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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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Frösche sammelte. Auf der Fensterbank hockten über ein Dutzend weiche grüne Frösche in allen Formen und Größen mit Blick nach draußen. So wollte es Mr. Blanchard.
    Dawn war Mr. Blanchards Pflegerin, und natürlich musste er umgedreht werden. Man musste die Patienten alle zwei Stunden umdrehen, um ein Wundliegen zu verhindern. Wenn man zu lange flach lag, wurde der Druck
unter dem Rückgrat zu stark. Joanne rollte ständig Patienten für andere Pfleger herum, weil sie kräftig war und es gerne tat. Manchmal machte sie es auch, weil niemand sonst dazu kam. Mr. Blanchard hatte vor zwei Tagen einen vierfachen Bypass bekommen, und es ging ihm nicht sehr gut. Ihm stand eine lange Erholungsphase bevor, und die postoperative Depression hatte noch nicht eingesetzt. Aber er sorgte dafür, dass seine Frösche aus dem Fenster sehen konnten, und der Fernseher lief auch ständig. Joanne gelang es, ihn auf die Seite zu rollen, und entdeckte, dass er geschissen hatte. Gewöhnlich hatte Joanne nichts dagegen, andere Patienten zu säubern - man musste hier einander helfen -, aber Dawn war ein Fall für sich. Gott sei Dank hatte die Unterlage fast alles aufgesaugt.
    Dann hörte Joanne etwas im Fernseher, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
    »Matt Conner«, sagte die Stimme. Joanne drehte sich um und sah eine tiefgebräunte Frau mit eisblonden Haaren und strahlend weißen Zähnen - »soll heute Abend im Koma liegen, nachdem ein Werbegag für seinen neuen Film ›Der letzte Zeuge‹ mit Farren Thrush tragischerweise entsetzlich fehlschlug. Julia Cruz war dabei. Julia?«
    Joanne starrte ungläubig auf den Schirm, wo Julia Cruz in einem glänzenden rosa Regenmantel, obwohl es nicht regnete, mit ernster Stimme in die Kamera sprach: »Danke, Cassandra«, sagte sie. »Nach allem, was wir wissen, hat Matt Conner genau hier auf den Straßen von Midtown gefilmt. Er sollte ein Motorrad über den Broadway fahren und gleichzeitig mit einem Granatwerfer auf einen Hubschrauber zielen. Erste Berichte erwähnen, dass
der Vorderreifen auf ein Stromkabel stieß, woraufhin der fünfunddreißigjährige Schauspieler die Kontrolle über das Fahrzeug verlor. Zeugen sagten aus, er sei über die Lenkstange geflogen und auf der Straße gelandet. Er habe keinen Helm getragen. Sanitäter seien sofort zur Stelle gewesen und hätten ihn ins Bellevue Krankenhaus gebracht …«
    »Bellevue!«, stöhnte Joanne. »Warum haben sie ihn nicht gleich in den East River gekippt? Oh mein Gott!«
    »Oh mein Gott«, murmelte Mr. Blanchard nun, der aufgewacht war. »Was hat die denn an?«
    »Ich habe ihn gestern Abend noch gesehen!«, sagte Joanne zum Fernseher gewandt, und in ihrer Überraschung schien es ihr wirklich so, als hätten Matt und sie mehr gemeinsam, als dass sie sich nur gleichzeitig im selben Raum befunden hatten. Sie musste Donny anrufen. Ob er es schon gehört hatte?
    »Natürlich ist Matt Conner bekannt dafür, dass er seine Stunts immer selbst durchführt«, sagte Julia Cruz, »und in diesem Fall hatte man es für eine Routinesache gehalten. Wir hörten, dass keine Sanitäter am Schauplatz waren wie sonst üblich. Anscheinend haben sich heute Abend die schrecklichen Ereignisse überstürzt. Cassandra.«
    »Danke, Julia. Noch eins, es war kein echter Granatwerfer, der da benutzt wurde?«
    »Nein, natürlich nicht. Die Waffen in dieser Szene waren Attrappen. Sie wirken sehr realistisch, aber es sind Attrappen. Aber das Blut und die Wunden sind heute Abend echt. Cassandra?«
    »Danke, Julia. Wir beten für ihn.«
    »Wie blöd!«, murmelte Joanne mit klopfendem Herzen.
»Seine eigenen Stunts machen! Dazu gibt es doch andere.«
    Sie verließ Mr. Blanchard und ging zum Schwesternzimmer, wo das Telefon stand. Doch statt Cherry saß nun Dawn dort - am Telefon! »Ich habe keine Ahnung, warum du dich mit so was abfindest, Patricia«, sagte sie gerade in vertraulichem Tonfall, der Aufmerksamkeit erregen sollte. »Du wirst schließlich auch nicht jünger.« Dann sah sie zu Joanne hoch. »Brauchst du was?«, fragte sie, aber hinter dem nur schlecht verhehlten Ärger war eine Spur Sorge zu spüren, ob vielleicht etwas mit einem ihrer Patienten nicht stimmte.
    »Mr. Blanchard braucht dich«, sagte Joanne kühl.
    Leichte Panik blitzte in Dawns Augen auf - der Geist von Patzern der Vergangenheit.
    »Muss gehen, Trish«, sagte sie in den Hörer. »Ich rufe dich morgen an. Kuss.« Dann stand sie auf und ging zu Mr. Blanchards Zimmer, aber Joanne zuliebe bewegte sie sich

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