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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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Zusammenhängen in Verbindung mit dem Anspruch, diese in Partnerschaften und menschlichen Beziehungen ausreichend zu würdigen. Anders als Männer haben viele Frauen zudem die Neigung, zwischenmenschliche Probleme auf sich zu beziehen, zunächst Fehler bei sich selbst zu suchen. Männer dagegen haben einen geradezu phänomenalen Instinkt dafür, diese »Schwäche« in Beruf, Liebe und Sexualität für die Durchsetzung eigener Interessen zu benutzen und auch noch zu verstärken. Power-Play könnte man diese Methode nennen, deren Entschlüsselung trivial ist – man muss sie nur erkennen. Doch auch dann steht Verdrängung statt erleichternde Erkenntnis allzu oft im Weg des eigenen Lebensglücks. Denn welche Frau stellt sich schon gern vor, dass ihr derzeitiger Partner – beziehungsweise die männliche Person, die sie dafür hält – dieses Power-Play als bewusste Strategie einsetzt, um seine Dame im wahrsten Sinne des Wortes bei der Stange zu halten? So wachsen Entschuldigungspflänzchen, die der Kerl noch nicht einmal selbst zu düngen braucht, kleine Wässerungen reichen schon.
    Die Hebel dieser Repression sind mannigfaltig und öffnen dem Mann auch noch Tür und Tor, es sich entsprechend bequem auf Kosten seiner Geliebten einzurichten. »Vielleicht ist er sensibel oder hat einfach Angst, von einer Frau verletzt zu werden«, lautet ein Ansatz, der Distanz entschuldigt und gleichsam mehrere Liebschaften parallel erlaubt. Ist der Mann vielleicht gerade knapp bei Kasse? Dann ist es hilfreich, eine verbreitete Angst zu schüren und gleichzeitig für einen vollen Kühlschrank zu sorgen. Der Schlüsselsatz dafür lautet: »Vielleicht glaubt er gar, ich will nur sein Geld.« Hingegen ist die Vermutung »Vielleicht ist er sehr sensibel und hat einfach Angst, von einer Frau verletzt zu werden« meist der Türöffner für Männer, sich ungehemmt und bar jeder Verantwortung für ihre Gefühle zu verhalten.
     
    Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen und mündet in der immer gleichen Erkenntnis, dass das Paar »vielleicht nur sehr unterschiedlich« ist. Doch was soll das erklären? Wenn ein Paar wirklich unterschiedlich ist, geht man gemeinhin davon aus, dass die beiden nicht zusammenpassen und eine wie auch immer geartete Beziehung nicht in Frage kommt. Für Sex reicht es meistens eben doch aus, was von den beteiligten Frauen dann vollkommen falsch als Zeichen der Hoffnung verstanden wird und in der Erklärung gipfelt: »Vielleicht kann es ja doch noch klappen«. Das macht das »Nicht-bereit-Spiel« so perfide. Es nährt Hoffnungen, verhindert eine klare Entscheidung und verzögert, was längst hätte entschiedenwerden sollen. Es ist ein Spiel, bei dem mit Ausreden gespielt wird, um eine Strategie gezielten Hinhaltens ohne realen Hintergrund verfolgen zu können. Die Geliebten verheirateter Männer, die sich täglich mit dem Umstand der Ehe des Liebhabers als technischem Hindernis einer gemeinsamen Zukunft konfrontiert sehen, sind Legion. Aber es gibt auch viele unverheiratete Männer, die sich nicht wirklich binden wollen. Die Gründe dafür reichen von der Unfähigkeit, zu lieben und sich auf eine Partnerin einlassen zu können, bis zur durchaus weitverbreiteten »oralen Gier«, wie sie der Berliner Psychologe Dietmar Stiemerling beschreibt, der in der Sehnsucht danach, »alle haben zu wollen«, einen der zentralen Gründe für häufige Partnerwechsel von Männern sieht, hinter der diese wiederum ihre Bindungsunfähigkeit verbergen. Der Betroffene agiert wie ein »hungriger Wolf« und wird aus einem chronischen Mangelerlebnis heraus zu ständigen Beutezügen angetrieben. Es geht ums »Haben-Wollen«, ums »Noch-mehr«, um »Unersättlichkeit«. Dahinter verbirgt sich die Lebensangst, zu kurz zu kommen, das Entscheidende im Leben zu verpassen, oder – oftmals bei Männern, die sehr jung eine Familie gegründet haben – die Angst davor, bereits vieles verpasst zu haben. Das bedeutet für die involvierten Partnerinnen dieser Männer, die sich als Affären aneinanderreihen, gar nicht in der eigenen einmaligen Individualität wahrgenommen und geliebt zu werden, sondern zum Objekt einer unstillbaren Begierde geworden zu sein, die hinter vorgeblichen Defiziten und bedauernswerten, aber aus weiblicher Sicht nachvollziehbarenSchwächen erfolgreich getarnt wird. Immer wieder gelingt es Männern, die für dieses Verhalten benötigte Distanz als vermeintlich heilbares Defizit zu präsentieren und Frauen auch noch dazu zu bewegen,

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