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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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denn?« Janina guckte so besorgt wie vor ein paar Minuten Joswig. Irgendwie war es ja nett von ihr, dass sie sich Gedanken machte, doch Sandra war so viel Aufmerksamkeit nicht gewöhnt. Und schon gar nicht von Janina, die eigentlich zu Majas Fanklub gehörte. Obwohl, das stimmte nicht so ganz. Im Sommer hatte Janina Kontakt zu Sandra gesucht und sie sogar zu einem Fest eingeladen, das ihr Freund im Schrebergarten seines Opas veranstaltet hatte. Klang zwar schrecklich spießig, aber es war eine ziemlich schräge und lustige Party gewesen, die bis zum Morgengrauen gedauert hatte. »War nur der Kreislauf und der hat sich wieder beruhigt. Also kein Grund zur Panik.«
    »Na prima.« Janina lächelte ihr aufmunternd zu.
    Es klingelte, die Pause war zu Ende. Alle strebten ihren Plätzen zu, dabei schoben Maja und Pat sich an Sandra vorbei. Schon wieder tuschelten sie – so laut, dass Sandra es hören musste. »Und selbst wenn sie es schafft, sich in Größe 34 zu hungern… C-&-A-Klamotten bleiben C-&-A-Klamotten. Cheap and awful!« Maja brach in ein gackerndes Gekicher aus. Pat stimmte ein. Ihr Blick taxierte Sandra von oben bis unten. Schlagartig fühlte sie sich nackt und bloßgestellt. Blöde Zicken, dachte sie. Als ob es wichtig wäre, welche Labels man trug. Es war total egal.
    Und doch, was hätte sie darum gegeben, mal eine tolle Jeans zu tragen, eine schicke Jacke oder Lederstiefel, die bis über das Knie reichten. Schon wieder hatte sie einen Klumpen im Hals. Sie würgte ihn herunter. Mathe stand an.

7
    Dieses billige Stück! Einfach ätzend! Sandra, diese Bitch! Von wegen Schwächeanfall . Hatte sie tatsächlich geglaubt, Nils sei so dämlich, darauf hereinzufallen? Ganz sicher hatte sie sich vorher tausendmal ausgemalt, wie er sie ritterlich auffing, bevor sie ohnmächtig zu Boden sank. Schmierentheater wie in einem Rosamunde-Pilcher-Film. Ekelhaft!
    Anstatt die Gleichung zu lösen, die der fette Lindner an die Tafel geschrieben hatte, malte sie mit dem Kuli Krakel aufs Papier. Sandra, dieses Drecksstück, schmiss sich an Nils ran! Als ob der blind wäre. Man bekam ja schon Augenkrebs, wenn man Sandra nur anguckte. Sie sah aus wie eine Pennerin. Spaghettihaare, Käseteint und Ringe unter den Augen, als ob sie ständig kiffte. Diese billigen Jeans, die sie trug, und die Jacke erst. Sicher aus der Kleidersammlung. Rappeldürr war sie außerdem. Wer mit der ins Bett ging, holte sich blaue Flecken, und sogar der fette Lindner hatte mehr Busen als Sandra.
    Das Blatt hielt dem Druck der Kugelschreiberspitze nicht stand. Sie riss es aus dem Block und presste es zu einer dichten Kugel zusammen. Ist dir nicht gut? Nils war ja gar nichts anderes übrig geblieben, als auf dieses Drama zu reagieren. Wenn Sandra sich echt auf den Boden geschmissen hätte… Trotzdem: Er hätte sie auch einfach auf ihren Platz schicken oder sie zusammenstauchen können. Stattdessen: Ist dir nicht gut? Als ob er diese Show nicht durchschaute. Und dann dieser fürsorgliche Blick. Er war einfach zu nett und zu gutmütig. Trotzdem war sie sauer auf ihn.
    Über zwei Bankreihen warf sie die Kugel Richtung Papierkorb. Sie prallte am Korb ab, rollte in eine Ecke und blieb liegen, während Lindner weiter Gleichungen an die Tafel schrieb, dass die Kreide quietschte. Niemand achtete auf ihn. Es wurde getratscht und Musik gehört. Nick telefonierte sogar. Lindner war ein Assi, dem gingen seine Schüler echt am Arsch vorbei. Stunde für Stunde kehrte er allen den Rücken zu, stellte sich an die Tafel und redete mit der, während er Zahlen und Symbole hinkritzelte. Wahrscheinlich kannte er nicht mal die Namen seiner Schüler. Echt asozial.
    Das Handy in ihrem Rucksack begann zu vibrieren. Sie zog es raus. Eine SMS von Sven. Na klar. Sie hatte gesagt, dass sie sich melden würde, und er konnte es nicht abwarten. Wann sehen wir uns?
    Nils hatte um eins Schluss. Wie sie. Hol mich von der Schule ab, simste sie zurück. Sven sah gut aus. Vor allem in der Lederkluft. Sicher würde er mit seiner Ducati kommen. Und sie würde schon dafür sorgen, dass Nils begriff, dass er nicht der Einzige war, der sie toll fand. Hoffentlich würde er dann seine Schüchternheit überwinden. Ansonsten musste eben sie die Initiative ergreifen. Aber garantiert nicht auf so prollige Art wie Sandra. Die brauchte mal einen Dämpfer. Genau. Das war es. Für Sandra würde sie sich etwas einfallen lassen. Etwas, das sie ausbremste.
    Dieser Gedanke war beruhigend. Die Wut verflog und

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