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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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lange keine Beziehung, vielleicht eher so was wie ein Unterhaltungsprogramm mit sportlicher Komponente. Bei einer Frau zu übernachten bedeutet für einen Mann oft noch gar nichts, schließlich hat er ja nichts versprochen. Dass die Frau diese Situation anders deutet, ist dann ja nicht seine Schuld. Ich selbst kenne Männer, die mit Frauen zusammen in einer Wohnung wohnen, sich aber irgendwie immer noch als Single fühlen und folglich auch nichts Schlechtes damit verbinden, wenn sie deutliches Interesse an anderen Frauen zeigen.
    »Ich rufe doch an, denn vielleicht spielt ja nicht er das Spiel, sondern ich spiele hier mein eigenes«, kommt als trotzige Replik von Isabel auf meine Warnung, die Finger vom bestens funktionierenden Telefon zu lassen. Es ist kein Spiel und schon gar nicht Isabels. Sie ist längst in die ungewollte Rolle der Reagierenden gefallen. Nein, der Mann, den sie da kennengelernt hat, will es auch nicht »vielleicht langsam angehen lassen«. Der will gar nix. Vielleicht manchmal etwas Nähe, etwas Sex oder Unterhaltung, weil Sonntagnachmittag ist und es mal wieder regnet, da vögelt man gern. Es gibt keine »komplizierten« Situationen mit Männern. Männer sind sehr einfach gestrickt. Wenn eine Situation mit einem Mann »kompliziert« ist, ist sie immer verlogen. Ohne Ausnahme. Das »komplizierte« Element im Leben eines Mannes ist zu hundert Prozent eine Ausrede, wie folgendes Beispiel deutlich macht:
    Robert Faber ist ein gutaussehender Bursche mit kaum einem Mangel an den hübschesten Freundinnen. Er ist Architekt und stammt aus einer sehr guten Hamburger Familie, einer Dynastie von Technikern. Sein Großvater Walter war in den fünfziger Jahren Konstrukteur der legendären »Super Constellation« in Hamburg-Finkenwerder, worauf Robert sehr stolz ist. Über seinem Doppelbett schwebt eine Super-Conny mit vier Propellern, so groß, dass Roberts Frau Hanna manchmal die Düse geht. Auf einem Medientreff des Event-Gurus Manfred Schmidt verknallte sich Robert in meine Freundin Martina, eine extrovertierte Hörfunkmoderatorin, und unterhielt sichstundenlang mit ihr. Robert ist ein Typ, dem es schon immer außerordentlich leichtfiel, mit Frauen in Kontakt zu kommen. Er mag Frauen, hat sie aber immer eher dem Lebensbereich Unterhaltung zugeordnet als der Gefühlswelt. Dieser Robert, dem es keineswegs an Routine im Umgang mit Frauen fehlte, hatte sich bei Martina als geradezu schüchtern erwiesen und sich nicht getraut, nach der Handynummer der schönen Moderatorin zu fragen. Nun begann sein Dilemma. Zwar wusste er, wo sie arbeitet, aber das wussten eben auch sehr viele andere; ein Anruf bei der Sendeanstalt erschien ihm deshalb vollends aussichtslos. Schließlich hatte Robert sich verliebt und wollte keine Autogrammkarte geschickt bekommen. Zurückhalten konnte ihn das jedoch nicht, Robert war im Gegenteil geradezu herausgefordert von dieser Situation und entwickelte Pläne, der hübschen Frau vom Funk näherzukommen. Sein Freundeskreis war schon bald etwas genervt, weil er nur noch ein Thema kannte, aber Robert zog gekonnt alle Register. Eine Bekannte war Redakteurin bei der gleichen Rundfunkstation und versorgte ihn mit Informationen zum momentanen Liebesleben der Angebeteten, eine andere Bekannte fragte die »Zielperson« bei gemeinsamen Events und Veranstaltungen stets ein wenig aus. Er sandte Blumen in die Redaktion und Aufmerksamkeiten nach Hause und bekam schließlich von einer PR-Beraterin Martinas private Handynummer – unter dem heiligen Schwur, es niemals zu verraten. Daraufhin telefonierten Robert und Martina mitunter bis drei Uhr morgens, aber sonst ergab sich nichts. Die Medienschönewar mit einem älteren Mann liiert, den sie offensichtlich heiraten wollte. Robert war zwar befremdet darüber, wie barsch sie mit ihrem Verlobten umging, und besonders darüber, dass sie ihn mithören ließ, wenn er nachts bei ihr anrief, aber seiner Leidenschaft tat dies zunächst keinen Abbruch. Er mühte sich weiter und ersann neue Ideen, sich in Erinnerung zu rufen. Eine CD sollte es sein, mit einem Lied, das die Situation intelligent und mit Witz auf den Arm nahm. So weit, so schön, aber die CD, die Robert sich ausgesucht hatte, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, war in ganz Deutschland ausverkauft. Einzig in Berlin gab es noch einen Laden, in dem sie erhältlich war. Robert engagierte – keine Kosten scheuend – einen Direktkurier, um die CD zu erwerben, und beschriftete das Cover selbst.

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