Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
darum geht es hier.
Ein Betrüger ist gar nicht leicht als solcher zu erkennen, weil man ausgerechnet bei ihm zunächst gar nicht auf die Idee kommt, dass es einer sein könnte. Menschen, die grundsätzlich misstrauisch sind und schon vorauseilend einen Verdacht haben, kann man nur schwer betrügen. Doch wer ist das schon? Die meisten Frauen haben vielleicht eine »Ahnung« und verschließen dann vor der Wahrheit die Augen, was man auf das Prinzip Hoffnung zurückführen kann. Für mich war es dennoch immer wieder erstaunlich, dass ungefähr acht von zehn befragten Frauen erzählten, sie seien sich völlig sicher darin, von ihrem Freund auf keinen Fall betrogen worden zusein. »Meiner nicht«, hieß es da, »dafür lege ich die Hand ins Feuer.« So erstaunlich fand ich das deshalb, weil ich keinen unschuldigen Mann kenne. Sicher, es gibt Männer, deren Möglichkeiten, fremdzugehen, begrenzt sind, vielleicht weil es ihnen an Attraktivität mangelt, ihnen das Selbstbewusstsein dazu fehlt, die Offenheit. Doch auch für diese Männer gibt es eine verbreitete Lösung ihres Problems: die Prostitution.
Wenn Frauen glauben, »meiner tut das nicht, er ist doch noch jung und kann jede haben«, dann täuschen sie sich sehr oft. 1,2 Millionen Männer nehmen jeden Tag in Deutschland professionelle Liebesdienste in Anspruch, wie Tamara Domentat in ihrem Buch Laß dich verwöhnen schreibt. Pro Tag! Wie viele Männer – ob irgendwann einmal, in unregelmäßigen Abständen oder regelmäßig – zu Prostituierten gehen, lässt sich anhand der täglichen Frequentierung von Prostituierten zwar nicht ablesen, in jedem Fall aber sind es doch sehr viele. Und sie haben noch nicht einmal ein hygienisches Problem damit, von einem Verantwortungsgefühl ihren Frauen oder Familien gegenüber ganz zu schweigen. Männer, die ihre Lust professionalisiert oder sogar ritualisiert haben, gehen ihrer Leidenschaft nicht notwendigerweise abends, sondern gern mittags nach. Um diese Tageszeit kommt kein Erklärungsbedarf auf, und es bleibt eine Art Puff(er)zeit zwischen dem Geschlechtsverkehr und der Rückkehr nach Hause. Ein Damenparfüm müssen Puffbesucher zwar nicht fürchten, dafür sind die »Damen« zu professionell,aber sie befürchten dann doch, man könne es ihnen anmerken, den frischen Seifengeruch ungewöhnlich finden oder den nassen Haaransatz, den sie vom Duschen behalten haben, wenn sie aus dem Etablissement kommen. Nicht ganz zu Ende geföhnt, rasen die poppenden Puff-Profis mittags dann nicht nach Hause, sondern zurück ins Büro – und greifen sich unterwegs immer mal wieder an den Hosenlatz, um sich auch sicher sein zu können, dass der Reißverschluss wieder geschlossen ist. Eine wichtige Frage ist in diesem Zusammenhang jene nach den sexuellen Vorlieben des Partners. Dabei gilt die oben schon genannte Regel: Es ist meist anders, als es scheint. Von »schlimmer« muss deshalb noch keine Rede sein, aber es kann schon auch mal viel schlimmer sein. Nie werde ich den deutschen Manager eines US-Unternehmens vergessen, mit dem ich eine geschäftliche Beziehung unterhielt. Es ging um Warenlieferungen für meine Schokoladenmarke MOST, und der Mann war mir, ehrlich gesagt, seltsam unangenehm. Ein etwas anachronistischer Verkäufertyp, dachte ich mir, schmierig und unglaublich spießig. Ich war ziemlich voreingenommen. Schon vor meinen Terminen mit ihm habe ich darauf gewettet, welches scheußliche Jackett er diesmal tragen würde. Ich kannte schon ein weinrotes und eines in Grün, die mir beide ziemlich verboten erschienen. Er hatte wenige Haare, die er aber nicht konsequent kurz trug, sondern lang, um sie in einer langen Welle von links nach rechts als Matte über seinen sonst kahlen Kopf legen zu können. Sein Aktenkoffer war aus Lederersatz, schwarzmit goldenen Verschlüssen, wie man sie für 60 Euro in Kaufhäusern bekommt. Ich hatte als Teenager einen dieser Koffer und erinnere mich nicht gern daran. Eines Abends saß ich mit einer guten Freundin bei einem ausgiebigen Gespräch über Frauen und Männer zusammen, als wir auf das Thema »außergewöhnliche sexuelle Wünsche und Bedürfnisse« kamen. Da erzählte sie mir von ihrem Onkel, der ein »Oberspießer aus dem Nordhessischen« sei und tagein, tagaus unter seiner normalen Straßenkleidung Leder- und Damenunterwäsche trage sowie sein Geld bei Dominas lasse. Ich habe sie nicht gefragt, woher sie das alles wusste, vermutlich auch deshalb, weil die Details so kurios waren.
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