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Scherbenmond

Titel: Scherbenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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lachte trocken auf. »Wie kommst du denn darauf? Dachtest du wirklich, er habe mir etwas Neues erzählt, als er mich zu sich gebeten hat und du uns belauscht hast?«
    Ich horchte auf.
    »Du wusstest es schon?«
    »Ich habe es lange vor ihm gespürt. Ich hatte nur noch keinen Plan. Weil du da warst. Früher wäre ich schon über alle Berge gewesen. Ich bin zu ihm gekommen, weil ich hoffte, etwas über dich zu erfahren, und ich ihm die Gelegenheit geben wollte, mit mir zu sprechen. Aber bilde dir bloß nicht ein, er habe mir das Leben retten wollen oder sich in Gefahr gestürzt, um Tessa zu verraten.«
    »Er war doch vorher in Italien und er kam später als ausgemacht zurück. Es muss etwas mit den Mahren zu tun gehabt haben«, wandte ich ein.
    »Hatte es auch. Er hat sich über mich informiert. Über mich, Ellie! So wie Väter das bei potenziellen Schwiegersöhnen gerne tun. Nur deshalb hat er diesen Urlaub überhaupt unternommen und riskiert, dass du deine Freundinnen alleine nach Ibiza reisen lässt. In diesem Zusammenhang hat er auch erfahren, dass der Fluch Tessas auf mir lastet. Das ist alles. Und glaub mir - ganz unrecht ist ihm das sicher nicht gewesen. Es trieb mich von dir weg.«
    »Also bin ich nicht schuld daran, dass er verschleppt wurde?« Meine Hände zitterten so sehr, dass Colin sie nahm und unter sein Hemd auf seine Brust schob. Das sanfte Rauschen in seinem Körper beruhigte sie augenblicklich.
    »Dein Vater hat schon mit dem Feuer gespielt, bevor wir uns begegnet sind. Ich sage dir das nicht gerne, Ellie, aber ... wenn es im Zusammenhang mit Tessa und mir jemanden gibt, den die Mahre töten wollen, dann ist es nicht dein Vater, sondern dann bist du es. Du hast dich in den Kampf eingemischt. Das hat bisher noch niemand gewagt. Und ich hoffe sehr, dass Tessa es in ihrer Gier nicht bemerkt hat. Denn sonst gibt es eine zweite Liste, extra angefertigt für Elisabeth Sturm und Konsorten. Du hast dich mit einer der Mächtigsten angelegt. Und deine Jagd auf François wird es kaum besser machen.«
    Ich schwieg betroffen. So schnell ging das also - ich wurde von meiner Schuld befreit und im nächsten Moment erfuhr ich, dass ich selbst am Pranger stand. Und ich konnte nichts mehr dagegen ausrichten. Es war geschehen. Ich hatte mich in den Kampf eingemischt, Colin in Sicherheit gebracht, ihm einen Vorsprung verschafft. Tessa musste schon einen selten niedrigen IQ haben, um nicht zu bemerken, dass da menschliche Hilfe im Spiel gewesen war.
    Die Hilfe eines Mädchens, das Colin liebte. Aber genau das war möglicherweise auch mein Vorteil. Ich hatte einen Cambion an meiner Seite. Colin war reinblütig. Kein Mensch, der irgendwann verwandelt worden war. Sondern ein Wesen der Nacht von seinem ersten Atemzug an.
    Doch ich hatte auch die anderen mit hineingezogen - Tillmann, Gianna, und wenn überdies Paul die Wahrheit erfuhr, konnten die Mahre wirklich eine neue Liste erstellen. Sturms und Konsorten. Bitte alle töten. Schnell. Es sei denn, wir konnten Papas Verbündete zu unseren machen.
    »Colin ...« Ich hatte diesen Gedanken bisher konsequent auf Abstand gehalten, weil ich genug andere Probleme hatte, aber nun musste ich ihn aussprechen. »Kann es sein, dass Tillmann auch auf der Liste steht? Dass er ein Halbblut ist?«
    »Hat er denn Hunger auf Träume? Hat er feinere Sinne bekommen? Kann er kein Licht mehr ertragen?«
    Oh doch. Das konnte er gut, besser als ich sogar. Tillmann war durch und durch feurig.
    »Nein, aber er schwitzt nicht mehr und er schläft so gut wie gar nicht.«
    »Das ist ihr Gift. Tessas Gift ist sehr stark. Es wird irgendetwas in ihm verändert haben. Aber sie hatte ihre Klauen noch nicht in sein Fleisch gegraben, oder?«
    Ich schüttelte mich angeekelt. »Nein. Er konnte sich vorher losreißen. Ich konnte ihn losreißen.« Und dabei hatte Tessa mich bemerkt. Verdammt.
    »Dann ist er kein Halbblut. Aber vergiftet. Das kann passieren. Die nächsten Monate werden entscheiden, ob er es in etwas Positives oder in etwas Negatives verwandeln kann. Ob er sich damit auseinandersetzt oder flüchtet.«
    Nein. Jemand wie Tillmann flüchtete nicht. Und ich wollte es
    auch nicht tun, obwohl mir der Raum trotz der zunehmenden Helligkeit immer enger und erdrückender vorkam. Ich zog meine Hände aus Colins Hemd und setzte mich wieder auf, etwas ruhiger und konzentrierter und ... entschiedener. Papa lebte vielleicht noch. Und Paul musste gerettet werden.
    »François ist kein Halbblut. Aber was ist er

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