei.“
19. Kapitel
E r war unverbesserlich. Beleidigend. Unangenehm. Arrogant.
Lucy schlug die Autotür zu und stapfte wütend den Weg zu ihrer Wohnungstür entlang. Hatte Alex wirklich erwartet, dass er nur sanft lächeln und ein paar Tricks aus dem Ärmel zaubern musste, um sie von ihm schwärmen zu lassen wie all die anderen Frauen, die den Planeten Alex vor ihr betreten hatten? Wie konnte der gleiche Mann, der sie an dem schrecklichen Tag nach dem Treffen mit Matt und der Begegnung mit Clare in seinen Armen gehalten hatte, sie so abservieren?
Wütend steckte sie den Schlüssel in das Schlüsselloch und öffnete die Wohnungstür mit einem jahrelang geübten Hüftschwung.
Und wieder wurde ihre Welt erschüttert.
Wasser. Überall.
Die Decke ihrer Wohnung tropfte, als hätte Noah im Apartment über ihr Segel gesetzt. Ihre Schuhe machten schmatzende Geräusche auf dem vollgesaugten
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