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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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geknallt.
    Warum?
    Warum?
    Diese Frage bohrte sich wie ein Gewindehaken in ihr Gehirn.
    Ihre Hand zitterte, als sie die beschriebenen Blätter zwischen den Fotos hervorzog. Ein Brief, auf dem Computer geschrieben, und der Ausdruck einer Website.
    Du liebst ihn. Oder? Jedenfalls glaubst du das. Doch von wahrer Liebe hast du keine Ahnung. Dreckige Bitch! Aber es ist gut, dass du das denkst. Es macht es leichter für mich.
    Du glaubst also, ihn zu lieben. Dann willst du sicher nicht, dass ihm etwas passiert. Beispielsweise eine schreckliche Krankheit oder ein schlimmer Unfall. Keine Sorge. Das nicht. Weder Krankheit noch Unfall.
    Wie wäre es mit Knast? Fünf Jahre! Willst du das?
    Sandra stöhnte auf. Das Stahlband um ihrer Brust war augenblicklich wieder da. Würde das nie aufhören? Taumelnd stand sie auf, ging zum Fenster und riss es auf. Kalte Luft schlug ihr ins Gesicht. Sie versuchte, ruhig zu atmen. Doch es ging nicht. Panik stieg in ihr auf. Warum waren sie so leichtsinnig gewesen? Gefängnis. Wenn Nils wirklich… der Gedanke ließ sich nicht zu Ende denken… und danach… nie wieder würde er unterrichten können… Sie starrte in den grau verhangenen Himmel und bezwang die Panik. Fünf Jahre! Willst du das? Nein. Nein!
    Willst du das? Es gab also eine Möglichkeit… eine bleischwere Ruhe erfasste Sandra mit einem Mal.
    Es gab also eine Möglichkeit…
    Sie schloss das Fenster und setzte sich.
    Wie wäre es mit Knast? Fünf Jahre! Willst du das?
    Ganz sicher nicht. Denn euch verbindet wahre Liebe? Ja?
    Keine Sorge: Er lässt sich von dir nur ficken, du Bitch! Du verwechselst einen Fick mit Liebe. Schön für mich. Denn dann bist du auch bereit, Opfer zu bringen.
    Bist du das?
    Ganz sicher!
    Gut. Hier sind meine Bedingungen. Wenn du die nicht alle erfüllst, und zwar in der vorgegebenen Zeit, dann werde ich diese Fotos nicht nur an die Schulleitung schicken, sondern auch an die Polizei, an alle Zeitungen in München und diverse Blogs im Netz. Außerdem werde ich die Aula der Schule damit tapezieren!
    Falls du nicht wissen solltest, welche Folgen das für Nils haben wird, dann guck dir doch den beiliegenden Ausdruck des §174 aus dem Strafgesetzbuch an. Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen. Fünf Jahre wie gesagt.
    Das willst du ihm nicht antun. Ganz sicher nicht. Denn wenn er die abgesessen hat, ist er als Lehrer fertig. Falls du mich immer noch nicht richtig verstanden hast.
    Meine Bedingungen:
    1) Du machst Schluss mit Nils .
    2) Du triffst dich nie wieder mit ihm. Auch nach Ende des Schuljahres nicht. Auch nicht, wenn du volljährig bist. Auch nicht, wenn seine Tat verjährt ist.
    3) Du erzählst ihm nichts hiervon. Von unserem Deal. Und glaub nur nicht, dass ich nicht rauskriege, wenn du es doch tust.
    4) Du sagst ihm, dass du ihn nicht liebst!
    5) In seinem Interesse machst du das nicht daheim, sondern an einem öffentlichen Ort.
    Du hast Zeit bis heute Abend, 22.00 Uhr. Wenn meine Forderungen bis dahin nicht erfüllt sind, stehen die Bilder um 22.01 Uhr im Netz und fünf Minuten später liegt ein dickes Kuvert im Briefkasten der Schule und weitere sind unterwegs an die Zeitungsredaktionen und die Polizei. Wenn du dann morgen früh die Schule betrittst… vielleicht solltest du das besser nicht tun… Vielleicht solltest du besser tun, was ich verlange. Vielleicht? Nein, nicht vielleicht. Ganz sicher.
    Dir bleibt gar nichts anderes übrig.

36
    Den bohrenden Schmerz in ihrem Kopf nahm sie nicht wahr. Das Stahlband um ihre Brust wurde enger und enger. Ein leises Wimmern. Wo kam das her? Vanessa? Sie hob den Kopf. Doch sie war ganz allein in der Küche. Diese seltsamen Laute kamen aus ihrem Innersten. Ihr Blick fiel auf die Küchenuhr. Zwei Minuten vor fünf. Fünf Stunden, um…
    Nein!
    Sie würde das nicht tun.
    Mit einer Handbewegung fegte sie die Blätter vom Tisch. Sprang auf, sammelte sie ein und stopfte sie zurück in den Mülleimer. Dort gehörten sie hin. Nein! Niemals würde sie das tun!
    Sie glaubte nicht, Nils zu lieben. Sie liebte ihn, mehr als man überhaupt lieben konnte. Ohne ihn… sie würde sterben… und er… er würde es nicht verstehen… er könnte es ja gar nicht verstehen… weil sie es ihm nicht erklären durfte… sie würde ihm wehtun… so unsagbar weh…
    Weshalb dachte sie überhaupt nur eine Sekunde darüber nach?
    Nie! Nie! Nie!
    Sie straffte die Schultern, drückte den Rücken durch und verließ die Küche. Vanessa machte ein Puzzle und sah nur kurz auf, als Sandra

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