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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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ein energetisches Bedürfnis, es bereitete keineswegs Beschwerlichkeit, sondern vielmehr Freude. Es ist faszinierend, was der Mann neben seinem Job alles zustande brachte, aber Robert war schließlich verliebt, da war ihm kein Weg zu weit, er hatte nicht gerade »vielleicht so viel um die Ohren, dass er keine Zeit hatte, sich zu melden«, und war auch keineswegs »so wichtig, dass er vielleicht anderes im Kopf hatte«, als seiner neuen Freundin eine Nachricht zu hinterlassen. Die schlechte Nachricht ist: Robert hatte erst zwei Jahre zuvor seine hübsche Frau Hanna geheiratet, die gerade im Begriff war, ihr zweites Kind zu bekommen und hochschwanger zu Hause saß. Die Frage, warum werdende Väter eine besondere Anfälligkeit für »Wechselbeziehungen« haben, ist an anderer Stelle zu diskutieren und würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Die hübsche Radiomoderatorin Martina war nun selbst nicht gerade »schüchtern« oder gar »hilflos«. Sie ist Mutter einer sechs Jahre alten Tochter, deren Vater am gemeinsamen Leben nicht teilnimmt. Die Frau vom Funk hatte, mit Einkaufstüten in der Hand, knapp sieben Jahre zuvor an einer Ampel in der Innenstadt gewartet, und zwar auf Grün. Statt Grün sah die mit reichlich Spontaneität ausgestattete Schnellsprecherin, die in den Verkehrsnachrichten des Hörfunks aus einem Standstreifen schon mal einen »Standsteifen« machte und damit unfreiwillig komisch ihre Phantasienoffenbarte, ein weißes VW Cabrio samt gutgeföhntem Fahrer, der im Begriff war, ordnungsgemäß vor der roten Ampel zu halten. Bei Martina mutierte das »Gehen wir zu mir oder zu dir« immer schon zu einem »Gehen wir zu mir, oder machen wir es gleich hier«. So öffnete Martina – schließlich hatte die Ampel inzwischen auf Grün geschaltet – die Beifahrertür des Cabrios und sagte zu dem verdutzten Fahrer: »Fahr mich nach Hause, ich mache uns Spaghetti.« Die Kohlenhydrate besorgten an diesem Nachmittag dann den Rest. Martinas Tochter nennt ihren leiblichen Vater, den sie so gut wie gar nicht kennt, aufgrund dessen graugewellter Frisur nur »Don Alimento«, was dieser gar nicht komisch findet. Er fühle sich herabgewürdigt, lässt er seine Tochter wissen. Außerdem solle sie doch bitte endlich aufhören, mit den Trockenblumensträußen aus seinem Auto »Hochzeitsdekoration« zu spielen.
     
    Martina, die nun wirklich nicht dem Klischee des »Opfers« entspricht, hatte mit Robert ein verheiratetes, allerdings ein überaus attraktives verheiratetes Problem. Er war zwar ungewöhnlich aufmerksam und suchte fast rund um die Uhr Martinas Nähe, aber er hatte auch eine Frau und bald sogar zwei Kinder. So wurde aus Martina ein Vielleichtchen. Denn natürlich hat Robert keinen Zweifel daran gelassen, dass ihn seine Frau nicht mehr so sehr interessiert wie bisher. Seine Argumentation gegenüber Martina war überaus naheliegend: Seine Frau Hanna sei »ein Flittchen« und hätte Affären mit anderen Männern.Zugegeben, angesichts der Aktivitäten von Robert war das nicht die kreativste aller Erklärungen, aber unter dem Eindruck eines schlechten »Restgewissens« als Eingebung der eigenen Projektion erklärlich. Was hätte er auch sagen sollen? »Ich liebe euch beide, nur will ich von jeder etwas anderes«? Kaum vorstellbar. Also investierte Martina in Hoffnungswerte der Sorte: »Vielleicht braucht er einfach nur etwas Zeit, um sich über seine wahren Gefühle klarzuwerden.« Oder: »Vielleicht ist seine Frau ja wirklich so ein Flittchen, wie er behauptet.« In jedem Fall tappte Martina in eine Falle, in der viele Frauen, die Affären mit verheirateten Männern haben, oft jahrelang gefangen bleiben: »Vielleicht kann ich das ja abwarten und aussitzen. Am Ende wird er zu mir finden.« Leider wird er nie dorthin finden, und wenn, dann wird dieser Schritt sofort vollzogen, nachdem das verliebte Paar zusammengefunden hat. Es ist ein unmittelbarer Schritt, der ausschließlich von ihm initiiert werden kann. Ist ihm die Sache derart wichtig, dann wird er seine Ehefrau und Kinder sofort verlassen. Je länger die angeblich vorübergehende Situation andauert und damit auch von der Geliebten gebilligt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Hoffnung auf eine Klärung erfüllt. Hat die Affäre eine Haltbarkeitsdauer von sechs Monaten überschritten, ist die Sache aussichtslos geworden, denn er hat sich sehr bequem in der Situation eingerichtet und sieht keinerlei Veranlassung, diese komfortable Position

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