Schenk mir nur eine Nacht
sich danach gesehnt, noch ein letztes Mal mit ihm zusammen zu sein, doch dann hatte sie nicht auf seine Zärtlichkeiten reagieren können. Immer wieder war Christinas Bild vor ihr aufgestiegen, und sie hatte nicht mehr glauben können, dass Luis sie liebte.
"Ich kam mir ... benutzt vor", erklärte sie erschöpft.
"Deshalb hast du den Spieß umgedreht und so getan, als hättest du mich benutzt."
"Ja."
"Für dich gab es demnach nur zwei Möglichkeiten - Heirat oder Trennung."
Er hatte kein Recht, so etwas zu behaupten, denn sie hatte ihn bedingungslos geliebt und wäre auch ohne Trauschein bei ihm geblieben. "So weit waren wir doch noch gar nicht, Luis", erinnerte sie ihn gereizt.
"Stimmt. Deshalb hatte ich dich auch noch nicht meiner Mutter vorgestellt, die mit mir etwas ganz anderes vorhatte"
"Du musst gewusst haben, was sie plante", wandte Shontelle ein. "Es war doch nicht zu übersehen."
Er machte eine verächtliche Handbewegung. "Sie hat dich getäuscht. Wenn du mit mir darüber gesprochen hättest ... Aber nein, du hast lieber geglaubt, ich würde Christina heiraten und für dich und mich würde es keine gemeinsame Zukunft geben."
"Wenn du Christina geheiratet hättest, wäre ich sowieso aus deinem Leben verschwunden, Luis."
"Von mir wird Christina Gallardo nie den Ring mit dem gelben Diamanten bekommen! Niemals! Mir ist jetzt klar, dass sie mich genauso manipulieren will, wie meine Mutter es tut.
Auf die beiden werde ich nicht mehr hereinfallen", erklärte er leidenschaftlich.
Shontelle schwieg. Mit den Machtspielen in Luis' Leben hatte sie nie etwas zu tun gehabt. Offenbar war sie das Opfer einer Intrige geworden, aber das hatte sie damals nicht geahnt.
Macht verdirbt den Charakter, dachte sie plötzlich. Sie hatte sich nie danach gesehnt, Macht zu haben. Es erschien ihr irgendwie dunkel und unheimlich. Luis hatte ihr vorgeworfen, sie hätte ihm nicht vertraut. Doch wie konnte sie Menschen vertrauen, die in einer Welt lebten, in der sogar Mütter gegen ihre eigenen Söhne intrigierten?
Die Wahrheit, wenn es denn jetzt endlich die Wahrheit war, machte Shontelle weder glücklich noch zufrieden, sondern nur traurig.
Alan hat Recht gehabt, meine Beziehung mit Luis war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, ging es ihr durch den Kopf.
Die Liebe konnte eben doch nicht immer alle Hindernisse überwinden.
11. KAPITEL
Luis schloss die Augen. Er fühlte sich wie ein Ertrinkender, dessen ganzes Leben vor ihm abläuft. Und es gab keine Rettung, kein Zurück an einen besseren Ort. Diese Möglichkeit hatte er in der vergangenen Nacht verspielt.
Es hatte keinen Sinn, dass er sich ärgerte oder wütend auf sich war. Was geschehen war, konnte er nicht ungeschehen machen. Er hatte Shontelle, die Liebe, Freude, Lachen und unendlich viel Wärme in sein Leben gebracht hatte, für immer verloren. Sie war völlig unschuldig, er brauchte ihr nichts mehr vorzuwerfen. Sie war ein Opfer der Machtspiele geworden, die in seiner Welt üblich waren und die er allzu gut kannte. Er hatte geglaubt, sie aus allem heraushalten und mit ihr unbeschwert zusammen sein zu können.
Wie sehr hatte er sich getäuscht!
Vielleicht hätte er eine Chance gehabt, sie in der vergangenen Nacht zurückzugewinnen. Doch statt sich um sie zu bemühen, hatte er sie nur noch weiter von sich weggestoßen. Jetzt war sie für ihn unerreichbar. Den Panzer, mit dem sie sich umgeben hatte, konnte er nicht mehr durchdringen. Sie hatte ihn aus ihrem Leben ausgeschlossen. Und das geschah ihm recht. Denn es war seine eigene Schuld.
Auch Alan hatte er unrecht getan, er war genauso unschuldig wie Shontelle. Hingegen hätten die wirklich Schuldigen beinah alles zerstört und sich über den Erfolg ihrer Intrigen und Manipulationen freuen können und ihr Ziel erreicht. Wenn es in La Paz keine Unruhen gegeben hätte und alles wie geplant verlaufen wäre, hätte er an diesem Abend Christina den Verlobungsring an den Finger gesteckt, und seine Mutter hätte dabei triumphierend gelächelt.
Aber das Blatt hatte sich gewendet. Nur weil Alan unbedingt einen Bus brauchte, ist es meiner Mutter nicht gelungen, das riesige Vermögen der Familien Martinez und Gallardo zu bündeln, überlegte er leicht ironisch. Er hätte es sogar geschehen lassen, was seine Mutter in der Überzeugung bestärkt hätte, sie würde ihm einen Gefallen tun. Es war jedoch durch nichts zu rechtfertigen, dass sie Shontelle, die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte, aus seinem Leben
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