Schicksal in zarter Hand
Krankenbett zurück. Der Monitor zeigte zum Glück jetzt wieder Werte, die ihr normal erschienen.
Franco hatte die Augen weiterhin geschlossen, und sie fragte sich, ob er schlief. Allerdings hielt er noch immer ihre Hand. Fast so wie früher.
Seine Hände kenne ich besser als alle anderen, dachte Lexi träumerisch, und ein Prickeln überlief sie, als sie daran dachte, welche Wonnen ihr diese langen, starken Finger schon bereitet hatten. Die Hände eines im wahrsten Sinne zupackenden Menschen. Er war immer am glücklichsten gewesen, wenn er auf seiner Jacht Miranda, auf der er den Sommer über gelebt hatte, die Schoten bediente. Oder wenn er schmutzig und von Schmieröl bedeckt einen Bootsmotor auseinandernahm, reparierte und wieder zusammensetzte. Die Schwielen in seinen Handflächen erzählten von harter körperlicher Arbeit.
Alle Wasserfahrzeuge faszinierten ihn, angefangen von Segeljachten über Rennboote bis hin zu den riesigen Frachtschiffen, die auf der Werft seines Vaters nahe Livorno gebaut wurden. Deshalb hatte er sich zum Marineingenieur ausbilden lassen. Bei ihm war der Beruf zugleich Berufung. Dass er als Geschäftsmann ebenfalls Geschick zeigte, war für das Imperium der Tolles natürlich ein großer Gewinn.
Auch bei Frauen war Franco ausgesprochen erfolgreich. Kein Wunder, schließlich hätte er den antiken griechischen Bildhauern als Modell für ihre Götterstatuen dienen können, dachte Lexi.
Selbst jetzt, bandagiert und mit dunklen Bartstoppeln, sah er hinreißend aus. Wie ein verwegener Pirat. Und verwegen war er tatsächlich. Sonst hätte er keine Powerbootrennen bestritten.
Wer hätte es ihr verübeln können, dass sie sich in ihn verliebte, ja, ihm völlig verfiel, völlig geblendet war von seiner großartigen, beeindruckenden Persönlichkeit. Körperlich entsprach er dem Traumbild jeder Frau, außerdem besaß er im Übermaß diese erotische Ausstrahlung und Anziehungskraft, die einen Mann unwiderstehlich machten. Seine maskuline Kraft war sogar jetzt zu spüren, wo er verletzt und geschwächt dalag.
Als Liebhaber war er unglaublich aufregend gewesen, einer von den Männern, die es ebenso lieben, eine Frau nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen wie selbst voller Leidenschaft geliebt zu werden. Er besaß Charme und eine gehörige Portion Charisma, das Lexi blind gegenüber seinen Fehlern machte.
Seine guten Seiten dagegen erkannte sie durchaus. Er war nett zu alten Damen und Tieren, er konnte über Absurdes herzlich lachen und auch – was besonders beachtlich war – über sich selbst. Sein brillanter, auf alles Technische gerichteter Verstand hatte ihn im Alter von dreizehn Jahren seine erste Jacht entwerfen und bauen lassen.
Franco war mehr als selbstbewusst und völlig furchtlos, wenn es um Sportarten ging, die auf dem Wasser ausgetragen wurden. Wie die Powerbootrennen, die ihm nun beinah zum Verhängnis geworden wären. Trotz dieser dynamischen Art konnte er auch stundenlang bewegungslos in der Sonne liegen, denn Entspannung war für ihn ebenso wichtig wie Bewegung und Aufregung. Beides war natürlich ideal kombiniert in seinem liebsten Zeitvertreib – Sex.
Lexi erinnerte sich noch genau daran, wie bestürzt Franco ausgesehen hatte, als sie ihm gestand, sie sei schwanger. Seine goldbraunen Augen, sonst so warm und faszinierend, waren plötzlich wie mit Eis überzogen gewesen. Dann hatte er ernst und ruhig die Verantwortung für die Folgen seines Fehlers übernommen.
Oder anders gesagt: Er hatte die Verantwortung für sie übernommen.
Wo war damals mein Stolz? fragte Lexi sich nun. Die Antwort darauf war einfach zu finden. Er war erstickt unter der Last ihrer blinden Liebe und vor allem der Furcht, Franco zu verlieren.
Dafür schämte sie sich. Noch mehr aber nagte das Schuldbewusstsein dafür an ihr, dass sie der Ehe zugestimmt hatte, um ihn für seine hässliche, entwürdigende Wette zu bestrafen. Letztlich hatte sie sich nicht besser benommen als er.
Unwillkürlich blickte sie hoch und sah Franco direkt in die goldbraunen Augen. Er schien bis auf den Grund ihrer Seele zu schauen.
Rasch zog sie die Hand aus seinem Griff und lehnte sich zurück.
„Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt hergekommen bin“, gestand sie angespannt. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr klar, dass sie Franco damit ihre inneren Kämpfe offenbarte.
Franco sah Lexi an und wünschte sich sehnlich, nicht so verdammt schwach zu sein. In ihren Augen schimmerten Tränen, obwohl sie
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