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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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die du im Bad vergessen hast.“
    Lydia begriff sofort. Ich sah die Fassungslosigkeit in ihrem Blick und das Zittern ihrer Unterlippe. Ihre Reaktion kam viel zu schnell und viel zu heftig: „So ein Unsinn. Ich hatte die gleiche um. Und vergessen habe ich sie auch nicht.“
    „Oh doch, Lydia“, sagte ich sanft „da bin ich mir sicher.“
    Sie hatte sich wieder im Griff und wechselte plötzlich die Taktik. Das Lächeln, mit dem sie mich nun ansah, war honigsüß: „Die Uhr hat dir schon immer gefallen, nicht wahr, Ulrike? Weißt du was, ich schenke sie dir. Nimm sie dir einfach und trage sie.“
    Plötzlich fühlte ich mich in unsere Kindheit zurückversetzt. Genauso hatte sich Lydia jedes Mal verhalten, wenn sie sich meine Loyalität sichern wollte. „Das T-Shirt mit dem Pferdekopf magst du doch so, Ulrike, du kannst es haben!“, hörte ich sie sagen. Und es hatte funktioniert, ich hatte für sie geschwiegen und manchmal sogar gelogen. Aber das war nun vorüber.
    „Weißt du“, sagte ich, „ich bin sicher mich richtig zu erinnern. Es gibt da auch ein Foto vom Nachmittag, eines auf dem das Bad drauf ist, ich werde das mal besorgen, nur so zum Vergleich.“ Mein Ton war immer noch leicht, obwohl es mich unendliche Mühe kostete. Die Beamtin schien nichts zu bemerken, sie wirkte gelangweilt von unserem Geplänkel. Lydia senkte den Kopf. Gleich wird sie in Tränen ausbrechen, dachte ich, das hat sie immer gemacht, wenn sie nicht weiter wusste. Doch als sie mich wieder ansah, waren ihre Augen trocken und ihr Blick fest und ruhig. „Lassen wir den Kinderkram mit den Fotos, Ulrike“, sagte sie. „Es gibt Wichtigeres zu besprechen. Du musst mir einen großen Gefallen tun. Hole bitte meinen BMW aus der Garage und fahre ihn nach Hause. Die Schlüssel sind hier, ich habe das veranlasst.“
    Auf dieses Stichwort hin kam die Beamtin an den Tisch und legte mir zwei Schlüssel hin. „Für die Garage und für den Wagen“, sagte sie. „Bitte quittieren Sie den Empfang hier.“ Automatisch unterschrieb ich. Dann wandte ich mich meiner Schwester zu.
    „Lydia, können wir das nicht anders regeln“, fragte ich. „Ich bin den Wagen nicht gewohnt...“
    Lydia reagierte genervt. „Mein Gott, Ulrike, jetzt verschone mich mit deinen Phobien. Der Wagen ist fast neu und erstklassig in Schuss und die Strecke bist du schließlich schon gefahren. Wenn du das jetzt nicht packst, kannst du dir das Geld von der Fahrschule zurückgeben lassen. Ich muss die Garage hier freimachen, und bei euch zu Hause steht eine Garage leer!“
    Das stimmte natürlich. Der Garagenstellplatz gehörte zu unserer neuen Wohnung und im Moment standen da nur mein Fahrrad und Mutters Rollator. Trotzdem hatte ich noch keinen endgültigen Entschluss im Bezug auf den Wagen gefasst, als ich Lydia verließ.

Lydia:
    Meine Bitte an Ulrike, den Wagen persönlich abzuholen, kam ganz spontan. Da war nichts geplant und nichts vorherberechnet. Wieso auch? Der Gedanke kam mir so unvermittelt, wie ihre Drohung für mich kam. Ich hatte die Sache mit Peter längst verdrängt und nicht im Traum daran gedacht, sie könnte noch einmal zur Sprache kommen. Wie hatte Ulrike nach all den Jahren nur darauf kommen können? Es musste mit der Spangenuhr zusammenhängen, die sie in meinen Sachen gefunden hatte. Weshalb hatte ich das verdammte Ding nicht weggeworfen? Gemocht hatte ich die Uhr ohnehin nie, obwohl sie ein Geschenk von Holger war, allerdings eines mit negativem Vorzeichen. Er gab sie mir gewissermaßen als Abschiedsgeschenk, bei einem seiner zahlreichen Versuche, unsere Beziehung zu beenden. Dazu gab er noch so einen unmöglichen Spruch von sich, etwa des Inhaltes, unsere gemeinsame Zeit sei nun abgelaufen. Schon wenig später ließ er sich von mir allerdings wieder umstimmen.
    Die Uhr gefiel mir nicht, ich mag überhaupt keinen Silberschmuck. Wieso ich sie an jenem Tag trotzdem trug, weiß ich nicht mehr so genau. Vermutlich war eine Prise Sentimentalität dabei, denn in dieser Phase schien sich für Holger und mich alles zum Guten zu wenden. Am liebsten wäre ich gar nicht mit nach Bödersbach gefahren, um Ulrikes künftigen Ehemann in Augenschein zu nehmen. Ich fühlte mich von ihrer Entscheidung wegzuziehen überrumpelt. Und die Selbstverständlichkeit, mit der Thomas mich als Ersatzbetreuung für meine Mutter ins Gespräch gebracht hatte, empörte mich. Da wurde im schönsten Einvernehmen der ganzen Familie meine Zukunft verschachert, ohne mich überhaupt zu

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