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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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los. »Nein, Leutnant. Ich habe sie nicht vergessen.«
    »Darf ich Ihnen gratulieren, Sir?« Er lächelte.
    »Nein, Leutnant.«
    Sein Lächeln verschwand. »Ich – verstehe nicht, Sir.«
    »Das ist ganz in Ordnung, Leutnant.«
    Sie gingen weiter, Cordelia mit ihren Händen in den Taschen, Vorkosigan mit den seinen auf dem Rücken verschränkt.
    Die meisten der escobaranischen Frauen waren schon mit dem Shuttle zu dem Schiff hinaufgeflogen, das angekommen war, um sie nach Hause zu holen, als spät am nächsten Nachmittag ein adretter barrayaranischer Wachsoldat an der Tür ihrer Unterkunft erschien und Captain Naismith zu sprechen verlangte.
    »Der Admiral lässt Sie grüßen, Madame, und er will wissen, ob Sie die Daten auf der Gedenktafel überprüfen wollen, die er für Ihren Offizier hat anfertigen lassen. Sie ist in seinem Büro.«
    »Ja, gewiss.«
    »Cordelia, um Gottes willen«, zischte Leutnant Alfredi, »gehen Sie dort nicht allein hinein.«
    »Es ist in Ordnung«, erwiderte sie murmelnd und ungeduldig. »Vorkosigan ist in Ordnung.«
    »So? Und was wollte er gestern von Ihnen?«
    »Ich habe es Ihnen schon gesagt, es ging um die Sache mit der Gedenktafel.«
    »Das kann doch nicht zwei volle Stunden gedauert haben. Wissen Sie, dass Sie so lange weg waren? Ich habe gesehen, wie er Sie anschaute. Und Sie – Sie kamen zurück und sahen aus wie eine lebende Leiche.«
    Cordelia wies ihre besorgten Proteste gereizt ab und folgte dem äußerst höflichen Wachsoldaten zu den Lagerhöhlen. Die planetarischen Verwaltungsbüros der barrayaranischen Streitkräfte waren in einer der Seitenhallen eingerichtet.
    In ihnen herrschte eine vorsichtig geschäftige Stimmung, die auf die nahe Anwesenheit von Stabsoffizieren schließen ließ, und als sie Vorkosigans Büro betraten (sein Name und sein Rang wurden auf einer schönen Tafel verkündet, über dem Geschmier, das seinem Vorgänger gegolten hatte), da fanden sie ihn tatsächlich drinnen anwesend.
    Illyan, ein Kapitän und ein Kommodore waren mit ihm um ein Computerterminal gruppiert, offensichtlich war gerade eine Art Lagebesprechung im Gange. Er brach ab, um sie mit einem vorsichtigen Nicken zu begrüßen, das sie auf gleiche Art beantwortete. Obwohl meine Augen genau so hungrig aussehen wie die seinen, dachte sie. Dieses Menuett der guten Manieren, das wir veranstalten, um unsere privaten Gefühle vor der Masse zu verbergen, nützt gar nichts, wenn wir nicht unsere Blicke besser verbergen.
    »Sie liegt auf dem Tisch des Schreibers, Cor … – Captain Naismith«, dirigierte er sie mit einer Handbewegung. »Schauen Sie sie sich bitte an.«
    Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Offiziere.
    Es war eine einfache Stahltafel, die dem Standard des barrayaranischen Militärs entsprach; Rechtschreibung, Zahlen und Daten waren alle in Ordnung. Cordelia nahm die Tafel kurz in die Hand. Sie sah sicher so aus, als würde sie halten. Vorkosigan beendete seine Sitzung und kam an ihre Seite.
    »Ist es gut so?«
    »Schön.« Sie lächelte ihm zu. »Konnten Sie das Grab finden?«
    »Ja, Ihr Lager ist noch aus geringer Höhe aus der Luft sichtbar, eine weitere Regenzeit wird es allerdings auslöschen.«
    Die Stimme des diensthabenden Wachsoldaten drang zu ihnen herüber; an der Tür gab es irgendeine Aufregung. »Das sagen Sie. Soweit ich weiß, könnten das auch Bomben sein. Sie können sie nicht da hineinbringen!«
    Darauf antwortete eine andere Stimme: »Er muss es persönlich unterschreiben. So lauten meine Befehle. Ihr Burschen führt euch auf, als hättet ihr den verdammten Krieg gewonnen.«
    Der zweite Sprecher, ein Mann in der dunkelroten Uniform eines escobaranischen Medizintechnikers, kam rückwärts durch die Tür, gefolgt von einer Schwebepalette an einer Steuerleitung, die wie ein bizarrer Ballon aussah. Sie war beladen mit großen Kanistern, jeder etwa einen halben Meter hoch, die mit Steuertafeln und Zugriffsöffnungen versehen waren. Cordelia erkannte sie sofort und erstarrte; ihr wurde fast übel.
    Vorkosigan blickte verständnislos drein.
    Der Techniker blickte sich um. »Ich habe eine Quittung hierfür, auf der Admiral Vorkosigans persönliche Unterschrift erforderlich ist. Ist er hier?«
    Vorkosigan trat vor.
    »Ich bin Vorkosigan. Was ist das hier … hm …«
    »Medizintechniker«, flüsterte ihm Cordelia als Hinweis zu.
    »Medizintechniker?«, beendete Vorkosigan seine Frage glatt, obwohl der ärgerliche Blick, den er ihr zuwarf, darauf schließen

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