Scherben der Ehre
Dämonen. Die Dämonen antworten. Bothari würden Sie mögen. Aral mag ihn. Ich auch. Der Kerl wäre gut als Begleitung für Ihre nächste Fahrt zur Hölle. Er spricht die dortige Sprache.«
Mehta runzelte die Stirn, drehte an ihren Schaltern herum und klopfte mit einem langen Fingernagel auf ihr Display. Dann nahm sie das vorherige Stichwort nochmals auf. »Kaiser.«
Cordelia konnte kaum ihre Augen offenhalten. Mehta zündete eine weitere Zigarette an und legte sie neben der Kippe der ersten ab.
»Prinz«, sagte Cordelia. Darf nicht über den Prinzen reden …
»Prinz«, wiederholte Mehta.
»Darf nicht über den Prinzen reden. Dieser Berg von Leichen …« Cordelia blinzelte. Der Rauch – dieser seltsame, scharfe Rauch von Zigaretten, die einmal angezündet, aber dann nicht mehr zum Mund geführt wurden …
»Sie – betäuben – mich …« Sie brach in einen erstickten Schrei aus und erhob sich schwankend. Die Luft war wie Kleister. Mehta beugte sich vor und öffnete konzentriert die Lippen. Dann sprang sie überrascht von ihrem Stuhl auf und trat zurück, als Cordelia auf sie zutaumelte.
Cordelia fegte das Aufnahmegerät vom Tisch, stürzte sich darauf, als es auf den Boden krachte, und schlug mit ihrer unversehrten Hand, der rechten, darauf ein. »Niemals davon reden! Keine Toten mehr! Sie können mich nicht dazu bringen! Schluss damit – Sie kommen damit nicht davon, tut mir leid, Wachhund, erinnert jedes Wort, tut mir leid, erschoss ihn, bitte, reden Sie mit mir, bitte, lassen Sie mich raus, bitte lassen Sie mich raus bitte-lassen-Sie-mich-raus …«
Mehta versuchte, sie vom Boden hochzuheben und sprach besänftigend auf sie ein. Cordelia bekam durch die Fetzen ihres eigenen Gebrabbels Bruchstücke mit: »… sollen das nicht tun … idiosynkratische Reaktion … äußerst ungewöhnlich. Bitte, Captain Naismith, legen Sie sich hin …«
In Mehtas Fingern glitzerte etwas. Eine Ampulle. »Nein!«, kreischte Cordelia, rollte sich auf den Rücken und trat nach Mehta. Und traf. Die Ampulle flog in einem Bogen davon und rollte unter einen niedrigen Tisch. »Keine Drogen keine Drogen nein nein nein …«
Mehta erbleichte, ihre Haut war jetzt olivfarben. »In Ordnung! In Ordnung! Aber legen Sie sich hin – so ist’s richtig, so …« Sie sauste weg, um die Klimaanlage auf volle Kraft zu stellen und die zweite Zigarette auszudrücken. Die Luft wurde schnell wieder klar.
Cordelia lag auf der Couch, kam wieder zu Atem und zitterte. So nahe … – sie war so nahe gewesen, ihn zu verraten – und dies war erst die erste Sitzung. Allmählich begann sie sich kühler und klarer zu fühlen.
Sie setzte sich auf und verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Das war ein schmutziger Trick«, stellte sie mit ausdrucksloser Stimme fest.
Mehtas dünnes Lächeln verbarg wie eine Plastikfolie ihre tiefe Erregung. »Na ja, ein bisschen schon. Aber es war eine enorm produktive Sitzung. Viel mehr, als ich je erwartet hatte.«
Darauf möchte ich wetten, dachte Cordelia. Sie haben meine Vorstellung genossen, nicht wahr? Mehta kniete auf dem Boden und hob die Trümmer des Aufnahmegerätes auf.
»Tut mir leid für Ihr Gerät. Ich weiß nicht, was über mich kam. Habe ich Ihre Ergebnisse – vernichtet?«
»Ja, Sie hätten einfach einschlafen sollen. Seltsam. Und nein«, mit einem gewissen Triumph zog sie eine Datenkassette aus dem Wrack und legte sie vorsichtig auf den Tisch. »Sie müssen das nicht noch einmal durchmachen. Es ist damit okay. Sehr gut.«
»Was halten Sie davon?«, fragte Cordelia trocken durch ihre Finger.
Mehta betrachtete sie mit professioneller Faszination. »Ihr Fall ist zweifellos die größte Herausforderung, mit der ich je zu tun hatte. Aber dies sollte Sie von jedem noch vorhandenen Zweifel darüber befreien, ob die Barrayaraner … hm … Ihr Denken gewaltsam verändert haben. Ihre Anzeigen gingen praktisch über alle Skalen hinaus.« Sie nickte überzeugt.
»Wissen Sie«, sagte Cordelia, »ich bin nicht verrückt nach Ihren Methoden. Ich habe – eine besondere Abneigung dagegen, gegen meinen Willen unter Drogen gesetzt zu werden. Ich dachte, so etwas wäre illegal.«
»Aber manchmal notwendig. Die Daten sind viel sauberer, wenn der Proband nichts von der Beobachtung merkt. Man betrachtet es als ausreichend ethisch, wenn die Erlaubnis post facto erlangt wird.«
»Erlaubnis post facto, wie?«, flüsterte Cordelia. Angst und Wut wickelten um ihr Rückgrat eine Doppelhelix, die sich immer enger
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