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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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ging auf den Altar zu und kniete auf einer der unteren Stufen nieder. Faith sah, wie er die Lider senkte, und hörte ihn leise vor sich hinmurmeln. Sosehr sie sich bemühte, sie konnte die Worte, die er sprach, nicht verstehen. Doch sie spürte die Kraft, die von ihnen ausging. Sie ließ die Kerzenflammen flackern und prickelte wie elektrische Energie auf Faiths Haut.
    Einen Moment lang sah es dennoch so aus, als würde gar nichts geschehen. Sie musste an seine Worte denken. Er hatte gesagt, dass er nicht wusste, ob es (was immer dies auch sein mochte) überhaupt funktionieren konnte. Sollten seine Bemühungen also tatsächlich nicht von Erfolg gekrönt werden? Würde er mit seinem Vorhaben scheitern?
    Doch dann geschah etwas, womit Faith nicht gerechnet hatte: Von einer Sekunde auf die andere erhellte ein grelles weißes Licht die Kirche. Geblendet kniff Faith die Augen zusammen. Dann hörte sie ein gedämpftes Summen, und als sie die Augen öffnete, schwebte ein golden leuchtender Ring gleich neben Jake etwa zwei Meter über dem Boden in der Luft.
    Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte Faith das Wesen an, das sich sogleich aus dem Licht manifestierte. Es war ein junger Mann, etwa im selben Alter wie Jake und auch fast so attraktiv. Dunkles Haar umrahmte ein kantiges Gesicht mit hohen Wangenknochen, fein geschwungenen Lippen und dunklen Augen, die im Zwielicht beinahe schwarz wirkten. Seine Umrisse blieben ein wenig unscharf, so, als wäre er nicht wirklich hier. Als wäre das, was sie sah, nur ein fahles Abbild der Realität. Seine Füße schwebten immer noch mehr als einen halben Meter über dem Boden, zudem schien eine Brise durch sein Haar zu wehen, obwohl es im Inneren der Kirche absolut windstill war.
    „Warum hast du mich gerufen?“ Die Miene des Fremden drückte völlige Missbilligung aus.
    Jakes Antwort kam prompt. „Weil ich deine Hilfe brauche. Es geht um einen deiner Schützlinge. Will Moningham.“
    „Die reine Seele.“
    „Du weißt es also auch.“
    „Inzwischen weiß es jeder.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht fassen, dass ich es nicht schon die ganze Zeit gespürt habe. Warum habe ich nicht gemerkt, dass er es ist? Da war die reine Seele unmittelbar vor meiner Nase, und ich habe sie nicht erkannt.“
    „Das konntest du gar nicht“, entgegnete Jake. „Die Cherubim haben es mir erklärt. Die reine Seele bleibt so lange im Verborgenen, bis sich ihr Träger ihrer würdig erwiesen hat – was frühestens ab dem Tag seines elften Geburtstags geschehen kann. Und selbst das nur dann, wenn dieser Mensch in der vorangegangenen Zeit keinerlei Sünde begangen hat.“ Er lachte bitter auf. „Warum, glaubst du, hat es sonst so viele Jahrhunderte gedauert, ehe sie wieder zum Vorschein kam?“
    Will? Schützling? Plötzlich verstand Faith, und nichts hielt sie mehr auf ihrem Platz. „Moment mal!“, rief sie und stürmte nach vorn. Direkt neben Jake blieb sie stehen und blickte den Unbekannten fragend an. „Soll das heißen, Sie sind Wills … Schutzengel?“ Es hatte sie Mühe gekostet, dieses Wort überhaupt auszusprechen. Immer noch weigerte sich ihr Verstand zu glauben, dass so etwas überhaupt existierte.
    Langsam solltest du dich wohl daran gewöhnen, dass es tatsächlich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als die Schulweisheit erklären kann, Faith Moningham. Und nach allem, was du erlebt hast, seit du in Brighton angekommen bist, dürfte dir das doch eigentlich gar nicht schwerfallen …
    Der Unbekannte – Wills Schutzengel – stieß ein wütendes Schnauben aus, als sein Blick auf Faith fiel.
    „Was macht sie hier? Ein Mensch? Wie kannst du es wagen …“
    „Sie ist in Ordnung.“ Jake ging dazwischen, bevor der andere ihr zu nahe kommen konnte. „Sie ist Wills Schwester. Und sie hat Angst um ihren Bruder.“
    Der andere schwieg, schien sich aber zu beruhigen, wenn auch nur widerwillig.
    Jake atmete hörbar aus. „Faith“, sagte er schließlich, „das ist Laureus, der Schutzengel deines Bruders.“
    „Schutzengel? Ja, aber wenn Will einen Schutzengel hat, warum befindet er sich dann in Gefahr?“ Sie wandte sich an Laureus. „Warum haben Sie ihm nicht geholfen? Wäre das nicht Ihr … Job gewesen?“
    Laureus stieß einen halb belustigten, halb gereizten Laut aus. „Ihr Menschen seid wirklich goldig. Meistens glaubt ihr nicht einmal daran, dass es Engel überhaupt gibt, und wenn ihr es doch tut, weil es euch gerade gelegen käme, erwartet ihr, dass

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