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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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zuversichtlich. „Besser, der höchste Berg in den USA, als wenn er auf dem Elbrus in Russland leben würde, oder? Mist, jetzt fehlen uns Nyls Flugkünste.“
    „Hey, wozu hast du eine Pilotin an deiner Seite?“
    Jonas wich Ciras Ellbogen aus und küsste sie kurz und stürmisch auf den Mund. Er hätte es wissen müssen. Sie würde ihn ohne zu zögern begleiten. „Sam, ihr bleibt hier. Es ist zu gefährlich für einen Menschen da oben.“
    Samantha knurrte ihn an, als wäre sie ein Wesen, doch sie nickte. „Wir kümmern uns mit Alex und Jose weiter um den Zeitungsbericht.“
    „Danke!“ Jonas legte Sam und Timothy die Hände auf die Schultern, dann wandte er sich Cira zu. „Ab zum Flugplatz, Kapitänin!“
     
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    Amy hetzte wie von Sinnen durch den urwüchsigen Palmenwald, der seine Klauen nach ihr ausstreckte, um sie zu Fall zu bringen. Ihr einziger Schutz war der dünne Pullover, den sie sich über eine Hand gezogen hatte, und mit der sie sich eine Schneise durch das wirre Grün bahnte. Trotz ihres röchelnden Atems hörte sie das Knistern hinter sich, als würden Dinosaurier durchs Unterholz brechen. Dichter Rauch verfolgte sie. Die Luft ließ sich kaum atmen, dick und grau, tödlich giftig. Im Spurt öffnete sie ihren BH, zog die Träger innen über die Arme und band sich ein Körbchen über Mund und Nase. Ihre Beinmuskeln brannten, als liefe sie bereits durchs Feuer. Sie blinzelte rasch, um durch das Tränenwasser überhaupt noch etwas erkennen zu können. Der Dschungel schien endlos. Sie sah gerade so die Hand vor Augen.
    Beißender Qualm hüllte sie ein. Ihr Körper zitterte. Keuchend und hustend fiel sie in einen zügigen Schritt. Ihre Seiten stachen, als durchbohrten glühende Speere ihren Leib. Ihre Lungen stachen, ihr Herz pochte schnell. Sie spuckte Dreck, mahnte sich zur Ruhe, doch ihr Gehirn erhielt kaum Sauerstoff. Bald würde sie das Bewusstsein verlieren. Amy glitt auf die Knie, krabbelte wie benommen vorwärts. Am Boden war die Luft wie erwartet besser, aber nun hatte sie weder Orientierung noch kam sie voran. Wäre sie gläubig, würde sie um Gottes Hilfe bitten.
    Amys Augen schmerzten. Sie schloss sie und krabbelte weiter, während Tränen ihren Mundschutz durchnässten. Ihre Haare verhedderten sich. Nein, nein, sie musste weiter! Hilflos schlug sie nach vorn aus, um sich von dem Dornengestrüpp zu befreien und riss sich den Handballen auf. Ihr Aufschrei erstarb in einem Krächzen. Am Ende ihrer Kräfte zog sie schluchzend den Arm an die Brust und bog den Oberkörper wie eine Kugel. Mageninhalt kam hoch. Sie spürte, die Verletzung in der Hand war zu groß, um weiter auf allen vieren zu krabbeln. Sie biss die Zähne zusammen und hob die Wunde vor die Augen, um sie zu untersuchen.
    Ein gerader Schnitt zog sich tief über ihren Handballen. Das Blut strömte hinaus. Amy zog sich blind einen Turnschuh aus und verband den Riss fest mit ihrer Socke. Sie stutzte und blinzelte, hob den Kopf und sah, woran sie sich verletzt hatte. An der Spitze, die aus einem verflochtenen Draht herausragte. Rasch blickte sie in jede Richtung, erkannte aber nur in dichten Qualm getauchtes Grün. Für oder gegen was diente hier ein Stacheldrahtzaun? Zwangsläufig sah Amy die Stacheldrahtvorfelder aus den Grabenkämpfen des Ersten Weltkrieges vor sich und würgte Dreck aus ihrer Lunge. Verzweiflung überkam sie . Ruhig, bleib ruhig, mahnte sie sich. Sie musste auf die andere Seite! Vorsichtig tastete sie sich an dem lockeren, verrosteten Draht entlang und schob sich darunter hindurch. Zum Glück war es nur ein Zaun. Kein Strom, kein Geflecht. Dennoch rutschte sie langsam über den Boden, versuchte, trotz tränender Augen alles zu erkennen. Bilder von Opfern der Splitter- und Sprengminen blitzten vor ihr auf, als wäre sie in eine andere Zeit geraten. Sie meinte zwar, sich daran erinnern zu können, Sierra Leone nicht bei den mit Landminen verseuchten Ländern wie Namibia und Ägypten gesehen zu haben, aber sie traute der Sache nicht.
    Der Boden wurde zunehmend schlammig. Ihre Gliedmaßen sackten immer tiefer in der rotbraunen Erde ein. Die Kleidung sog Schlickwasser auf, die Baumstämme lichteten sich, die Büsche schwanden wie das Gras. Das Gefälle nahm zu, verwandelte den zähflüssigen Schlamm in eine Rutschbahn, auf der sie auf dem Bauch über einen kleinen Abhang in ein Wasserloch schlitterte. Amy hustete und zitterte vor Freude, auch wenn sie wusste, die Pfütze bedeutete keinesfalls Rettung. Die

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