Schicksal in zarter Hand
Zweifel?“, fragte er ernst.
„Doch“, gestand sie. „Ich habe Angst, dass wir versuchen, ein Feuer wieder anzufachen, das besser gelöscht werden sollte.“
„Du glaubst nicht, dass ich dich immer noch liebe“, stellte er fest.
„Ich glaube, wir sind noch nicht wieder lange genug zusammen, um uns über unsere Gefühle sicher zu sein, Franco.“
„Ich stehe also immer noch unter Anklage?“
Sie antwortete nicht direkt darauf. „Du hättest mir sagen sollen, was Marco über mich behauptet hatte. Ich hatte keine Chance, mich zu verteidigen. Und es bedrückt mich nach wie vor, dass du ihm geglaubt hast, statt mir zu vertrauen.“
Franco seufzte. „Ja, Marco kannte mich und meine Schwächen genau. Ich war zu stolz, dich zu fragen. Stattdessen rief ich die Clique zusammen und verkündete, ich hätte den Preis gewonnen, wohl wissend, dass Claudia das filmen und dir das Video schicken würde. Damit wollte ich dich wissen lassen, wie wenig du mir – scheinbar – bedeutest.“
„Das hat ja auch funktioniert“, erinnerte sie ihn. „Ich war echt am Boden zerstört.“
„Was verletzter Stolz nicht alles anrichtet“, meinte er wehmütig. „Letztlich hat er, noch Jahre später, zu dem Unfall und Marcos Tod geführt.“
Nun erzählte er ihr in allen Einzelheiten, was sich vor dem Rennen zwischen ihm und Marco abgespielt hatte.
„Ich wusste, dass er etwas Verrücktes vorhatte, als er sich quasi von mir verabschiedete, als wir schon im Boot saßen“, beendete Franco den Bericht. „Aber dass er den Tod suchte …“
Lexi drehte sich zu ihm um und legte ihm die Arme um den Nacken. „Es war nicht deine Schuld“, versicherte sie ihm eindringlich. „Denk nicht mehr daran, bitte. Denk an Marco so, wie du heute in der Kirche über ihn geredet hast: als deinen Freund, mit dem du so viele schöne Zeiten verlebt hast.“
„Das ist ein weiser Rat, Liebste“, sagte Franco und küsste sie sanft.
Kurz darauf erreichten sie ihr Ziel und hatten alle Hände voll zu tun, das Segel einzuholen und das Boot sicher zu verankern. Danach ließen sie es sich gut gehen. Sie saßen an Deck, tranken Bier und aßen die von Zeta bereitete, wie üblich ganz köstliche Pasta. Auch als die Sonne untergegangen war, blieb es angenehm warm.
Nachdem sie eine Weile schweigend den schönen Abend genossen hatten, seufzte Franco plötzlich.
„Ach, Lexi, die Liebe kann grausam sein“, meinte er und zog sie eng an sich. „Ich dachte immer nur an dich, auch als ich dir gegenüber so kalt tat und du dich von mir zurückgezogen hattest. Inmitten vieler Menschen fühlte ich mich einsam, ich lachte über Scherze und weinte innerlich bittere Tränen, ich sehnte mich nach dir und hasste mich für diese Sehnsucht.“
„Quäl dich nicht so, Liebster“, bat sie ihn eindringlich. „Das bricht mir das Herz.“
„Meins war damals auch gebrochen. Ich sah häufig jenes Bild vor Augen, das Marco mir mit seiner Lüge eingeimpft hatte, nämlich wie du in seinen Armen lagst. Aber immer wieder verblasste es und machte einem anderen Platz: du, wie du mich mit deinen wunderschönen Augen anblickst, die vor Liebe leuchten.“
Er blieb einen Moment still und küsste sie auf die Wange.
„Du hast nie aufgehört, mich zu lieben, oder?“, fragte er leise. „Das meine ich in deinem Gesicht gelesen zu haben, als du im Krankenhaus an meinem Bett gestanden hast.“
„Ja, das hast du richtig gesehen“, gestand Lexi leise. „Ich liebe dich, Franco. Mir ist es genauso ergangen wie dir – so, wie du es gerade beschrieben hast, aber ich will nicht …“
Er ließ sie nicht ausreden, sondern presste ihr ungestüm die Lippen auf den Mund und küsste sie, bis sie völlig außer Atem war.
„Möchtest du jetzt mit mir nach unten in die Kajüte gehen und deine Frösche küssen?“, fragte Franco schließlich neckend.
„In die Kajüte möchte ich schon“, erwiderte sie verheißungsvoll. „Aber die Frösche brauche ich nicht mehr zu küssen. Ich habe meinen Prinzen gefunden.“
– ENDE –
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