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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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lässig und drehte sich leicht in den Hüften.
    Joanne murmelte: »Zicke«, rannte um den Tisch herum, schnappte sich das Telefon und wählte mit zittrigen Fingern Donnys Nummer, verwählte sich und musste wie in einem Albtraum noch einmal beginnen. Sie hatte vergessen, wie spät es war - fast ein Uhr morgens. Der Ruf ging durch.
    »Hallo?«, hörte sie Donnys schläfrige Stimme.
    »Ich bin’s«, sagte Joanne. »Hast du gehört, was passiert ist?«
    »Nein«, antwortete Donny. »Wovon redest du?«
    »Bist du alleine?«
    »Yeah, ich bin alleine. Spielt das eine Rolle?«

    »Matt Conner«, sagte Joanne und versuchte, nicht zu erregt zu klingen. »Er hatte einen Unfall. Einen schlimmen Unfall. Klingt so, als würde er nicht durchkommen.« Das hatte eigentlich niemand gesagt, aber das war auch nicht nötig.
    »Willst du mich verarschen?«, fragte Donny.
    »Habe es gerade im Fernsehen gesehen. Dieser Patient, Mr. Blanchard, der mit den Fröschen, hatte den Fernseher an, und ich war in seinem Zimmer und habe es gesehen.«
    »Jesus.«
    »Er hat einen Stunt gemacht und ist dabei verunglückt«, fuhr Joanne fort und dachte, dass Donny mit seinen Verbindungen Zugang zum Zentrum dieser Geschichte hatte und dadurch auch sie. »Vielleicht könntest du Farren anrufen und es ihr sagen?«
    »Stunts«, sagte Donny. »Ich habe doch gleich gesagt, der Junge ist ein Idiot.«
    Joanne presste den Hörer dichter ans Ohr, damit sie Donny besser spürte. »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie. »Wir haben ihn gerade erst gesehen, so voller Leben. Und wenn er jetzt stirbt …«
    »Er stirbt nicht, Jo, reg dich wieder ab.«
    »Wenn ich doch bloß mit ihm geredet hätte«, sagte Joanne, wusste aber nicht genau, wie sie das meinte. Sie wünschte sich nur, es könnte noch einmal gestern sein. »Gott, Donny, warum passiert immer wieder so was?«

9
    B ei Nightingales war es recht still, abgesehen vom Dröhnen der großen Klimaanlage und der Musikbox, aus der »Trouble Blues« von Sam Cooke ertönte. Grace saß allein an der Theke, trank ein Sierra Nevada und las ein Buch über Inneneinrichtung. Der einzige weitere Gast war ein mexikanischer Fischer, der vornübergebeugt an einem der schweren Holztische saß und Chowder aß. Er hatte die Angel und Leinen bei sich, um früh auszufahren. Von den Brücken und Piers durfte man nicht angeln, daher sah man oft Leute in kleinen Booten, die auf Flunder und Blaumarl aus waren.
    Grace blätterte um. Das Buch enthielt großartige Fotos mit spektakulären Interiors, die sie sich niemals würde leisten können. Sie hatte vor einer Weile beschlossen, das Haus zu renovieren. Sie würde die nächste Miete von Joanne und Cherry für Farbe und ein paar neue Lampen ausgeben. Damit wäre ein Anfang gemacht.
    »Entschuldigung …«, sagte eine Stimme.
    Grace blickte auf und sah den Captain auf der anderen Seite der Theke ihr gegenüber. Unter der fleckigen grauen Schürze trug er ein weißes T-Shirt.
    »Verzeih die Unterbrechung«, sagte der Captain. »Aber ich möchte, dass du etwas probierst.« Er griff unter die Theke und holte eine unangebrochene Weinflasche hervor, die er am Hals hielt wie eine tote Ente.
    Es war ein kalifornischer Pinot Noir. Kalifornische Pinots waren Glückssache, das wusste Grace, aber diese Flasche
war sicher besser als der fürchterliche rote Tischwein, den der Captain sonst servierte.
    »Eine Aufbesserung der Weinabteilung?«, fragte Grace.
    Der Captain nickte. »Danach nehme ich mir die Toiletten vor.« Offensichtlich war der Anreiz zum Renovieren ansteckend. Der Captain nahm eines der selten benutzten Weingläser vom Regal, wischte es sauber, stellte es auf die Theke, öffnete die Flasche und schenkte ein halbes Glas voll ein. Nach Grace’ Meinung gab es nur wenige Geräusche, die freundlicher klangen als das Gluckern und Spritzen beim Einschenken von Wein. Selbst bei Nightingales .
    »Danke«, sagte sie.
    »Wenn er nicht schmeckt, musst du es mir sagen.«
    »In Ordnung.«
    Grace hob das Glas am Stiel an und war zu schüchtern, um den Wein kreisen zu lassen und daran zu riechen, wie sie es von Gary gelernt hatte. Aber als sie ihn auf der Zunge spürte, erkannte sie sofort, dass er Qualität hatte: weich, nach Brombeeren duftend und einem Hauch Zimt.
    »Der ist wunderbar!«, sagte sie.
    »Freut mich, dass er dir schmeckt«, erwiderte der Captain.
    Grace warf einen Blick in die Runde und stellte erstaunt fest, dass keine weiteren Gäste mehr anwesend waren. Der Mexikaner war

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