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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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nächsten Moment waren bereits keine A ugen mehr nötig. Er konnte spüren , was Vanessa von dem Servierteller genommen hatte. Er brüllte vor Schmerzen auf. Etwas Spitzes schob sich unter den Fingernagel seines rechten Daumes. Ein brennender Schmerz breitete sich in seinem Finger aus, durchzuckten seine Nervenbahnen bis in sein Gehirn und ließen ihn schreien wie ein Mädchen. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass solch ein Schmerz möglich war. Die Verletzung war vielleicht minimal, doch das quälende Brennen und Beißen zeigte ihm, was echter Schmerz war.
    »So fühlt sich ein gebrochenes Herz an, Jonas. Nur in der Brust natürlich, nicht im Daumen«, vernahm er erneut – diesmal jedoch irgendwie verwaschen – Vane ssas Stimme neben seinem Ohr. Jonas hatte nicht gemerkt, dass er die Augen geschlossen hatte, doch nun riss er sie auf und starrte sie, die nun wieder vor ihm stand, zornig an.
    »Du verdammte Hure!«, brüllte er.
    Vanessa trat einen Schritt von ihm zurück, jedoch ohne auch nur eine Spur eingeschüchtert zu wirken. »Jetzt kommt also endlich dein wahres Gesicht zum Vorschein. Hätte ich das früher gewusst …«
    Er spürte, dass die Nadel noch unter seinem Nagel steckte, als sich Vanessa bereits dem nächsten Folterinstrument z uwendete. Ungläubig starrte Jonas auf das silberne Windfeuerzeug in ihrer Hand, dann sprang sein Blick in ihr Gesicht.
    Sie lächelte. »Es sind die simplen Dinge, die das Leben schöner machen«, sagte sie, dann entflammte sich das Feue rzeug mit einem höhnischen Ratschen an seinem linken Ohr. Er versuchte, seinen Kopf wegzudrehen, doch Vanessa drückte mit ihrer anderen Hand dagegen.
    Jonas schrie. War dieser Schmerz schlimmer? Der G estank von seinem verbranntem Fleisch und Haar lösten einen widerlichen Würgereflex in ihm aus.
    »Du bist ja wahnsinnig!«, schrie er gegen das Brüllen der Flamme an seinem Ohr.
    Die Hitze ließ nach und Vanessa ließ die Hände sinken. »Weise Worte von einem, der es wissen muss.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, rief Jonas verzwe ifelt und mit Tränen des Schmerzes in den Augen, die ihn blind machten.
    Wütend schleuderte Vanessa das Feuerzeug in eine Ecke. »Mach dir nicht die Mühe, Jonas. Ich weiß Bescheid. Ich h abe die DVD gesehen. Maria ist deine Freundin, nicht ich. Ich bin nur … ja, was bin ich, Jonas? Ein Köder für Thox? Du wusstest, dass Thox mich holen würde. Und du hast es einfach so hingenommen.«
    Jonas wurde schwindelig, ein schwarzes Flimmern trübte seinen Blick, und er wusste nicht, ob es an den Schmerzen oder an Vanessas Worten lag. Was es auch war, er hatte Angst. Wirkliche, echte, reale Angst. Er musste sich zusa mmenreißen!
    »Und deshalb hast du ihn umgebracht?«, fragte er, und seine Stimme hatte e inen weinerlichen Klang, wie er es bei sich selbst noch nie gehört hatte.
    Vanessa verdrehte genervt die Augen. »Gott, vergiss doch endlich mal Thox! Im Augenblick geht es hier nur um mich. Und um dich. Machst du dir denn gar keine Sorge um dich selbst?«
    Jonas schüttelte langsam den Kopf. »Du wirst mir nichts tun«, wisperte er, doch seine laufende Nase strafte in Lüge. Die Wahrheit war, er wusste es nicht. Mittlerweile traute er Vanessa alles zu. Sie war skrupellos - noch schlimmer als er selbst.
    Und jetzt grinste sie gefährlich. »Du meinst, nicht noch mehr?«
    Dann riss sie die Nadel unter seinem Daumen heraus. Jonas brüllte vor Schmerzen auf.
    Vanessa streichelte sanft über seinen Kopf, wie um ihn zu trösten, doch Jonas befürchtete, sie könnte ihm jeden Auge nblick einen Büschel Haaren herausreißen und ihn ganz langsam, Schritt für Schritt, skalpieren. »Du warst doch so von meinen Narben fasziniert, Jonas? Was würdest du sagen, wenn ich behaupte, ich hätte sie mir selbst zugefügt? Die Brandnarbe an meinem Bauch? Das war ich selbst mit einer Zigarette. Denkst du nicht, dass jemand, der in der Lage ist, sich selbst so etwas anzutun, auch bereit ist, anderen wehzutun? Wie vielleicht Thox … Und dir …«
    Sie riss an seinem Haar, und Jonas schrie erneut. Dieses Brennen – aber seine Kopfhaut wollte so schnell nicht nac hgeben. Und plötzlich war da noch ein anderes Geräusch neben seinen eigenen Schreien zu hören. Es war ein kleines, dezentes Klingeln und es war nicht nur in seinen Ohren. Es klang wie ein … Handy.
    Endlich schien es auch Vanessa zu hören, denn schlagartig ließ sie seine Haare los. Zunächst wirkte sie unentschlossen, doch dann trat sie ein paar

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