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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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wir Wunder vollbringen können.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber das können wir genauso wenig wie ihr Menschen.“
    „Er hat recht, Faith“, stimmte Jake ihm zu. „Das macht die Arbeit eines Schutzengels so schwer und deprimierend: Wir müssen auf unsere Schützlinge aufpassen, können zugleich aber nichts vorhersehen oder wirklich verhindern. Im Grunde können wir immer nur Hinweise geben und versuchen, die Dinge in die richtige Richtung zu lenken. Mehr nicht. Und außerdem ist jeder von uns für sehr viel mehr als nur einen Menschen zuständig. Als ich noch … ehe ich verbannt wurde, hatte ich mitunter zwanzig Schützlinge zur gleichen Zeit.“
    „Haben Sie das bei meinem Bruder auch getan?“, fragte Faith zögernd. „Ihn angeleitet?“
    Laureus nickte. „Selbstverständlich habe ich das! Ich habe versucht, ihn zu schützen, soweit es in meiner Macht lag. Aber leider war die andere Kraft stärker als ich.“
    „Die andere Kraft?“
    „Ja, die Kraft, die ihn in die Hände der Finsternis gelockt hat.“
    „Aber wo befindet er sich jetzt?“, mischte sich Jake ein. „Wo ist Faiths Bruder, Laureus? Ich muss es wissen. Jetzt! Deshalb habe ich dich gerufen.“
    Der Schutzengel seufzte leise. „Ich bin fast froh, dass du es getan hast, denn der Junge schwebt in höchster Gefahr. Wir müssen uns beeilen, ehe es ihnen gelingt, das Ritual durchzuführen.“
    „Wo, Laureus?“, drängte Jake. „Wo?“
    Laureus nannte ihm den Ort. Sie machten sich sogleich alle auf den Weg dorthin – jeder auf seine Weise.
    Der zu Beginn des Abends noch sternklare Himmel hatte sich zugezogen. Tief hingen die Wolken über dem Pier. Der Wind trieb sie so schnell voran, dass der Mond nur hin und wieder als bleiche Scheibe zu sehen war. Das Meer, schwarz wie Teer, schien zu brodeln. Faith musste an die grässlichen Kreaturen denken, die sie aus dem Wasser hatte kriechen sehen. Mit schuppiger Haut und Leibern, aus denen Tentakel wuchsen. Nun sah es aus, als würde das ganze Meer aus diesen Wesen bestehen. Doch der Eindruck entsprang natürlich nur ihrer überreizten Fantasie – zumindest hoffte sie das.
    Sie erschauderte.
    Ursprünglich hatte es einmal zwei Vergnügungspiers in Brighton gegeben. Während der eine – Brighton Pier – nach wie vor für das Publikum geöffnet war, hatte der andere schon vor vielen Jahren bei einem schlimmen Sturm schweren Schaden genommen. Danach hatte es ein schweres Feuer gegeben, bei dem ein großer Teil der Konstruktion, die auf Pfählen und Streben aus Holz basierte, eingestürzt war. Das Betreten war verboten, Schilder warnten ausdrücklich vor einer Zuwiderhandlung, da permanent Einsturzgefahr bestand. Dass er nicht längst abgerissen worden war, lag daran, dass der gesamte Pier unter Denkmalschutz stand.
    Jake parkte direkt vor der Barrikade, die den Zugang zum Pier versperrte. Er stellte den Motor ab und stieg aus.
    Ungeduldig winkte er Faith heran. „Was ist?“, zischte er. „Uns läuft die Zeit davon.“ Dann besann er sich offenbar und sagte: „Okay, du wartest hier und überlässt mir die ganze Sache. Ich verspreche dir, dass ich mich um deinen Bruder kümmern werde und …“
    Doch das wollte Faith auf keinen Fall, und so zögerte sie nicht länger, sondern stieg aus dem Wagen. „Kommt nicht infrage“, entgegnete sie energisch. „Du gehst da nicht allein rein.“
    Kurz schien Jake zu erwägen, sich auf ein Streitgespräch mit ihr einzulassen. Aber offenbar kannte er sie bereits gut genug, um zu erkennen, dass sie sich nicht würde umstimmen lassen. Mit gerunzelter Stirn nickte er, bevor er sich brüsk abwandte und den morschen Steg zum Pier hinunterging. Er kletterte vollkommen mühelos auf die Absperrung. Als er oben angelangt war, streckte er seine Hand nach Faith aus und half ihr hinauf. Das Holz unter ihren Füßen knirschte bedenklich, als sie mit einem Satz auf der anderen Seite hinuntersprang. Einen Moment lang fürchtete sie, dass die gesamte Konstruktion unter ihr einkrachen und mit ihr zusammen ins Meer stürzen würde. Doch nichts dergleichen geschah.
    Ihr Herzschlag beruhigte sich langsam. Allerdings nur so lange, bis sie sich in Erinnerung rief, dass sie im Begriff stand, geradewegs in die Höhle des Löwen zu marschieren. Und zwar ohne etwas, das man einen wirklichen Plan nennen konnte.
    Jake hatte lediglich davon gesprochen, dass sie hineingehen und Will retten würden, ehe die Kreaturen der Finsternis die Gelegenheit erhielten, das Ritual an ihm

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