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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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nicht. In ihrer Vorstellung würde Thox dann ebenfalls au fspringen, ihr den Weg versperren und … »Wo bleibt Jonas?«
    Thox schien ihre Gedanken zu erraten. »Mache ich dir Angst?«
    Vanessa wurde den Eindruck nicht los, dass er dies bewusst provozierte. Er wollte, dass sie Angst vor ihm hatte! »Nun komm aber mal wieder auf den Teppich!«
    Thox durchbohrte sie mit seinem Blick. »Du meinst, wer eine Beziehung mit J onas überlebt, braucht sich vor nichts mehr zu fürchten?«
    Schon wieder diese Andeutungen! Allmählich hatte sie die Nase voll davon. Energisch sprang sie nun doch von ihrem Stuhl auf. »Ich weiß nicht, was der ganze Mist soll. Ich we rde jetzt wieder gehen. Sag Jonas, er kann sich seine beschissene Party sonst wo …« Vanessa brach ab. Ihre Knie wurden plötzlich weich und sie fiel kraftlos zurück auf den Stuhl.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Thox, doch er schien nicht wir klich besorgt zu sein. Vielmehr hatte Vanessa den verschwommenen Eindruck, er sei … neugierig.
    Panik stieg in ihr auf. Etwas war hier nicht in Ordnung! Sie versuchte, sich e rneut auf ihre Beine zu kämpfen, doch in ihrem Kopf drehte sich alles. Benommen griff sie sich an die Stirn. Ein seltsamer Druck breitete sich in ihren Schläfen aus. Wieder wollte sie aufstehen. Sie musste weg hier, und zwar schnell. »Wo … meine Jacke?« Die Worte kamen nicht mehr, wie sie sollten. Ihre Wahrnehmung war benebelt, und langsam verlor sie die Kontrolle über ihre Gliedmaßen. Allmählich dämmerte ihr, was hier vor sich ging. Das Bier … die Drogen. »Du … beschissenes … Arschloch! Was …«, versuchte sie zu sagen, doch wie hinter einem Schleier vernahm sie bloß sein angedeutetes Lächeln.
    »Herzlich Willkommen … … Hölle! … … … bei J onas!«, hörte sie Thox sagen, doch ihr Verstand arbeitete nicht mehr genug, um seinen Satz vollständig zu verstehen. Nur sein letztes Wort drang in ihr schwindendes Bewusstsein.
    Jonas.
    Für einige Momente kämpfte Vanessa gegen das drohende Nichts an, doch dann konnte sie sich ihm nur noch ergeben. Als die einschließende Dunkelheit der Bewusstlosigkeit endlich kam, war es Vanessa fast, als wäre es eine Erlösung …

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Teil 2
    HELSINKI SYNDROM

Kapitel 8
     
    11 Jahre früher als heute
    Samstag, 27. Dezember
     
    A uf diesen Tag hatte Nicky lange gewartet. Eine Nacht länger in diesem verdammten Dorf, und er hätte den Verstand verloren. Doch das glaubte er seit den letzten drei Jahren von jedem Tag.
    Es war kalt, als an diesem Tag nach Weihnachten der U mzugswagen vor seiner Haustür parkte. Mittlerweile hatte Nicky aber erkannt, dass er den gar nicht benötigt hätte. Die wenigen Dinge, die ihm gehörten, passten in eine Reisetasche. Das änderte jedoch nichts an seiner Entscheidung. Er musste raus aus Lübbewirtz, möglichst weg aus Niedersachsen, und Hamburg war ihm als offensichtlichste Möglichkeit erschienen.
    Die Großstadt. Raus aus dem Beobachtungsglas des Do rfes und rein in die Anonymität einer Metropole.
    Seinen Eltern hatte Nicky erst am Tag zuvor gesagt, dass er ausziehen würde. Seine Mutter reagierte mit dem üblichen Wutanfall, mit dem sie auf alles reagierte. Diesmal hatte sie sogar mit Gegenständen nach ihm geworfen, was in den let zten Jahren zu einer echten Seltenheit geworden war. Aber der zweite Weihnachtstag mit Scherben und Geschrei hatte Nicky darin bestärkt, dass er das Richtige tat. Er hatte keine Angst vor der Ungewissheit in Hamburg. Alles würde besser sein als das Leben, das er in Lübbewirtz geführt hatte. Gründe dafür gab es genug.
    Obwohl Nicky niemandem von seinem Vorhaben erzählt ha tte, besaß Conny das außerordentliche Talent, solche Dinge trotzdem herauszufinden.
    Es waren inzwischen mehr als drei Jahre, in denen Nicky und Conny keine Freunde mehr waren, doch Conny weigerte sich standhaft, dies zu akzeptieren.
    »Hallo, Nicky!«, hörte er ihn wie erwartet sagen, als er gerade zwei Plastiktüten mit seinen Sportschuhen zum Wagen trug. Nickys Mutter saß im Wohnzimmer, ignorierte die Vorgänge im Haus und rauchte eine Zigarette nach der anderen, während sein Vater am Esstisch saß, Zeitung las und Nicky den Eindruck vermittelte, er würde nicht mitbekommen, was geschah.
    »Was willst du, Conny?«, fragte Nicky abweisend und fuhr mit seiner bisherigen Tätigkeit fort. Es machte ihn w ütend, dass Conny es wagte, unangemeldet bei ihm aufzutauchen, obwohl er ihm bereits mehrfach darauf

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