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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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ist legitim, sich die tollsten Dinge zu erträumen, aber dies von einem Partner einzufordern oder, noch schlimmer, stillschweigend zu erwarten, endet ganz gewiss im Frust. Einer gelingenden Beziehung liegtjedenfalls zuerst einmal vor allem ein Realitätsprinzip zugrunde. Von einer unausgeschlafenen, völlig erschöpften jungen Mutter kleiner Kinder kann man nicht erwarten, dass sie sich abends vom Kronleuchter schwingt, um ihrem Partner ein ausschweifendes Sexualleben zu bescheren. Ebenso wenig kann man darauf hoffen, dass ein offensichtlich aggressiv-gehemmter Mann, den sich eine Frau gewählt hat, weil er freundlich, weich, bescheiden und anpassungsbereit ist, über Nacht zum wilden Hengst wird. Man kann von einem Partner nicht erwarten, dass er alles erfüllt, beziehungsweise man ist schon selbst für das verantwortlich, was man bekommt – und was nicht. Wer sich an den »tollen Hengst« nicht herantraut, weil das eigene Selbstbewusstsein dafür nicht reicht, darf sich nicht wundern, sexuell bei einer mittelmäßigen Alternative zu landen.
    Hanna, auch Mariechen genannt, ist die Frau von Robert und ein konservativ erzogenes Faltenrockmädchen aus bester Hamburger Familie. Vor kurzem hat sie eine kleine Galerie in der Speicherstadt eröffnet und zeigt in ihren Ausstellungsräumen bevorzugt junge Fotokünstler. Auf einer Vernissage ihrer künstlerischen Neuentdeckung Richard König begegnete sie Dragan, dessen Freundin gerade von König porträtiert worden war, und fand in ihm den Mann ihrer sexuellen Träume. Einen ganzen Tag und eine Nacht verlebte sie mit ihm, wie in einem grenzenlosen Rausch. Nachdem sie ihr Barbour-Jäckchen einmal abgelegt hatte, erlebte Mariechen fast alles, was sie sich in ihren sexuellen Masturbationsphantasienschon immer erträumt hatte. Doch wiedersehen wollte sie Dragan nicht – auf keinen Fall. Es waren nicht ihr Mann Robert oder die Kinder, die ihr ein schlechtes Gewissen machten. Nein, sie hatte vielmehr Angst, dass der Rausch sie aus dem Rahmen ihres bürgerlichen Daseins werfen könnte. Mariechen hatte in der Zeit, in der Robert mit Martina, der Rundfunkmoderatorin, zusammen war, eine Beziehung mit einem erotisch und sexuell eher unbeholfenen jungen Rechtsanwalt. Es ist kaum vorstellbar, dass dieser Spezialist für Insolvenzrecht auch nur annähernd eine Idee von den wahren sexuellen Phantasien seiner Partnerin hatte, geschweige denn zu einem leidenschaftlichen Frauenverführer hätte mutieren können, um einen »Eisblock« zum Schmelzen zu bringen, wie sich Hanna das gelegentlich erträumte. Sein Bild von Hanna hat sich wohl eher von Äußerlichkeiten abgeleitet, und ihm fehlte vielleicht auch schlicht die Vorstellungskraft, um in ihr etwas anderes zu sehen als die wohlerzogene Tochter aus gutem Haus.
    Dem jungen Rechtsanwalt ist kein Vorwurf zu machen. Es wäre vielmehr an ihr gewesen, da sie ihm an sexueller Erfahrung und Aggressivität deutlich überlegen ist, sich für ihre Bedürfnisse auch den richtigen Partner zu suchen. Der Begehrende ist also selbst gefragt, wenn es darum geht, Wünsche zu realisieren. Wer sich in einem Single-Portal im Internet mit einem Mann verabredet, dessen Nickname »Bärchen_bln«, »Knuddel_01« oder »Ganz_ Lieb_69« heißt, wird kaum einen aggressiven Liebhaber erwarten können. Anders gesagt: Die eigenen Wünschedürfen die Kräfte und das Vorstellungsvermögen des Partners nicht überfordern. Hanna hat eigentlich Angst davor, einem sexuell so fordernden Mann wie Dragan nicht gerecht werden zu können. Diese Angst vor ihrer möglichen Unzulänglichkeit steht einer erfüllten Partnerschaft im Weg. Sie müsste zuerst einmal für sich selbst klären, worin ihre Begrenzungen liegen und woher sie rühren. Stattdessen hat sie sich, trotz der dauerhaften Unerfülltheit von Wünschen und Bedürfnissen auf beiden Seiten, nach ihren Erfahrungen mit dem jungen Rechtsanwalt, in ihrer Ehe mit Robert eingerichtet. Und sucht in gelegentlichen Affären eine Erfüllung, die sich darin gar nicht einstellen kann.

Der Betrüger
    E in ganz anderes Kaliber und alles andere als ein »Stino« ist der Betrüger. Das Desinteresse der männlichen Durchschnittsfraktion ist ihm völlig fremd. Im Gegenteil, er bettet seine Opfer geradezu auf Rosen und versteht es glänzend, sie zu täuschen. Woran man ihn erkennt, den Betrüger, den charmanten Verführer, in welchen Variationen er auftritt und welche Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind, um ihn in die Flucht zu schlagen,

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