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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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so.«
    »Oder kurzerhand einen Mann für Verbrechen erschießen, an denen er nicht beteiligt war.«
    »Das war nicht kurzerhand. Er bekam zuerst ein summarisches Kriegsgerichtsverfahren. Und dadurch kamen die Dinge hier im Nu wieder in Ordnung. Jedenfalls wird es die Interstellare Gerichtskommission zufriedenstellen. Die werde ich auch am Hals haben, ab morgen. Sie untersuchen Übergriffe gegen Gefangene.«
    »Ich glaube, Sie haben zuviel Blut gesehen. Einzelne Menschenleben verlieren ihre Bedeutung für Sie.«
    »Ja. Es gab so viele. Es ist bald Zeit, den Dienst zu quittieren.« In seinem Gesicht und in seinen Worten fehlte jeglicher Ausdruck.
    »Wie hat der Kaiser Sie bestochen für diesen – außerordentlichen Mordanschlag? Sie unter all den Männern. War das Ihre Idee? Oder seine?«
    Er wich nicht aus und leugnete nicht. »Seine Idee, und die von Negri. Ich war nur sein ausführendes Organ.«
    Seine Finger zogen sanft an den Grashalmen, brachen einen nach dem anderen zart ab. »Er rückte nicht direkt damit heraus. Zuerst bat er mich, das Kommando der Invasion auf Escobar zu übernehmen. Er begann mit einer Bestechung – tatsächlich mit dem Posten des Vizekönigs dieses Planeten, sobald er kolonisiert wäre. Ich lehnte ab. Dann versuchte er es mit einer Drohung, sagte, er würde mich Grishnov ausliefern, ihn mich des Verrats anklagen lassen und dann kein kaiserliches Pardon gewähren. Ich sagte ihm, er sollte, zum Teufel, gehen, allerdings mit anderen Worten.
    Das war ein schlimmer Augenblick für uns beide. Dann bat er um Verzeihung. Nannte mich Lord Vorkosigan. Wenn er beleidigend sein wollte, nannte er mich Kapitän. Dann rief er Oberst Negri herein mit einem Dossier, das nicht einmal einen Namen trug, und das So-tun-als-ob hatte ein Ende.
    Vernunft. Logik. Argumente. Beweise.
    Wir saßen eine ganze endlose Woche in dem grünen Seidenzimmer in der kaiserlichen Residenz in Vorbarr Sultana, der Kaiser, Negri und ich, und gingen dieses Dossier durch, während Illyan sich im Vorraum die Beine in den Bauch stand und die Kunstsammlung des Kaisers studierte. Sie haben übrigens recht in Ihren Schlüssen über Illyan. Er weiß nichts über den wirklichen Zweck dieser Invasion.
    Sie haben den Prinzen kurz gesehen. Ich darf anfügen, dass Sie ihn von seiner besten Seite gesehen haben. Vorrutyer mag einmal sein Lehrer gewesen sein, aber der Prinz hatte ihn schon vor einiger Zeit übertroffen.
    Aber wenn er nur wenigstens zum Ausgleich eine Ahnung von politischem Dienst gehabt hätte, dann hätte – glaube ich – sein Vater ihm sogar die schlimmsten persönlichen Unsitten verziehen.
    Er war unausgeglichen, und er umgab sich mit Männern, deren Interesse es war, ihn noch unausgeglichener zu machen. Ein wahrer Neffe seines Onkels Yuri. Grishnov hatte die Absicht, durch ihn Barrayar zu regieren, wenn er auf den Thron käme. Auf eigene Initiative – Grishnov wäre bereit gewesen zu warten, glaube ich – hatte der Prinz in den letzten achtzehn Monaten zwei Attentatsversuche auf seinen Vater eingefädelt.«
    Cordelia stieß einen lautlosen Pfiff aus. »Ich beginne fast zu verstehen. Aber warum ihn nicht einfach still aus dem Weg schaffen? Sicherlich hätten es der Kaiser und Ihr Oberst Negri zusammen geschafft, wenn es überhaupt jemand konnte.«
    »Die Idee wurde diskutiert. Gott steh mir bei, ich meldete mich sogar freiwillig dafür, als eine Alternative zu diesem – Blutbad.«
    Er hielt inne. »Der Kaiser liegt im Sterben. Er hat keine Zeit mehr zu warten, dass dieses Problem sich von selbst löst. Er ist ganz besessen davon, dass er sein Haus bestellt zurücklässt.
    Das Problem ist der Sohn des Prinzen. Er ist erst vier. Sechzehn Jahre sind eine lange Zeit für eine Regentschaftsregierung. Nach dem Tod des Prinzen würden Grishnov und die ganze Ministerialpartei das Machtvakuum ausfüllen, wenn sie intakt blieben.
    Es war nicht genug, den Prinzen zu töten. Der Kaiser glaubte, dass er die ganze Kriegspartei vernichten müsste, und zwar so wirksam, dass sie sich eine ganze weitere Generation nicht wieder erheben würde. Also war da zuerst ich, der über die strategischen Probleme mit Escobar nörgelte. Dann kam über Negris eigenes Geheimdienstnetz die Information über die Plasmaspiegel. Der militärische Geheimdienst hatte sie nicht.
    Dann wieder ich mit der Nachricht, dass der Überraschungseffekt verloren war. Wissen Sie, dass er einen Teil davon auch unterdrückte? Es konnte nur eine Katastrophe geben. Und dann

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