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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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der sein Körper und sein Verstand so schmerzlich verlangte. Und wenn Maria nicht wäre – er würde anschließend seinem eigenen Leben auch ein Ende bereiten.
    Kurz und schmerzlos. Im Namen der Freundschaft.
    Jonas fühlte sich ruhelos, als er seine Wohnungstür hinter sich abschloss und anschließend einige Male wütend gegen seine Kommode trat. Vielleicht würde er sich einen Zeh oder gar den Fuß brechen, und der damit verbundene Schmerz wäre stärker als all die Gefühle, die im Augenblick in ihm brodelten und drohten, ihn von innen nach außen zu zerreißen. Doch seine Knochen blieben ganz, und so musste er sich weiter mit seiner Wut auseinandersetzen. Er fluchte laut, doch auch das bereitete ihm keine Erleichterung.
    Er würde diese hinterlistige Schlampe töten! Er würde sie in Scheiben schne iden, wie sie es mit Thox getan hatte.
    Thox …
    Jonas bemerkte im Augenwinkel eine Bewegung und drehte sich instinktiv um.
    Vanessa stand im Türrahmen zu seinem Wohnzimmer, etwas in ihrer Hand, und sah ihn seltsam an. Wissend? Übe rlegen? Provokant? Oder einfach irritiert? Zumindest klang sie so, als sie fragte: »Jonas, ist alles in Ordnung?«
    Jonas wollte sich auf sie stürzen, das Leben aus ihr heraus prügeln, bis ihr Blut an seinen Händen klebte wie das von Thox an den Wänden seines eigenen Bad ezimmers. Doch etwas hielt ihn zurück, und er wusste auch, was es war: Furcht. Er hatte gesehen, wozu dieses Monster in Frauengestalt fähig war, und er wollte nicht so enden wie sein bester Freund. Zumindest nicht, bevor er sie nicht mit in die Hölle gezerrt hatte. Also musste er die Fassung bewahren, das mühsam erschaffene Bild von ihm aufrechterhalten und sie in Sicherheit wiegen. Sie durfte nicht wissen, dass er ihr Geheimnis kannte. Er musste wieder der Freund sein, der sie loswerden wollte. Diesen hatte sie zumindest die letzten Tage nicht im Schlaf und im Schatten der Dunkelheit abgeschlachtet …
    »Was machst du schon wieder hier?«, fragte er sie schließlich und klang dabei nicht ganz so überheblich und selbstsicher, wie er sich das vorgestellt hatte.
    Vanessas Gesicht blieb ungerührt. »Ich dachte, ich wohne hier.«
    Jonas bemerkte, dass er immer noch in seinem Flur stand, und entschlossen ging er auf Vanessa zu. »Du hast eine eig ene Wohnung. Das ist meine.« Er drängte sich schließlich an ihr vorbei, um in sein Wohnzimmer zu gelangen. Dabei vermied er jeglichen ungewollten Körperkontakt mit ihr, doch seine Mühe war umsonst gewesen. Vanessa hatte bereits ihren Arm ausgestreckt und hielt ihn nun am Handgelenk fest. Noch bevor Jonas sie abschütteln konnte, zog sie ihre Hand jedoch wieder eilig zurück, ganz so, als wäre ihr die Berührung ebenso zuwider wie ihm. Dennoch blieb Jonas stehen, viel zu dicht nach seinem Geschmack, blickte auf Vanessa hinab und gab sich die größte Mühe, sich seine Furcht und seinen Abscheu nicht anmerken zu lassen.
    Vanessa legte ein schüchternes Lächeln auf, doch es war eine Maske - Jonas wusste, wie eine Maske aussah. »Eigen tlich … ich bin jetzt bereit, dir zu erzählen, wo ich letzte Woche gewesen bin. Was mir passiert ist«, flüsterte sie mit dünner Stimme und hob den bislang unbeachteten Gegenstand demonstrativ in die Höhe. Es war eine Flasche Wein, roter, wie Jonas flüchtig vermutete, noch verkorkt, aber in der Tat eine Verlockung. Dennoch verwirrte ihn diese Tatsache. Hatte sie etwas zu feiern? Wollte sie ihre Erzählungen über Folter und Mord mit einem lieblichen Wein versüßen? Jonas würde es erfahren, denn er musste sich ihre Worte anhören. Er hatte keine andere Wahl! Er musste wissen, welche Absicht Vanessa verfolgte.
    Langsam nickte er. »In Ordnung.« Dann ging er vor ins Wohnzimmer. Vanessa folgte ihm.
    Die Jagd hatte begonnen.
    Obwohl es ihm in seiner allgemeinen Verfassung lieber g ewesen wäre, stehen zu bleiben, setzte sich Jonas mit einem unguten Gefühl auf seine Couch. Vanessa reichte ihm die Flasche Wein und ließ sich dicht neben ihm nieder. Als sie ihn dann erwartungsvoll ansah, konnte er ihrem Blick nur ausweichen, und so bemerkte er, dass auf dem Wohnzimmertisch ein Flaschenöffner lag und zwei Weingläser standen. Sie schien alles vorbereitet zu haben, ihre bevorstehende Offenbarung war geplant, vermutlich sogar von langer Hand. Aber Jonas hatte keine Wahl. Er musste so tun, als hätte er sie nicht durchschaut, um endlich die Wahrheit zu erfahren und Vanessa dann in Stücke zu reißen.
    Er griff nach dem Flaschenöffner,

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