Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Zumeist liegen alle drei Dokumente gut verwahrt im Büro. Wer jedoch schon lange Misstrauen hegt und sich gar nicht mehr zu helfen weiß, ruft einfach mal bei der Telefongesellschaft an und bittet um eine Umleitung der Post an eine neue Rechnungsanschrift. Zum Beispiel nach Hause. Auf diese Weise lassen sich die am häufigsten gewählten Telefonnummern ausfindig machen und sogar testen. Viel interessanter ist aber die Häufigkeit der versendeten Kurznachrichten. Wer ein den Daumen rötendes Aufkommen von Klicks feststellt, kann sich zu hundert Prozent sicher sein, dass der Partner fremdgeht. Vielleicht findet man durch die Handyrechnung aber auch heraus, dass der Liebste über eine weitere Handynummer verfügt. Unter der sinnigen Rubrik »Partnerkarte« geben die Telefongesellschaften eine weitere Nummer mit eigenem Chip und vergünstigtem Telefon heraus, die ihm eventuell dazu dient, einen gänzlich abgeschirmten Kommunikationskreis aufzubauen. Das ist ein wenig so, wie man es von seinem jüngeren Bruder und dessen Spielzeugeisenbahn aus der Kindheit kennt. Ein zweiter Trafo lässt auf einem eigenen Stromkreis ganz andere Züge fahren. Nur zusammenstoßen dürfen sie nie.
Der Serientäter – ein Doppelleben
D as Spiel mit dem Feuer ist seine Sucht. Der Serientäter ist fast so etwas wie ein »Borderliner« und will eigentlich entdeckt werden, mit großem Getöse auffliegen. Er spielt ein perfides Spiel, bei dem es nicht um eine Beziehung oder um Liebe geht. Seine Partnerinnen sind nur Figuren in einem Spiel. Dennoch ist ein Serientäter besonders aufmerksam, er meldet sich regelmäßig, überschüttet seine Partnerin mit Liebesbeweisen, lustigen Ideen und ernsthaften Heiratsversprechen, schwärmt von Kindern und der gemeinsamen Zukunft. Sehnsüchte und unerfüllte Wünsche weiß er bestens für sich zu nutzen, und wer von sich meint, »ich würde es in jedem Fall merken, wenn man mir etwas vormacht«, ist deshalb noch lange nicht gegen ihn gefeit. Ein Serientäter zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht einfach nur eine weitere Geliebte hat, sondern viele. Er führt eine innerliche Treppe im Kopf, auf der er seine Frauen, entsprechend ihrer Rangordnung, auf höheren oder tieferen Stufen einordnet. Sein Ziel ist es, möglichst viele Frauen gleichzeitig auf dieser Treppe zu halten, um so gleichzeitig über sie verfügen zu können. Als Analogie dazu kann man sich einenTellerdreher in einem Zirkus vorstellen. Sein Ziel ist es, möglichst viele Teller gleichzeitig am Drehen zu halten. Dabei müssen die einzelnen Teller, wie bei einem Serientäter die einzelnen Beziehungen, in regelmäßiger Abfolge neu beschleunigt werden, damit sie sich immer weiterdrehen.
Dabei weiß er sehr geschickt mit seinem Doppelleben umzugehen, denn seine Motivation besteht hauptsächlich in vielen wechselnden Geschlechtspartnerinnen zur permanenten Stärkung seines (schwachen) Selbstwertgefühls. Seine Partnerinnen halten ihn für stark, gutaussehend und eloquent, sie würden niemals vermuten, dass er tatsächlich schwach ist. Es ist eine Kunst für ihn, dieses suchtartige Spiel mit dem Feuer. Und »Sex mit der Ex« ist dabei noch eine harmlose Variante. Eine Chance, dem Verführer auf die Spur zu kommen, ist sein zwanghaftes Öffnen kleiner Hintertürchen, die es ihm bei einer Trennung ermöglichen, wieder zurückzukommen. Das Angebot der Freundschaft gehört genauso dazu wie eine plötzliche, schmerzhafte Trennung, die die Begehrlichkeit auf seine Person steigert. Er macht sich interessant durch seine nicht ganz zu durchschauende geheimnisvolle Art. Dabei geht er so vor, dass er – der jeweiligen psychischen Disposition und Erziehung seiner Frauen angepasste – Geschichten erfindet, die einen kurzzeitigen »Ausstieg« aus der Liebesbeziehung als verständlich und entschuldbar erscheinen lassen. Es kann sich, wie bei Matthias, um die Betreuung eines Kindes, die Sorge um ein Familienmitglied, eine langjährige Ehe, aber auch umfrei erfundene Mitleidsgeschichten handeln, die keinerlei Bezug zur Realität haben. Der Serientäter ist ein Grenzgänger, also jemand, der permanent an den Rand des Abgrunds seiner Existenz, seines Lebens oder seiner selbstgewählten Rolle geht. Die Gefahr, aufzufliegen oder sich sogar gesundheitlich zu übernehmen, ist immanenter Bestandteil seiner Konstitution und zeichnet diesen Typus Mann aus. Sein Spiel ist deshalb so perfide und auch so schwer zu erkennen, weil der Serientäter, jedenfalls partiell, selbst
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