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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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schließlich zur Seite drehte und weiterschlief, als wäre nichts gewesen.
    Vanessa hatte danach nicht mehr schlafen können. Mit off enen Augen und verschränkten Armen lag sie neben ihm und dachte nach. So hatte sie sich ihren Sex nicht vorgestellt. Aber vielleicht war der frühe Morgen auch einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    Wie als Ausgleich – vielleicht hatte er bemerkt, wie wenig Vanessa von der Nummer hatte – bemühte Jonas sich den ganzen Samstag ausgiebig um sie. Zuerst brachte er ihr das Frühstück ans Bett, im Laufe des Tages überraschte er sie mit einer Massage, und am Abend mit einer Einladung in ein te ures Restaurant. Da ergab es sich einfach, dass sie erneut in seiner Wohnung landeten. Richtigen Sex gab es jedoch wieder nicht, weder am Abend, noch am Sonntagmorgen.
    Der Sonntag begann ganz entspannt. Sie standen spät auf und frühstückten ausgiebig. Anschließend sahen sie sich eine DVD an und verbrachten einige Zeit auf der Couch. Vanessa hoffte bereits, sie könne einen neuen Versuch im Bett starten, als plötzlich kurz nach 16 Uhr das Telefon klingelte.
    Zunächst verschanzte Jonas sich mit dem Telefon im Schlafzimmer, wo er offenbar mit der Person am anderen Ende hitzig diskutierte. Vanessa kam nicht umhin, die allgemeine Stimmung des Gesprächs mitzubekommen, wenn auch nicht die Worte selbst. Aber an Jonas‘ Tonfall konnte sie erkennen, dass es ein Streitgespräch war. Sie vermutete, dass der Anrufer Thox war, doch sie wusste es auch einfach nicht besser. Seine Schwester Maria schloss sie aus, und sie erkannte schlagartig, dass sie nichts über Jonas wusste. Keine Familie, keine engen Bekannten, sie kannte niemanden – abgesehen von den Kollegen aus der Agentur. Sie konnte gar nicht wissen, mit wem er da so erbost telefonierte, und das verunsicherte sie, ebenso wie es sie ärgerte.
    Als das Gespräch nach etwas weniger als zehn Minuten a brupt endete, kam Jonas mit weißem Gesicht zurück ins Wohnzimmer.
    »Wer war das am Telefon?«, wollte Vanessa wissen. Eigen tlich war sie sauer auf ihn, dass er so ein Geheimnis aus dem Telefonat machte, doch sein Anblick ließ sie ihre Wut vergessen.
    »Ich muss dringend weg«, offenbarte er geistig abwesend und begann hektisch, seine Sachen, Schlüssel und Portemo nnaie, zusammenzusuchen.
    »Was? Jetzt?«
    »Es dauert nicht lange, versprochen.«
    Vanessa griff nach seiner Hand, um ihn festzuhalten. »Wi eso, was ist denn los?«
    Doch Jonas zog grob seinen Arm zurück und schlüpfte eilig in seine schwarzen Turnschuhe. »Ich muss nur etwas erled igen, ich bin bald wieder da.«
    Vanessa verstand nicht, was auf einmal mit ihm los war. So fahrig hatte sie ihn noch nie erlebt. »Okay, aber …«
    »Du bleibst hier, ja?«, unterbrach er sie und wirkte dabei plötzlich seltsam nervös. Er hatte sich ihr zugewandt und sah sie ernst an. »Geh unter keinen Umstanden weg, verstehst du? Ich möchte, dass du noch da bist, wenn ich wiederkomme.«
    »Ja, aber …«
    Jonas legte einen Zeigefinger auf ihre Lippen und schüttelte bestimmend den Kopf. »Dann habe ich etwas, auf das ich mich freuen kann.« Dann eilte er aus seiner Wohnung, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Vanessa ließ ihn ziehen. Welche andere Möglichkeit hatte sie schon? Es beunruhigte sie, dass er ihr ausdrücklich au ftrug, in seiner Wohnung auf ihn zu warten, und auch sein Ton dabei bereitete ihr irgendwie Sorgen. Als würde außerhalb dieser Wohnung eine schreckliche Gefahr auf sie lauern, vor der er sie beschützen wollte.
    Und so wartete Vanessa.
    Und wartete.
    Und wartete.
    Mittlerweile wurde es draußen dunkel. Ungeduldig zwang Vanessa sich, die wachsende Sorge zu ignorieren. Stattdessen begann sie, den gemeinsamen Abend mit Jonas zu planen, in der Hoffnung, dies würde sie etwas von der Furcht ablenken, die wie ein Ungeheuer in ihrer Brust saß und brüllte.
    Zunächst bezog sie das Bett mit neuer Wäsche. Vorsorglich stellte sie einige Kerzen bereit, die sie anzünden würde, s obald Jonas endlich wieder zu Hause war. Doch das war Vanessa nicht genug. Für ihren Geschmack fehlte noch das gewisse Etwas, und so begann sie, in seinen Schränken und Kommoden nach diesem Etwas zu suchen. Immerhin hatte er selbst mehrfach angedeutet, dass er vor ihrer Begegnung nicht keusch gelebt hatte. In seinen Sachen ein Relikt aus sexuell wilderen Zeiten zu entdecken, war also durchaus denkbar.
    Dass Vanessa möglicherweise unerlaubt in seine Privatsphäre eindrang, kam ihr erst in den Sinn,

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