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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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dreckige Brühe eignete sich nicht, um sich zu säubern. Beim hektischen Blinzeln bemerkte sie, dass sie mehr als grauen Qualm erkennen konnte. Ein unbeschreibliches Gefühl überfiel sie, weil sie endlich wieder Sauerstoff in die Lungen bekam. Sie blickte angestrengt empor. Der Wind musste gedreht haben. Dichte, dunkelgraue Schwaden zogen in die entgegengesetzte Richtung. Ihr war bewusst, sich absolut nicht in Sicherheit zu befinden, doch dieses Schlammloch war allemal besser als der brennende Dschungel.
    Amy arbeitete sich wie eine schwangere Schildkröte aus der großen, klebrigen Pfütze, am glitschigen Rand hoch. Die Sicht wurde immer klarer, aber es stank bestialisch nach Rauch. Ihr Puls beruhigte sich langsam. Sie lebte noch! Ein ungeahntes Glücksgefühl durchströmte sie und sie wischte sich mit der unverletzten Hand die verschlickten und verknoteten Haare aus dem Gesicht.
    Vor ihr erstreckte sich eine riesige Matschlandschaft, die sich auf mehreren Terrassen den Hang hinabzog. Sie konnte weitere Schlammlöcher ausmachen, in denen sich gelbbraune Suppe sammelte. Sie saß im äußeren Randbereich, wo das letzte Grün in scheinbar endlosen Matsch überging. Abdrücke von nackten Füßen verrieten, jemand musste vor Kurzem hier gewesen sein. Eimer und Schaufeln schälten sich aus dem Dunst, der sich hartnäckig über der weiten Grube hielt. Amy schnappte nach Luft, was in ihren Lungen wie Säure brannte. Sie saß in einer verdammten Diamantenmine. Wenn diese illegal war, war es hier gefährlicher als im Wald mit dem Feuersturm im Nacken.
    Ihr Fluch blieb im Hals stecken, als sie plötzlich meinte, Männerstimmen zu vernehmen. Sie glitt flach auf den Boden. Unzählige Schwarze kamen aus einer Richtung, traten aus dem Nebel. Amy blinzelte angestrengt. Halluzinierte sie? Nein, sie waren wirklich da. Liefen nur mit Shorts bekleidet umher, griffen sich runde Siebe aus dem Schlamm, Eimer und Spaten, warfen Pumpen an und fuhren mit ihrer Arbeit in den Gruben fort. Amy rutschte langsam zurück in den Schlick. Einige Kerle bewegten sich auf sie zu. Sie bohrte Arme und Beine tiefer in die Morastschicht und drückte das Kinn ebenfalls hinein. Sie verharrte reglos, spähte durch die wenigen Grashalme und schleuderte den Minenarbeitern gedanklich entgegen, sie sollten es nicht wagen, noch näher zu kommen, während Furcht ihren Körper beben ließ.
    Selbst wenn irgendwer hier legal Diamanten schürfte, war sie allein unter Hunderten von Männern, in einem Land, in dem Korruption und die Verstümmelung von Frauen leider noch gang und gäbe waren. Sie musste ausharren, bis die Nacht hereinbrach und sie hoffentlich alle verschwan…
    Ohne Vorwarnung ergriffen schwere Hände ihre Schultern. Der Schock traf sie wie ein Stromstoß. Amy schrie auf. Mit einem brutalen Ruck wurde sie hochgerissen und gegen etwas Hartes geschleudert. Ihr Gesicht wurde gewaltsam an Leder gequetscht. Starke Arme pressten sie an einen kräftigen Körper. Ein Zittern erfasste sie, doch es war nicht nur ihres. Der Schrecken wich, ihr Leib wusste, wer sie da wie ein verloren gegangenes Kind an sich drückte, aber ihr Verstand hinkte hinterher. Ein leiser Laut begleitete Ny’lanes Zittern, das über seine warmen Hände zu ihr floss, die ihren Kopf an seine breite Brust zwängten. Er umarmte sie mit solch einer Intensität, dass ihr fast die Luft wegblieb. Nyls Herz raste an ihrem Ohr, als wäre er über den gesamten Kontinent gejagt, um sie zu finden.
    Der kurze Augenblick zerplatzte wie eine Seifenblase, als Nyl sie abermals an den Oberarmen ergriff und sie auf Armlänge vor sich hielt, als wäre sie eine Schaufensterpuppe. Rasch nahm er die Hände fort. Sie schwankte und starrte fassungslos zu ihm hoch. Er sah wie immer tadellos aus, bis auf die Matschflecken, die sie auf seinem Mantel hinterlassen hatte. Sein Blick durchbohrte sie, als röntgte er ihr Inneres. Seine Miene wirkte härter als sonst. Normalerweise lag etwas Unbeteiligtes, Unnahbares in ihr, nun standen ihm Zorn und absolute Verschlossenheit ins Gesicht tätowiert. Seine Nasenflügel bebten fast unmerklich, seine Wangenknochen arbeiteten, als verarbeitete er ihren Schock. Die Augen lagen wie immer hinter einer blickdichten Sonnenbrille verborgen.
    Amy räusperte sich. Sie sollte irgendetwas sagen, doch ihr Kopf war so leer wie ein abgepumpter Swimmingpool. Erst als sie ihr Kinn anhob und es schaffte, ihre Wangen für ein hartes Lächeln zu heben, sickerten alle Erlebnisse auf einmal in

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