Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
mit gebrochenem Arm, der sich die Beine in den Bauch stand und zuschaute. Der Arzt, von dem Cordelia vermutete, dass er mehr Erfahrungen mit Disruptorverletzungen hatte als ihr eigener Sanitätsoffizier, untersuchte Dubauer, dann wurde der Fähnrich den Sanitätern übergeben, damit sie ihn wuschen und zu Bett brachten »Sie werden bald noch einen Patienten bekommen«, sagte Cordelia zu dem Arzt, der einer von Vorkosigans vier Männern über vierzig war. »Ihr Kapitän hat eine wirklich üble Infektion an seinem Schienbein. Sie ist systemisch geworden. Und dann, ich weiß zwar nicht, was diese kleinen blauen Pillen sind, die ihr in euren Medizinbeuteln habt, aber nach dem, was er sagte, dürfte die, die er heute morgen genommen hat, jetzt bald ihre Wirkung verlieren.«
    »Dieses verdammte Gift«, murrte der Arzt. »Sicherlich, es ist wirksam, aber man könnte etwas weniger Ermüdendes finden. Gar nicht zu reden von den Schwierigkeiten, die wir damit haben, wenn einer nicht mehr davon loskommt.«
    Cordelia hatte den Verdacht, dass letzteres die Crux der Sache war. Der Arzt machte sich daran, den Antibiotika-Synthesizer in Betrieb zu nehmen und ihn für die Programmierung vorzubereiten. Cordelia beobachtete, wie der ausdruckslose Dubauer zu Bett gebracht wurde; dies war für ihn der Beginn, überlegte sie, einer endlosen Folge von Krankenhaustagen, so gerade und gleichförmig wie ein Tunnel, bis ans Ende seines Lebens.
    Der kalt flüsternde Zweifel, ob sie ihm einen Dienst erwiesen hatte, würde von jetzt an immer zu ihrem Vorrat an Gedanken für schlaflose Nächte gehören. Sie trödelte eine Weile bei ihm herum, denn sie wartete heimlich auf die Ankunft ihres anderen Expatienten.
    Vorkosigan kam schließlich herein, begleitet oder tatsächlich schon gestützt von ein paar anderen Offizieren, denen sie noch nicht begegnet war, und erteilte Befehle. Er hatte offensichtlich seine Zeit zu knapp kalkuliert, denn er sah jetzt erschreckend schlecht aus. Er war weiß im Gesicht, schwitzte und zitterte, und Cordelia dachte, sie könnte jetzt schon sehen, wo die Falten sein Gesicht durchziehen würden, wenn er siebzig wäre.
    »Hat man sich noch nicht um Sie gekümmert?«, fragte er, als er sie sah. »Wo ist Koudelka? Ich dachte, ich hätte ihm gesagt … – oh, da sind Sie ja. Sie bekommt die Admiralskabine. Hatte ich das schon gesagt? Und gehen Sie bei der Kleiderkammer vorbei und besorgen Sie ihr etwas zum Anziehen. Und ein Abendessen. Und eine neue Ladung für ihren Betäuber.«
    »Mir geht es gut. Sollten Sie sich nicht lieber selbst hinlegen?«, sagte Cordelia besorgt.
    Vorkosigan, immer noch auf den Beinen, wanderte im Kreis herum wie ein Aufziehspielzeug mit einer beschädigten Spiralfeder. »Ich muss Bothari rauslassen«, murmelte er. »Er wird jetzt schon Halluzinationen haben.«
    »Sie haben das gerade veranlasst, Sir«, erinnerte ihn einer der Offiziere.
    Der Sanitätsoffizier fing seinen Blick auf und nickte vielsagend in Richtung auf den Untersuchungstisch. Zusammen unterbrachen sie Vorkosigan in seinem Rundgang, beförderten ihn mit sanfter Gewalt auf den Untersuchungstisch und brachten ihn dazu, sich hinzulegen.
    »Es sind diese verdammten Pillen«, erklärte der Arzt Cordelia, aus Mitleid mit ihrem besorgten Blick. »Er wird am Morgen in Ordnung sein, abgesehen von Lethargie und höllischen Kopfschmerzen.«
    Der Arzt wandte sich wieder seiner Aufgabe zu, schnitt die stramme Hose von dem geschwollenen Bein weg und fluchte leise über das, was er darunter vorfand. Koudelka warf einen Blick über die Schulter des Arztes und wandte sich dann wieder Cordelia zu, mit einem falschen Lächeln im grünen Gesicht.
    Cordelia nickte und zog sich widerstrebend zurück; sie überließ Vorkosigan den Händen seiner Fachleute. Koudelka, der seine Rolle als Kurier zu genießen schien, obwohl ihm dadurch das Schauspiel der Rückkehr seines Kapitäns an Bord entgangen war, führte sie zum Materiallager, wo sie neue Kleidung bekam, verschwand mit ihrem Betäuber und brachte ihn pflichtgemäß voll aufgeladen zurück. Das schien ihm allerdings gegen den Strich zu gehen.
    »Ich kann damit sowieso nicht viel anstellen«, sagte sie auf seinen misstrauischen Blick hin.
    »Nein, nein, der Alte hat gesagt, dass Sie ihn haben sollten. Ich werde mich mit ihm nicht über Gefangene streiten. Das ist bei ihm ein heikles Thema.«
    »Das habe ich schon gehört. Ich darf darauf hinweisen, wenn Ihnen das hilft, die Dinge im richtigen Rahmen zu

Weitere Kostenlose Bücher