Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
zu verlassen. Dennoch lassen sich viele Frauen, teilweise über Jahre hinweg, mit dem Versprechen blenden, er würdeseine Frau noch verlassen und zu ihr kommen. Dabei hat sie ihm geholfen, sich in einer Parallelwelt mit der Geliebten einzurichten. Die Ehefrau ist die perfekte Entschuldigung dafür, nicht fortwährend präsent zu sein. Oftmals möchten die beteiligten Fremdgänger gar keine dauerhafte Beziehung zu jener Frau, der sie diese Idee über Jahre vor die Nase halten wie einem Hasen die Karotte.
Es dauerte nicht lange, da wurde Roberts Ehefrau von Hamburgs Klatschbörse über ihren derzeit hohen Skandalstellenwert aufgeklärt. Offensichtlich war sie die Einzige, die keinen blassen Schimmer hatte, während sogar der italienische Kellner im »Café Opera« die Details der heißen Affäre aus den umliegenden Hotels zum Besten geben konnte. Die Ehe zwischen Robert und seiner Frau fand, wie man es vorhersehen konnte, ein jähes Ende. Doch – das war ebenfalls zu vermuten – auch Robert und Martina wurden kein Paar. Roberts Anrufe wurden seltener, er stellte fest, dass er irgendwie seine Kinder vermisst, und dass Martina ja schließlich selbst ein Kind hatte, das aber nicht das seine war. Martina versuchte die wilde Leidenschaft wiederzufinden und tröstete sich mit Entschuldigungen: »Vielleicht ist er ja noch von seiner Ehe traumatisiert und kann sich noch nicht auf etwas Neues einlassen.« Dabei hatte sie von Beginn an keine Chance, denn merke: Die Geliebte verliert immer. Zumindest in 99,5 Prozent der Fälle. Mir ist tatsächlich kein einziger Fall bekannt, bei dem ein Mann seine Ehefrau verlassen und sich dauerhaft für die Geliebte entschieden hat. Es gilt die goldene Regel: Solange er nicht ganz bei der Geliebtenist, ist er ganz bei seiner Frau, auch wenn er anderes glauben machen will. So war es auch bei Martina und Robert. Robert bot seiner Frau Hanna schließlich eine Paartherapie an, Papi durfte wieder nach Hause, jedenfalls so lange, bis sich seine Frau ihrerseits einen Liebhaber gesucht hatte, was Robert vollkommen fassungslos machte. Unerhört! Jedenfalls etwas gänzlich anderes als die Sache mit Martina wenige Monate zuvor. Seitdem ist Robert auf Reisen. Von einer Flamme zur nächsten, nie an einem emotionalen Ort, dafür aber dank seiner Attraktivität mit immer wechselnden Freundinnen, die sämtlich allerhöchste Hoffnungen hegen, den schönen Robert auf der Flucht zu bekehren.
Dr. Kimble
I ch bin ein Scheidungskind und habe echte Probleme damit, Vertrauen zu fassen.« Wer diesen Satz hört, sollte die Notbremse des Liebeszuges ziehen, und zwar schnell. Unfassbar, welchen Blödsinn sich Frauen von Männern auftischen lassen, wenn diese nicht bereit sind, sich vollständig zu ihnen zu bekennen. Jede nur erdenkliche Ausrede wird herangezogen, um Nähe und Geborgenheit abzuwehren und die Beziehung auf einer Ebene kontrollierter Distanz zu halten. Zu wenig, um richtige Nähe bieten zu müssen, doch gerade genug, um nicht »Schluss zu machen«. Dieser Typ Mann ist immer auf der Flucht. Vor was genau, weiß er selbst nicht. Er ist keinesfalls in einer Beziehung und wäre durchaus in der Lage, sich frei zu bewegen, aber er zieht es vor, sich im wahrsten Wortsinne aus der Affäre zu ziehen. Seine Entschuldigungen dafür sind haarsträubend: »Ich habe wirklich gerade eine verrückte Zeit. Mein ganzes Leben steht Kopf.« Oder: »Ich muss mich gerade total auf mein/e Karriere/ Studium/Prüfungen konzentrieren.« All das sind Deklinationen des Satzes: »Ich brauche erst einmal Zeit für mich selbst«, den Klassiker im Ausredenrepertoire einesmittelmäßigen Liebhabers. Was der Kerl wirklich meint, ist: »Ich will dich nicht so oft sehen. Mir genügt es einmal in der Woche.« Handelt es sich um einen Mann, der aus falsch verstandenem Schamgefühl Hemmungen dabei hat, sich selbst in den Kontext der Lüge zu bringen, schiebt er die Gründe gern auf die Umstände und sagt dann so sinnvolle Sätze wie: »ich komme gerade aus einer schrecklichen Trennung/Scheidung/Beziehung/Kneipe und bin im Moment wirklich nicht bereit, eine neue Beziehung einzugehen.« Was er wirklich meint, ist: »Ich bin nicht bereit, eine neue Beziehung mit dir einzugehen, allerdings würde ich bei Heidi Klum eine Ausnahme machen.«
Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass die Dr. Kimbles unter den Beziehungsneurotikern die reizvollsten sind. Es ist geradezu unglaublich, welchen Effekt es erzeugt, wenn sich ein Mann kurzfristig oder
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