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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Digitalkamera, knipste das Innere der Kabine, den aufgebrochenen Schaltkasten und neigte sich dann langsam nach vorn über die Polster in die Fahrerkabine. Auf dem LC-Display der Kamera hatte die Szenerie etwas Surreales. Amy schoss Fotos von dem auf dem Fahrersitz zusammengesunkenen Mann. Der Gurt hielt ihn aufrecht. Blut tränkte bereits den Sitz und war ihm über den einstmals weißen Hemdkragen in die Kleidung gelaufen. Amy zwang sich, den Fotoapparat zur Seite zu nehmen und überprüfte gewissenhaft den Puls an der Halsschlagader. Nichts. Sie veränderte die Position ihrer leicht zittrigen Finger, an denen zähes Blut haftete, wartete. Nichts.
    Vor der Limousine lag ein verlassener Weg, rechts und links der Park. Alle Fenster waren heil und geschlossen. Vorsichtig beugte sie sich vor und rutschte über die Lehnen in die Fahrerkabine auf den Beifahrersitz. Sie holte ihre Handtasche nach vorn und schaltete das Deckenlicht an. Erst aus dieser Perspektive und mit dem Licht sah sie den tiefen Schnitt auf der ihr abgewandten Halsseite des Mannes. Amy atmete flach durch den Mund, ihr Pulsschlag pochte wie nach einem Marathon und ihr tränten die Augen, doch sie fotografierte konzentriert alles, was wichtig erschien. Der Schlüssel des Wagens steckte. Sie schoss ein Foto davon und zog ihn ab. Hatte Nyl das getan? Auf jeden Fall verwettete sie nun ihren linken Busen darauf, dass es ein Vampir gewesen war.
    Amy griff zur Tür. Verriegelt. „Na warte“, murmelte sie, während sie die Mittelkonsole absuchte. Sie entriegelte das Fahrzeug und schlüpfte vorsichtig aus der Beifahrertür, ließ sich in die Hocke gleiten und schloss die Tür so leise wie möglich.
    Die warme Meeresbrise tat überwältigend gut, nach dem Gestank nach Tod im Inneren der Limousine. Der Wind spielte mit ihrem Haar. Mit einem Taschentuch putzte sie sich die Finger sauber, schüttete die restlichen Tücher aus dem Plastiktütchen und steckte das schmutzige Tuch sorgfältig hinein. Rasch fummelte sie sich ein Haargummi in den tanzenden Haarwust und lauschte.
    Das Meer, Bäume, schwache Straßengeräusche, hier und da entfernte freudige Stimmen, Musik. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, obwohl ihr Puls immer noch in den Schläfen pochte und sie jederzeit mit dem stahlharten Griff eines Vampirs und den scharfen Einstichen von Reißzähnen im Hals rechnete.
    Amy richtete sich auf. Sie hatte sich nicht getäuscht, sie spürte Wesen. Das Gefühl war sogar recht aufdringlich. So stark hatte sie es bisher nie wahrgenommen. Sie schaltete das Smartphone in ihrer Handtasche auf Aufnahme, griff mit der einen Hand die Kamera und umklammerte mit der anderen die Waffe in der Tasche. Geschwind huschte sie von Baumstamm zu Busch durch den düsteren Park.
     
    ~  ~
     
    Cira genoss es, neben ihrer Tochter zu sitzen und über die Vergangenheit zu reden.
    Noch vor wenigen Tagen hätte sie beides aus unzähligen Gründen für unmöglich gehalten. Sie flegelten sich gemütlich in Wolldecken eingewickelt auf Samanthas Sofa. Sogar ihre vampirischen Empfindungen registrierten nur äußerst selten ein sanftes Schaukeln, wenn ein großes Schiff eine Welle Richtung Waldo Point Harbor schickte. Man hätte das Wohnzimmer von seiner Aufmachung her nicht auf einem Hausboot vermutet. Die Mischung aus Holzmöbeln, Gemälden und Teppichen hatte sie sich in Sams Zuhause vom ersten Augenblick an heimisch fühlen lassen. Cira wühlte einen Arm aus der Decke und legte die Hand in Sams ausgestreckte Handfläche.
    „Es tut so gut, das alles zu erfahren“, sagte Samantha mit einer leicht rauen Stimme. Ihre blauen Augen glitzerten im Kerzenschein. Sie lächelte, bewegt und berührt von Ciras schwerer Kindheit. „Danke, dass du es mir erzählt hast.“
    Mit elf war Cira von ihren Zwillingsstiefbrüdern Joe und George in einem alten Truck missbraucht worden. Die beiden hatten sich daraufhin aus dem Staub gemacht und hatten sie mit einem trinkenden und gewalttätigen Vater und einer hilflosen Mutter allein gelassen. Jonas und Ny’lane hatten Ciras Mom Eleonore Jane Anderson einen vor ihr verheimlichten Besuch abgestattet. Inzwischen wusste sie, wie Elli ihre Enkelin Samantha vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Elli hatte ihre Tochter Cira nicht vor ihrem brutalen Mann beschützen können, doch Sam hatte sie gerettet, als das Scheusal Elli befahl, Ciras Baby verletzt auszusetzen, keine Stunde alt.
    Cira drückte Sams Hand. Vor ihr saß eine junge, erwachsene Frau mit unendlich

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