Schenk mir nur eine Nacht
über ihre Reaktion und schüttelte den Kopf. "Deine Mutter hat es taktvoll umschrieben.
Sie hat über deine Freundschaft mit Alan geredet und mich als seine Schwester vorgestellt. Ich würde mich eine Zeit lang in Buenos Aires aufhalten, hat sie erklärt."
"Wirklich sehr taktvoll!" antwortete Luis verächtlich. "Es ging dabei hauptsächlich um dich, Shontelle, und nicht um Christina, die offenbar dabei mitgewirkt hat, dich aus meinem Leben zu vertreiben."
Stimmte das? Aber es wäre ja auch verständlich gewesen, dass Christina die Frau, mit der Luis schlief und die seine Geliebte war, loswerden wollte. Sie war gerade von einer Europareise zurückgekehrt, und es musste ärgerlich für sie gewesen sein, zu erfahren, dass der Mann, den sie heiraten wollte, sich mit einer anderen Frau amüsierte.
Während des Lunchs hatte sie jedoch sehr natürlich und ungekünstelt über ihre Zukunft mit Luis geredet, so dass Shontelle nicht hätte sagen können, ob die junge Frau die Zusammenhänge ahnte oder nicht. Doch Christina und Luis'
Mutter hatten ihr, Shontelle, auf jeden Fall den Appetit verdorben. Sie hatte auch keine Lust mehr gehabt, noch länger mit Luis zusammen zu sein, sondern sich entschlossen, sogleich nach Australien zurückzufliegen. Das Gefühl, nicht zu diesen Leuten zu gehören, war so stark, dass ihr übel geworden war.
Sie erinnerte sich, wie sie die Dekoration mitten auf dem Tisch betrachtet hatte, ein wunderschönes Kunstwerk aus Silber.
Es war ein Baum, der auf einem Grashügel emporragte.
Zwischen den Wurzeln lagen drei Rehe, die sich auszuruhen schienen. Das obere Ende des Baumstamms ging in ein Gefäß über, in dem ein Strauß roter Rosen steckte. Er sah aus wie das Laub des Baums. Die Äste des Baums endeten alle in kleinen Gefäßen, und darin steckten kleinere oder größere rote Rosen.
Der Effekt war verblüffend und der Duft der Blüten für Shontelles Geschmack viel zu intensiv gewesen. Seit dem Tag hasste sie rote Rosen.
"Hat Christina einen Verlobungsring getragen?" fragte Luis.
"Nein. Sie hat jedoch erzählt, was für einen sie sich wünscht, einen mit einem ovalen gelben Diamanten, eingefasst von zwei Reihen weißer Diamanten."
Luis fluchte auf Spanisch vor sich hin, aber so leise und so schnell, dass Shontelle kein Wort verstand.
"Trotz allem, was du da gehört und gesehen hattest, hast du am Abend noch im Apartment auf mich gewartet", sagte er schließlich kurz angebunden.
"Ich wollte nicht glauben, dass du mich einfach nur benutzt hattest. Und ich hoffte, du hättest vielleicht den Plan aufgegeben, Christina zu heiraten", erwiderte sie wehmütig.
"Warum hast du dann nicht mit mir darüber geredet?"
Weil ich immer noch mit ihm zusammen sein und mich mit der Wahrheit nicht auseinander setzen wollte, jedenfalls nicht bis zu jenem Anruf, überlegte sie.
Dann seufzte sie, wie um sich von einer schweren Last zu befreien. Es erleichterte sie jedoch nicht. "Deine Mutter hat dich an dem Abend angerufen, das stimmt doch, Luis, oder etwa nicht? Sie hatte mir gegenüber erwähnt, sie würde uns .beide für den nächsten Sonntag zum Lunch einladen."
"Das hat sie aber nicht getan", erklärte er hitzig.
"Luis, ich habe deine Ausreden selbst gehört. Es klang sogar so, als würdest du dich über ihren Vorschlag ärgern."
"Es ging um etwas ganz anderes. Sie verlangte, dass ich Christina auf eine Party begleitete. Es hatte nichts mit dir zu tun, Shontelle, überhaupt nichts!" Er lachte verächtlich auf. "Du liebe Zeit, ich war tatsächlich damals überzeugt, du seist immer noch sicher vor ihr! Es ist einfach unglaublich, dass ich so dumm war."
Jetzt verstand Shontelle gar nichts mehr. Sie war irritiert.
Hatte Luis etwa Angst vor seiner Mutter? Über wie viel Macht und Einfluss verfügte Elvira eigentlich?
"Meine Mutter hatte mit dir vereinbart, dass sie mich anrief.
Aus meiner Reaktion solltest du erkennen können, ob ich es mit dir ernst meinte oder nicht. So hatte sie es geplant, oder?" fragte er hart.
Shontelle stellte ihm die Situation so dar, wie sie sie empfunden hatte. "Ich dachte, es sei eine Sache unter uns Frauen gewesen und sie hätte mich nur darauf aufmerksam machen wollen, woran ich mit dir wirklich war."
"Als du dann meine ablehnenden Antworten hörtest, warst du überzeugt, ich wollte dich weiterhin vor meiner Familie verbergen und du seist nur meine Geliebte, stimmt's?" fuhr er sie an.
"Ja", gab sie zu.
"In der Nacht hast du aufgehört, mich zu lieben."
Sie hatte
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