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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vielleicht schon verheiratet und irgendwo in Deutschland ein kleiner Chemiker in einem Nahrungsmittel- oder Pillendreherwerk. Es gab keine Schatten mehr, die aus dem Dunkel ferner Jahrzehnte auftauchten … und wenn es sie gab, dann zog er hinüber zu einem anderen Kontinent, baute dort ein neues, noch herrlicheres Haus und legte zwischen sich und sein Gewissen die Endlosigkeit der Ozeane.
    Bahamas – Südsee – Hinterindien –
    Es gab ja keine Weite mehr, keine Probleme, keine Hindernisse. Millionen lassen die Erde schrumpfen … mit Geld baut man Brücken über Meer und Kontinente. Mit Geld wird das Schicksal eine Farce!
    Er warf noch einen Blick hinunter zum Strand. Ein Eisverkäufer ging an den Badenden entlang und bot seine Ware an. Rita kaufte sich ein Eis am Stiel. Sie wickelte das Silberpapier ab, scharrte mit der Hand ein Loch in den feinen, weißen Sand und vergrub das zusammengedrückte Papier.
    Ein großes, herrliches Kind. In Gerholdts Brust zuckte das Herz. Ich würde sterben, wenn Rita von mir geht, durchfuhr es ihn. Es bedarf gar keiner Frage … ich stürbe vor Schmerz. So liebe ich sie. Sie ist so voll und ganz mein Kind, wie es kein anderes Kind für einen Vater sein kann.
    Er rief noch einmal Düsseldorf an.
    Dr. Schwab.
    Er traf ihn in der Fabrik an und hörte sich kurz seinen Bericht an. Der neue Ofen war gestern angestochen worden … eine neue Walzenstraße produzierte das Fünffache der anderen Straßen. Sie war bisher nur zur Probe da.
    »Ankaufen und alle anderen Straßen darauf umstellen. Wir können nicht modern genug sein. Wir müssen produzieren, Dr. Schwab, produzieren, produzieren! Wir müssen nicht nur ein Teil des deutschen Wirtschaftswunders sein – wir müssen sein Garant werden! Wir müssen alles schlagen! Kaufen Sie vier dieser neuen Walzenstraßen, Dr. Schwab.«
    »Und die alten, Herr Gerholdt? Sie sind gerade zwei Jahre alt!«
    »Die baue ich in Liberia ein.«
    Dr. Schwab nahm den Hörer vom Ohr, sah in die Muschel, schüttelte den Kopf und hob den Hörer dann wieder empor.
    »Habe ich richtig verstanden, Herr Gerhold? In Liberia?«
    »Darum rede ich mit Ihnen, Dr. Schwab. Ich werde meine Auslandsguthaben dazu verwenden, in allen Ländern, wo diese Guthaben namhaft sind, Zweigwerke zu errichten. Mit Liberia fange ich an.«
    Dr. Schwab setzte sich. Der Entschluß Gerholdts nahm ihm die Kraft in den Knien. Er sah hinüber zu der großen Weltkarte, die in dem Chefzimmer hing und auf der mit bunten Glasnadeln und vielfarbigen Schnüren alle Verbindungen der Rheinischen Stahlwerke im Ausland eingezeichnet waren.
    »Aber Liberia hat doch gar keine Stahlvorkommen! Was soll denn eine Walzenstraße dort, wo es gar kein Eisen gibt?«
    »Dann werden wir das Eisen dorthin bringen!«
    »Roheisen?«
    »Genau das!«
    »Es wäre billiger, wenn die Stahlplatten gleich fertig dorthin gebracht würden. Zudem: was will Liberia mit Stahlplatten?«
    Gerholdt trommelte auf dem Ablagebrett, das unter dem an der Wand hängenden Telefon angebracht war. »Was soll Deutschland mit der Kokosnuß?«
    »Wir machen Fett daraus.«
    »Und Liberia baut mit meinen Stahlplatten eine eigene Flotte, eigene Staudämme, eigene Werke zur Ausnutzung seiner Naturerzeugnisse.«
    Dr. Schwab schwieg. Es war sinnlos, Gerholdt etwas auszureden. Er kannte diese unheimlichen Sprünge seiner Gedanken seit dem ersten Jahr ihrer Zusammenarbeit. Zuerst war er zurückgeschaudert vor dem Wahnwitz der Pläne Gerholdts … hinterher bewunderte er ihn, wenn seine Gedanken Wirklichkeit geworden waren. Dann sahen die vorher geradezu sinnlosen und erschreckend unwirklichen Phantasien aus, als seien sie schon immer eine Notwendigkeit gewesen. Es gab nichts, was stärker war als Gerholdts Wille. Dr. Schwab fand sich damit ab und nickte auch jetzt ergeben vor dem Telefon.
    »Nach Liberia. Ich nehme an, daß Sie noch weitere Länder in Aussicht haben.«
    »Südafrika.«
    »Sehr gut.«
    »Argentinien.«
    »Eine große Konkurrenz!«
    Gerholdt schüttelte den Kopf. »Haben wir uns in Deutschland durchgesetzt, werden wir es dort auch tun!«
    »Dort ist der Amerikaner! Er hat rigorosere Methoden, die Konkurrenz auszuschalten, als wir hier in Deutschland kennen.«
    »Das mag sein – aber sie kennen dort drüben auch Frank Gerholdt nicht!«
    »Da haben Sie recht«, sagte Dr. Schwab aus voller Seele.
    »Ich beginne mit den Verhandlungen sofort und fliege in zwei Wochen zunächst nach Liberia.«
    »Ohne noch einmal nach Düsseldorf zu

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