Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
dauerhaft entzieht. Dem Kerl, bis dahin als eher mittelmäßig eingestuft, wird nun eine gänzlich andere Bedeutung beigemessen, ganz nach dem alten Spruch: »Willst du etwas gelten, dann mache dich selten.« Und die Vielleichtchen reagieren mit Ausredenpirouetten auf dieses Verhalten. Jede noch so krude Ausrede – in seinem Namen jedoch unaufgefordert vorgetragen – scheint besser als das Eingeständnis, dass man eigentlich nicht interessant beziehungsweise attraktiv genug für ihn ist. Dabei teilen sich die Probleme auf verschiedene Phasen der Beziehung auf. In der ersten Phase, dem Kennenlernen, ist die Bereitschaft, sein Verhalten zu entschuldigen, besonders groß.Es gibt sie tatsächlich, die Situationen, in denen Männer nach einer Begegnung einfach verschwinden, sich nicht mehr sehen lassen, auf Anrufe nicht mehr reagieren, möglicherweise sogar Plätze oder gemeinsame Bekannte meiden, die zuvor ein »zufälliges« Treffen möglich machten. Dabei war der Abend, an dem man sich kennengelernt hatte, hoffnungsvoll. Der Typ war superaufmerksam, das Gespräch angeregt, er hatte sich mehr als bemüht, stets die Konversation in Gang zu halten, Drinks besorgt, Komplimente gemacht und bis spät in die Nacht gequatscht. Es hatte sich so angefühlt, als würde man sich schon jahrelang kennen. Dann drückt der Typ ihr seine Handynummer in die Hand und sagt: »Vielleicht hast du ja Lust, mich einmal anzurufen.« Und die Frau? Die denkt sich: »Vielleicht gar nicht so schlecht, er überlässt es mir, ob wir uns wiedersehen, möchte offensichtlich mir die Kontrolle darüber geben, wie galant.« Das ist ein Fehler. Stundenlang hat unser Vielleichtchen darüber nachgedacht, wie sie aussehen soll, diese SMS. Natürlich soll sie nicht gleich am nächsten Tag verschickt werden und auf keinen Fall zu lang sein! Kurz, betont amüsiert und ein wenig locker, so soll die SMS sein. Heraus kommt eine Kurznachricht, die Dr. Kimble nur eines klarmacht: Er hat das Spiel schon gewonnen. Aber natürlich, das weiß jeder gute Doktor: Im Patientenwarteraum wird getuschelt. Erst neulich sagte eine »Patientin«, man höre ja so manches vor den »Schminkspiegeln der Stadt«, was den guten Doktor darin bestärkte, keine verbrannte Erde zu hinterlassen. Um es kurz zu machen, der Typ hat sich dann nurnoch einmal gemeldet, mit der klassischen Wendung der »sanften Abwehr verliebter Frauen«, wie sie der Autor Adam Soboczynski in seinem originellen gleichnamigen Buch beschreibt, einer SMS des Inhalts: »Sorry, extrem busy dieser tage. Vielleicht nächste Woche mal. Und liebe grüße!« Kaum notwendig, es zu erwähnen, aber er hat sich gar nicht mehr gemeldet, und auch das Senden von weiteren Kurznachrichten unseres Nummern-Girls verliefen im Sande, nicht ohne einen faden Beigeschmack der Unterlegenheit hinterlassen zu haben.
Die Nicht-bereit-Experten
E ine Ausrede ist die gebräuchlichste Form des männlichen »Nein«. Ein »Nein« sprechen Männer gegenüber möglichen Partnerinnen nie als simples, einsilbiges Wort aus, sondern in den mannigfaltigsten Herleitungen der eigenen Umstände, in einer Mischung aus Selbstmitleid und Erklärungsbedarf. Die freundliche Interpretation dieses Verhaltensmusters meint ganz schlicht, dass »er« es sich mit »ihr« in aller Freundschaft nicht verscherzen will. Eine wesentlich unfreundlichere Interpretation kommt zu dem Schluss, dass die Dame für zukünftige Eskapaden noch verführbar bleiben soll, was man auch als Strategie der »langen Leine« bezeichnen könnte.
Die beliebteste Form ist dabei das »Ich-bin-noch-nichtbereit-Spiel«. Wohldosiert werden Hoffnungen von Frauen geweckt, aber nicht befriedigt, was den Hunger verstärkt. Es ist allzu menschlich, etwas haben zu wollen, was man nicht unmittelbar bekommen kann. Das Objekt der Begierde gewinnt an Attraktivität, nur die Gründe dafür sind die falschen. Das ist eine Strategie, die für einen Mann mit denkbar geringem Aufwand verbunden ist, besonders dann, wenn die Partnerin seine Ausrede auchnoch bereitwillig für ihn vorformuliert. Unzählige Männer weisen Frauen während einer Affäre in die Schranken ihrer Zuneigung, indem sie vorgeben, gerade aus einer Beziehung zu kommen, die es ihnen unmöglich macht, den vollen emotionalen Don Juan anzubieten. Gebeugt gehend und mit von Schmerz gebrochener Stimme setzt ein Kerl wie dieser sein Mitleidspflänzchen in den weichen Humus des allgemeinen weiblichen Interesses an psychologisch-seelischen
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