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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Ekel. Wissen Sie, ich glaube, dass Sie die Wahrheit gesagt haben – Sie müssen Aral einmal geliebt haben, um ihn so zu hassen. Ich frage mich, was er Ihnen angetan hat. Sie zurückgewiesen, höchstwahrscheinlich. Diesen Schmerz könnte ich verstehen. Vielleicht sind wir eigentlich in einigen Punkten einer Meinung …«
    Mehta regulierte einen anderen Drehschalter an ihrem Kasten, runzelte erneut die Stirn, drehte wieder zurück. Admiral Vorkosigan, Ach, Liebster, lass uns einander treu sein … Cordelia richtete ihren Blick müde auf Mehtas blaue Uniform. Sie wird einen Geysir bekommen, wenn sie hier einen Brunnen bohrt – vermutlich weiß sie es schon, sie macht sich eine weitere Notiz …
    Mehta blickte auf ihr Chronometer und beugte sich mit erhöhter Aufmerksamkeit vor. »Lassen Sie uns über Admiral Vorkosigan reden.«
    Lassen Sie uns nicht , dachte Cordelia. »Was ist mit ihm?«
    »Wissen Sie, ob er viel im barrayaranischen Nachrichtendienst arbeitet?«
    »Ich glaube nicht. Seine Hauptfunktion scheint Taktiker im Stab zu sein, wenn … wenn er nicht auf Patrouillendienst ist.«
    »Der Schlächter von Komarr.«
    »Das ist eine verdammte Lüge«, sagte Cordelia automatisch und wünschte sich sofort, sie hätte nicht gesprochen.
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«, fragte Mehta.
    »Er selbst.«
    »Er selbst. Aha.«
    Ich werd’s Ihnen zeigen, von wegen ›Aha‹ – nein. Kooperation! Ruhig bleiben! Ich bin ruhig … Wenn die Frau nur ihre Zigarette entweder zu Ende rauchen oder ausmachen würde. Meine Augen brennen schon davon.
    »Welchen Beweis hat er Ihnen gegeben?«
    Keinen , erkannte Cordelia. »Sein Wort, nehme ich an. Seine Ehre.«
    »Ziemlich vage.« Sie machte sich eine weitere Notiz. »Und Sie haben ihm geglaubt?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es – schien im Einklang mit dem zu stehen, was ich von seinem Charakter sah.«
    »Sie waren sechs Tage lang seine Gefangene, nicht wahr, auf jener Erkundungsmission?«
    »Stimmt.«
    Mehta klopfte mit ihrem Lichtgriffel auf den Tisch, sagte geistesabwesend »hm« und blickte durch Cordelia hindurch. »Sie scheinen von Vorkosigans Wahrhaftigkeit ganz überzeugt zu sein. Sie glauben also nicht, dass er Sie je angelogen hat?«
    »Nun – ja, aber schließlich war ich ja eine feindliche Offizierin.«
    »Und doch scheinen Sie seine Aussagen fraglos zu akzeptieren.«
    Cordelia versuchte zu erklären. »Das Wort eines Mannes ist für einen Barrayaraner mehr als nur ein vages Versprechen, zumindest für die altmodischen Typen. Himmel, es ist sogar die Grundlage ihrer Regierung, Lehenseide und all das.«
    Mehta stieß einen tonlosen Pfiff aus. »Sie billigen also jetzt die barrayaranische Regierungsform, nicht wahr?«
    Cordelia rutschte verlegen hin und her. »Nicht direkt. Ich fange gerade nur an, sie ein bisschen zu verstehen, das ist alles. Man könnte sie dazu bringen, dass sie funktioniert, nehme ich an.«
    »Also diese Geschichte mit seinem Ehrenwort – Sie glauben, dass er es nie bricht?«
    »Nun ja …«
    »Er bricht es also.«
    »Ich habe gesehen, wie er es getan hat. Aber die Opfer waren riesig.«
    »Er bricht es also um einen Preis.«
    »Nicht um einen Preis. Unter Opfern.«
    »Ich verstehe den Unterschied nicht.«
    »Ein Preis ist etwas, das man bekommt. Ein Opfer ist etwas, das man verliert. Er hat – viel verloren, in Escobar.«
    Das Gespräch geriet auf gefährliches Gelände. Muss das Thema wechseln, dachte Cordelia schläfrig. Oder ein Nickerchen machen … Mehta schaute wieder nach der Zeit und studierte gespannt Cordelias Gesicht. »Escobar«, sagte sie.
    »Aral hat in Escobar seine Ehre verloren, wissen Sie. Er sagte, er werde danach heimgehen und sich betrinken. Escobar hat ihm das Herz gebrochen, glaube ich.«
    »Aral … Sie nennen ihn beim Vornamen?«
    »Er nennt mich ›lieber Captain‹. Ich dachte immer, das wäre komisch. In gewisser Weise ist es sehr aufschlussreich. Er hält mich wirklich für einen weiblichen Soldaten. Vorrutyer hatte wieder recht – ich glaube, ich bin für Aral die Lösung eines Problems. Ich bin froh …« Im Zimmer wurde es warm. Sie gähnte. Die Rauchfäden schlängelten sich um sie wie Ranken.
    »Soldat.«
    »Er liebt seine Soldaten, wissen Sie. Wirklich. Er ist voll von diesem eigenartigen barrayaranischen Patriotismus. Alle Ehre dem Kaiser. Der Kaiser scheint ihrer kaum würdig zu sein …«
    »Kaiser.«
    »Armer Kerl. Gequält wie Bothari. Vielleicht genauso verrückt.«
    »Bothari? Wer ist Bothari?«
    »Er spricht mit

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