Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
braucht er ja dringend meine Hilfe«, lautet ihre Motivation, sich einem Mann unterzuordnen, der diesen Mechanismus für seine Bedürfnisse zu nutzen weiß. Dragan behandelt sie wie sein Eigentum, und Katja lässt sich das dankbar gefallen. Neuerdings möchte sie sogar Fetischbilder für ihn anfertigen lassen, mit ihr selbst in der Rolle einer spärlich bekleideten Krankenschwester. Sie hat da von so einem Richard in Hamburg gehört, der Bilder von Krankenschwestern macht.
Katja ist dem hoffnungslosen Versuch erlegen, einen Scheißkerl zu heilen, der es alles andere als gut mir ihr meint. Sie irrt, wenn sie glaubt, sie hätte auch nur den leisesten Einfluss auf Dragan. Es ist die hoffnungsloseste Variante des »Vielleicht kann ich ihn ja zum Guten bekehren«. Männer wie Dragan reflektieren gar nicht. Insofern sind sie auch immun für Hilfestellungen dabei, ein besserer Mensch zu werden, denn das erscheint ihnen gar nicht sonderlich erstrebenswert, für sie läuft es schließlich »voll korrekt mit den Bunnys, Alder«.
Gleichwohl halten Männer wie Dragan hervorragend die Idee der eigenen Wandlungsfähigkeit in der Partnerin wach, vor allem, wenn sie es wieder einmal total überzogen haben. Dann keimt bei einem Vielleichtchen Hoffnung auf, die Hoffnung darauf, eine verlorene Seele könnte »sich vielleicht doch zum Guten ändern«. Dafür sindsie bereit, über vieles hinwegzusehen. In Wirklichkeit ist es eine Falle ohne Ausweg. Die Hoffnungslosigkeit einer derartigen Beziehung liegt in der Unfähigkeit und mangelnden Bereitschaft von Männern wie Dragan, überhaupt anzuerkennen, dass der eigene Lebensweg falsch ist. In fast allen Fällen finden Frauen wie Katja zahllose Entschuldigungen in der Biografie des Mannes. Sie idealisieren ihn als Opfer und übersehen dabei, dass sie damit eigentlich nur bei sich selbst gelandet sind.
Sexmuffel und Kuschelhasen
S ie trifft nachhaltig und tief, die sexuelle Ablehnung durch den eigenen Partner. Zugleich ist kaum ein Beziehungsproblem derart geeignet, die Gründe dafür bei sich selbst zu suchen als die Lustlosigkeit des Partners im gemeinsamen Bett, schlimmer noch, diesen Zustand vorauseilend vielfältig zu entschuldigen. Die Entschuldigungen für »Rohrkrepierer«, »Schlappschwänze« und Langweiler im Bett spotten tatsächlich jeder Beschreibung. »Vielleicht hat er ja momentan zu viel Stress im Beruf« – »Vielleicht liegt es ja an mir« (wahlweise ist die Frau dann zu fett, nicht mehr attraktiv, zu langweilig). »Vielleicht kann ich seine sexuellen Wünsche nicht befriedigen.« Letzteres ist in der Literatur auch als sogenannte »Testosteron-Lüge« bekannt. Männer, die schlichtweg die Lust an der eigenen Partnerin verloren haben, es sich aber bei der Ersatzmutti ganz gemütlich eingerichtet haben, vermitteln auf eine unterschwellige, perfide Art und Weise, dass die eigene Partnerin nur deshalb nicht mehr attraktiv ist, weil sie dem »tollen Hengst« eigentlich nicht gerecht werden kann. Die Bereitschaft, die Lustlosigkeit des Partners zu rechtfertigen, gipfelt in der Aussage: »Vielleichthat er ja so starke Gefühle für mich, dass wir deshalb gar keinen Sex mehr haben.«
Lustlosigkeit hat in den allermeisten Fällen einen simplen Grund: Desinteresse. Und auch wenn es schmerzhaft ist, sich das einzugestehen, für viele Männer ist das keinesfalls ein Grund, sich zu verabschieden, besonders, solange das Umfeld angenehm ist und sich nichts anderes bietet. Wer ist am Samstagabend schon gern allein? Dass viele Männer schon nach einigen Treffen ihren Jagdtrieb befriedigt haben, die Anziehung einfach nicht stark genug für die Fortsetzung einer kurzen Affäre war, muss man wohl oder übel akzeptieren. »He’s just not that much into you« – er steht einfach nicht so sehr auf dich, nennen die Amerikaner dieses Phänomen, das es in der letzten Saison sogar bis zu einem Unterhaltungsfilm gebracht hat. Insofern ist die Frage nach fortwährenden Enttäuschungen immer wiederkehrender »Kurzerlebnisse« auch eine Frage der eigenen Erwartungshaltung an neue »Dates«. Anders gesagt, man bekommt, was man bestellt hat. Das klingt etwas typologisch, ist aber letztlich eine vorhersehbare Realität. Es hat mich – in übertragenem Sinn – immer schon gewundert, wenn Männer ganz offen über ihre Vorliebe für Frauen mit großen Brüsten reden, aber mit dem genauen Gegenteil dieses Frauentyps verheiratet sind. Die Gedanken sind natürlich frei und alle Sehnsüchte erlaubt, es
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