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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brei für Rita auf einem verrosteten eisernen Herd kochend. Heute war es eine weiße Villa am Rhein, in der er sich vermauern wollte, die er ausbauen wollte wie eine mittelalterliche Festung, mit Posten, die alles abfingen, was aus dem Haus kam und in das Haus eindrang.
    In der Nacht – mit dem letzten Schiff aus Neapel – traf er wieder in Ischia ein. Rita stand am Hafen und winkte, als er das Fallreep herunterkam.
    »Paps!« rief sie. »Paps!« Sie fiel ihm um den Hals und küßte ihn immer und immer wieder. »Du bist ja so gemein, Paps. Fährst nach Rom und läßt mich allein! Wo du weißt, daß ich Rom immer schon kennenlernen wollte. Das Forum, das Colosseum, die Thermen … o Paps … du bist gemein …« Aber sie lachte dabei und hakte sich bei Gerholdt ein.
    Frank Gerholdt würgte. Er biß sich auf die Lippen, um nicht aufzuschluchzen.
    »Wir werden nach Rom fahren, Rita«, sagte er heiser. »Morgen, übermorgen … wann du willst. Du sollst alles sehen, was du willst …«
    »Paps!« Es war ein Jubel, der aus Rita herausbrach. Sie fiel ihm um den Hals und kuschelte ihren blonden Lockenkopf an seine Schulter. »Du bist der beste, liebste, vernünftigste und klügste Paps der ganzen Welt –«
    Es war Frank Gerholdt, als wäre er noch nie so tief gestürzt wie heute.
    Sie blieben sechs Wochen auf Ischia.
    Viermal schrieb Rita an Fred v. Buckow, und alle Briefe fing Gerholdt ab und ließ sie zerrissen ins Meer flattern. So kam nie eine Antwort, und Rita sann darüber nach, ob Fred wirklich eine andere Freundin habe und sie vergessen hatte. Sie konnte es zwar nicht glauben, sie dachte an die Worte und die zarten Küsse des großen Jungen, an die Ehrlichkeit seines Charakters und seinen Willen, mit Gerholdt über sie zu sprechen … aber sein Schweigen machte sie nicht nur nachdenklich, sondern auch trotzig.
    »Ich habe es nicht nötig, einem Manne nachzulaufen«, schrieb sie in ihr Tagebuch, das sie seit der Flucht aus Ostpreußen gewissenhaft führte und das bereits eine kleine Bibliothek darstellte. »Es ist nur traurig, daß eine Entfernung von wenigen hundert Kilometern genügt, um zu vergessen.«
    Aber Fred v. Buckow hatte nicht vergessen. Zweimal war er draußen am Rhein in der weißen Villa und wurde von Frau v. Knörringen abgefangen.
    »Ich bin nicht befugt, Ihnen zu sagen, wo sich die Herrschaften aufhalten!« sagte sie steif, als Fred um die Adresse bat. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ein Studienkollege von Fräulein Rita. Ein Freund –«
    Frau v. Knörringen sah den jungen Mann mißbilligend an. »Freund?« In ihrer Stimme schwang die Betonung des Wortes, als sei es die Wiederholung einer tiefen Beleidigung. »Fräulein Rita wird Sie wohl kaum so nennen.«
    »Das stimmt.« Fred v. Buckow nahm allen Mut zusammen. »Sie nennt mich Liebling.«
    »Hinaus!«
    Trotzdem wagte es Fred, noch ein zweites Mal zu kommen. Frau v. Knörringen erstarrte, als sie den jungen Mann vor der Tür stehen sah, und wollte die Tür wieder zuschlagen. Aber das besorgte Gesicht fiel ihr auf, und mit dem Spürsinn einer weiblichen Seele fühlte sie, daß dieser Fred v. Buckow vielleicht doch näher mit Rita bekannt war, als sie wahrhaben wollte.
    »Ach, der Liebling«, sagte sie sarkastisch. »Sie wünschen?«
    »Rita hat noch immer nicht geschrieben!« Die Stimme Freds klang verzweifelt. »Vier Wochen ist sie fort … In Italien.«
    »Ach, das wissen Sie jetzt?«
    »Ich habe die Arbeiter in der Fabrik gefragt. Es hat mich fünf Mark gekostet.«
    »Ein Vermögen, was?«
    »Für einen armen Studenten im Examen eine halbe Million. Fünf Mark! Das bedeutet fünfmal Mittagessen! Eine ganze Woche Sattsein! Mit fünf Mark in der Tasche erobern wir Studiker Bonn!«
    »Und dafür wissen Sie jetzt, daß Rita in Italien ist. Ein Glück, daß Italien groß ist!«
    Fred v. Buckow hob bittend beide Hände. »Liebe, gute Frau, warum verraten Sie mir nicht die Adresse? Was haben Sie davon, wenn ich es weiß oder nicht?«
    »Ich darf es nicht!« Frau v. Knörringen stieß die Tür auf und winkte. »Treten Sie wenigstens ein … ich bespreche so etwas nicht zwischen Tür und Angel.«
    »Verbindlichsten Dank.«
    Sie standen sich in der großen, prunkvollen Halle gegenüber. Freds Blicke glitten über die Sesselgruppen, über die Gobelins, über die herrlichen Naturholztüren aus edelsten Maserungen. Welch ein Reichtum, durchfuhr es ihn. Welch ein Luxus, welche Verschwendung. Eine einzige Tür würde soviel kosten wie sein halbes Studium. Und

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