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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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war wie ein dummer Junge auf ihre gespielte Verletzlichkeit he reingefallen. Sie wusste etwas, möglicherweise sogar alles, so viel war klar. Er würde sich ins rechte Licht rücken müssen, um hier heil rauszukommen.
    »Weißt du, welcher Tag heute ist?«, fragte Vanessa plöt zlich, und ihre Stimme war ein seltsamer Singsang, melodisch und doch hart und abgehackt.
    Vielleicht wüsste ich es, wenn du mir verraten würdest, we lches Datum wir heute haben, du dämliche Kuh , wollte Jonas sagen, doch der Knebel in seinem Mund machte ihm noch einmal bewusst, dass die Unkenntnis über das Datum nicht das einzige Hindernis war. Und dies schien auch Vanessa nun zu bemerken. Unsanft zerrte sie das nach Eisen schmeckende Etwas aus seinem Mund und ließ es auf seine Brust fallen. Jonas blickte mit trockener Kehle an sich herunter und sah das grüne Tuch, das eben noch in seinem Rachen gesteckt hatte. Als er dann wieder seinen Blick hob, sah Vanessa ihn herausfordernd an. Sie hatte eine Augenbraue hochgezogen – etwas, was er bei ihr noch nie gesehen hatte – als erwarte sie eine Antwort von ihm, die sie besser nicht unzufrieden machte. Der innere Rebell sträubte sich jedoch dagegen, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Mühselig versuchte er, mit etwas Speichel seine ausgetrocknete Mundschleimhaut sprechfähig zu machen, bevor er wisperte: »Was soll dieser Blödsinn? Binde mich auf der Stelle los, verstanden?!«
    Vanessa stemmte ihre Hände in die Hüfte. Es war mehr als offensichtlich, dass sie sich provoziert fühlte. »Sonst was?«
    Obwohl Jonas ahnte, dass es möglicherweise nicht die beste Idee war, diese Taktik zu verfolgen, konnte er es sich nicht verkneifen. »Sonst wirst du es bereuen!«
    »Witzig!«, spuckte Vanessa hart aus und ging plötzlich einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. Bevor Jonas begriff, was g eschah, spürte er einen harten Stoß und kippte augenblicklich mit seinem Stuhl nach hinten weg. Der Aufprall war hart, der Stuhlrücken prellte seinen Rücken, sein Körpergewicht quetschte seine Arme, und sein Hinterkopf schlug auf seinem eigenen Parkettfußboden auf. Vanessa hatte ihm mit ihrem Fuß einen Stoß gegeben, und Jonas musste erkennen, dass Vanessa am längeren Hebel saß. Vielleicht sollte er sie besser nicht reizen …
    »Was soll das werden, wenn du fertig bist?«, fragte Jonas gepresst und versuc hte, sich seine Schmerzen, die ihm die Tränen in die Augen trieben, nicht anmerken zu lassen.
    Vanessa ging neben seinem Oberkörper in die Knie und b egann nun, zärtlich über sein Haar zu streicheln. »Ich wünsche mir etwas mehr Respekt, Jonas. Du sitzt, Entschuldigung, liegst hier gefesselt an einem Stuhl, bist mir – mir, die ich eine wahnsinnige Wut auf dich habe – hilflos ausgeliefert. Ich denke, da solltest du etwas kleinlauter sein.« Jonas hätte sich lieber seinen Kopf abgetrennt, als sich weiter ihrer nach außen hin zärtlichen Geste, die jedoch als Bestrafung gedacht war, auszusetzen.
    »Sonst noch was?«, fragte er dennoch provokant. Wie sonst sollte er auf so eine perfide Form von Folter reagieren?
    Ihre Finger krallten sich in seinem Haar fest, ihre Stimme jedoch war wieder samtig und melodisch. »Willst du denn gar nicht wissen, warum ich so wahnsinnig wütend auf dich bin?«
    Jonas kniff schmerzverzerrt die Augen zusammen. »Ihr … Frauen habt doch immer einen Grund.«
    Er spürte, wie sie auf ihn herabblickte, mit welchem Ausdruck konnte er aber nicht sagen. Dann stand sie schlagartig auf, als wäre sie gekränkt, und ging um seinen Kopf herum. »Schön, wenn du meinst«, zischte sie beleidigt. Jonas zuckte erschrocken zusammen, als sie ihn an den Schultern packte und ihn, immer noch an den Stuhl gebunden, mühsam zurück in eine aufrechte Position brachte. Jonas wurde kurz schwindelig, und Lichtblitze explodierten vor seinen Augen. Vanessa schwieg beharrlich. Sie war an einen Punkt hinter der Lampe getreten, wo er sie aufgrund des grellen Lichtes nicht sehen konnte. Doch er spürte, dass sie noch da war, und sie führte etwas im Schilde.
    Die Lichtblitze verschwanden, dafür stellten sich ihm die Nackenhaare auf. »Was hast du mit mir vor?«, fragte er schließlich in die gellende Stille hinein, um sich der Ung ewissheit endlich entziehen zu können.
    »Wenn ich dich jetzt frage, was dir lieber wäre, ein Kuss von mir oder ein Me sser im Rücken, dann würdest du dich für das Messer im Rücken entscheiden, stimmt‘s?«, hörte er sie aus ihrer Unsichtbarkeit fragen, und er

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