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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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hielt seinem Blick nicht stand.
    »Warum?« Seine Stimme war ganz rau.
    Love you so!
    »Weil es nicht geht und weil…« Sie musste das zu Ende bringen. Doch ihre Stimme weigerte sich. Sie konnte diese Worte nicht aussprechen. Sie musste. Ich liebe dich so sehr. Verzeih mir. Verzeih mir. »Weil ich dich nicht liebe. Tut mir leid. Sorry!«
    Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Es wurde so fahl und blass wie der Mond, der über dem Brunnen am Nachthimmel stand. Sie sah die Tränen in seinen Augen. Es schnürte ihr den Hals zu. Mit letzter Kraft wandte sie sich um und ging davon. Einen Schritt und noch einen, tauchte in die Schatten der kahlen Bäume und Mauern und wäre am liebsten mit ihnen verschmolzen, zu schwarzem Nichts geworden.
    Irgendwie erreichte sie das Haus, in dem sie weiterleben musste. Allein. Jemand packte sie an der Schulter, drehte sie herum.
    Nils!
    Er starrte sie an.
    Angst und Unsicherheit in seinen Augen verloschen. Sein Blick wurde ganz weich. Mit dem Daumen strich er ihre Tränen weg. So wie neulich. Was ging in ihm vor? War das keine klare Ansage gewesen? Hatte er nicht verstanden, was sie gesagt hatte?
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Ganz langsam und sehr zärtlich, bis alles um sie verschwand, sich auflöste und nur noch er und sie auf dieser Welt waren.
    Dann ging er ohne ein Wort.

37
    Viertel nach zehn. Wo er nur blieb? Angespannt wartete sie, kaute auf dem Daumennagel herum, zündete sich eine Zigarette an, legte sich aufs Bett, stand wieder auf, trank einen Schluck Bier aus der Dose, die sie sich aus dem Kühlschrank geholt hatte, während ihre Eltern unten Tatort gesehen hatten. Seit über fünf Stunden wartete sie. Bestimmt hundert Mal hatte sie Sven angerufen, ihn angesimst.
    Im Schrank versteckt wartete ein Piccolo zwischen Coolpacks, die sie aus dem Eisfach genommen hatte und die eigentlich für Papas Schulterschmerzen gedacht waren.
    Sandra servierte Nils ab. Hoffentlich. Nein. Ganz sicher. Sie hatte keine Wahl.
    Das musste gefeiert werden. Der Plan war einfach genial. Sie machte mit ihm Schluss! Endlich war er frei.
    Frei für sie.
    Wo blieb nur Sven? Sie wollte die Bilder sehen. Mit eigenen Augen. Sie wollte hören, was er gehört hatte. Sie wollte wissen, dass ihr Plan aufgegangen war. Am liebsten wäre sie ja selbst gegangen.
    Um Viertel vor zehn hatte Sven eine SMS geschickt. Sie geht aus dem Haus.
    Und nun? Eine halbe Stunde war das schon her.
    Sven hatte bisher gute Arbeit geleistet. Das Bild vom Weihnachtsmarkt… gut gemacht! Er hatte auch das Kuvert vor Sandras Tür gelegt.
    Seit Tagen erzählte sie Sven, Sandra würde sie dissen und in der Schule fertigmachen. Es war ganz einfach. In ihren Schilderungen vertauschte sie einfach die Rollen und logo, Sven war wütend auf Sandra. Im Umschlag befand sich angeblich ein ewig langer Brief an Sandra, mit der Bitte, doch endlich mit dem Mobbing aufzuhören. Sie würde es nicht einen Tag länger ertragen.
    »Warum machst du das nicht selbst?«, hatte Sven gefragt.
    Es war ihr gelungen, feuchten Glanz in die Augen zu zwinkern. »Ich zittere ja schon, wenn ich nur an sie denke. Da, guck mal.« Sie hielt ihm ihre bebenden Finger hin.
    »Sternchen, so schlimm? Echt?« Mitfühlend hatte er sie in die Arme genommen und sich dann das Kuvert geschnappt.
    Die Gefahr, dass Sandra sie erkannte, war einfach zu groß und Sven hatte sie erst einmal gesehen.
    Es klingelte. Endlich. Sie lief in den Flur, winkte ab, als ihr Vater die Wohnzimmertür öffnete, und ließ Sven ein.
    »Und? Was ist? Alles im grünen Bereich?«
    Er nickte.
    Natürlich hatte sie Sven nicht eingeweiht, worum es ging. Er war nur ihr Knecht, ihr Sherpa. Die Fotos, wie Sandra mit einem Lehrer rummachte, brauchte sie in der Version, die sie Sven auftischte, als überzeugendes Argument für Sandra. Es war das ultimative Druckmittel, dass Sandra das Dissen einstellte.
    »Alles prima.« Er drückte sie an sich. Seine Lederkombi war so kalt wie seine Lippen. In ihrem Zimmer warf Sven den Rucksack auf den Stuhl und zog die Lederjacke aus.
    »Was haben sie gemacht?«
    »Zuerst sah es nicht gut aus. Ich bin ihr nach bis zum Einkaufszentrum. Dort haben sie sich getroffen. In aller Öffentlichkeit. Ziemlich bescheuert. Na ja, es war ja nicht allzu viel los… Und außerdem haben sie sich gestritten. Sandra hat ihn geschubst und dann einfach stehen lassen. Er stand da wie festgenagelt. Also, davon habe ich keine Fotos gemacht. Solche brauchst du ja nicht.«
    Yeah! Ihr Plan war

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