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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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lag, desto bewusster wurde ihm, dass er sie nicht nochmals allein in diesem Land aussetzen konnte. Sie hatte weder ihre Papiere bei sich noch Geld für ein Flugticket. All das stellte zwar nicht im Mindesten ein Problem für ihn dar, aber er brachte es nicht über sich, sie abzusetzen. Und seltsamerweise war der spontane und ursprüngliche Grund seines Besuches in Sierra Leone zu einem innigen Bedürfnis herangewachsen, das er sich allerdings nicht zu erklären vermochte.
    Er setzte sich im hinteren Bereich einen Kopfhörer auf, damit sie ihn verstand. „Auf die Banana Islands. Das ist die vorgelagerte Insel.“
    „Schon klar, Geografiegenie. Und was wollen wir da? Liegt zwischen den Touristentauchstationen dein Drogenumschlagplatz?“
    Ny’lane schüttelte den Kopf und musste lächeln, obwohl er sich eigentlich gekränkt fühlen sollte. Er rückte seinen Schwanz zurecht, der sich sowieso nicht sagen ließ, wann und wie auffällig er sich in seiner Hose zu betragen hatte und betrat das Cockpit. „Zumindest mal geht es dort oft heiß her.“
    Amy drehte sich zu ihm um, ließ den Blick von unten nach oben an seinem Körper emporgleiten. Er schloss kurz die Augen, spürte es aber dennoch. Sie hatte so was von gar keinen blassen Schimmer, was sie mit ihm anstellte.
    „Das war nicht im Geringsten eine Antwort.“
    Nyl trat hinter ihren Sitz, umarmte diesen und sie im Doppelpack, und legte seine Hände auf den Steuerknüppel. Die Berührung ihrer kühlen Hände beruhigte ihn, weil er ihr nah war, und erregte ihn, weil er ihr nah war. Sanft zog er den Knüppel weiter zwischen ihre Beine. Der Hubschrauber reagierte sofort und schoss über die Stromleitungen hinweg.
    „Fucking hell!“, stieß sie erschrocken hervor, als sie sich umwandte, um das Hindernis nochmals zu betrachten.
    Nyl zog seine Hände von ihren, wenn auch widerwillig, setzte sich auf den Co-Pilotensitz und schob das Headset über. „Ich übernehme dann mal.“
    „Klar“, sagte sie nur und sah versteinert geradeaus.
    Ihr Puls schlug bereits wieder normal. Sie war schon ein verfluchtes Weibsstück. Sie ließen Freetown hinter sich und überflogen das türkisfarbene Meer. Vor ihnen lag die kleine Inselgruppe, deren feine Sandstrände in der Sonne funkelten.
    „Und was ist jetzt auf den Banana Islands? Du hast mir eine Story, die Story über deine Mine versprochen!“
    „Das habe ich nicht“, sagte er ruhig.
    „Was? Du verdammter Mist…“
    Er unterbrach sie. „Ich habe dir eine Story versprochen.“
    „Über die Mine!“, fauchte sie.
    Er nickte nur, drosselte die Geschwindigkeit und flog tiefer auf ein riesiges Waldstück auf der größeren der beiden Hauptinseln zu.
    „Du machst mich wahnsinnig!“
    Du mich auch.
    „Was ist dort unten?“ Sie betonte jedes Wort.
    Ny’lane ließ den Hubschrauber sanft auf eine gerodete Fläche hinabsinken. Die hohen Bäume ringsherum verschluckten sie. Er legte seine freie Hand auf die Nackenstütze von Amys Sitz, neigte sich vor und sah ihr tief in die schwarzen Augen, in denen es temperamentvoll funkelte. „Meine Mom.“
     
    ~  ~
     
    Cira gewöhnte sich rasch an die einmotorige Beaver. Zum Glück hatte sie während ihrer praktischen Flugausbildung in Arizona einige Male in so einer Kiste gesessen und zum Glück saß neben ihr der beste Co-Pilot, den sie sich wünschen konnte. Inzwischen vertraute sie ihren vampirischen Instinkten und ihren Reflexen, auch wenn sie sich oft selbst noch überraschte. Sie vermochte sich nicht mehr vorzustellen, weshalb sie kein Vampir hatte werden wollen, obwohl sie das Ausmaß der beinahe tödlichen Metamorphose vorab gar nicht hatte erfassen können.
    Ihr Blick glitt über die wilde Gebirgslandschaft. Der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas ragte mit seinen ebenso imposanten, grau-weißen Nachbarspitzen vor ihnen auf. Die Schneefelder funkelten im matten Sonnenlicht. Das Hochgebirgsklima traf sie nun mit voller Wucht. Höhenwinde drückten sie nach rechts, Fallwinde nach unten, und der im Gegensatz zu einer ihrer riesigen Passagiermaschinen kleine Sarg mit Flügeln schwankte wie eine aufgehängte Schaukel, auf deren Ast ein Elefant hopste. Sie hatten sich für eine DHC Turbo Beaver entschieden, deren Landfahrwerk eine Skikombination enthielt, die vom Cockpit aus mit einer hydraulischen Handpumpe Skier ausfahren konnte. In den unteren, leicht bewaldeten Hängen glänzten weite Schneeflächen, auf denen sie sich zutraute, sicher zu landen, doch sie folgten der vagen

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