Schicksalspfad Roman
gewinnenden, einflussreichen Lächeln
zu Grace hoch. »Und das hier …«, fuhr Kathy rasch mit einer Geste zu dem Mann fort, »ist Michael Lavender.«
»Hallo«, sagte Michael Lavender ausdruckslos.
»Grace, setz dich bitte in meinen Sessel«, sagte Kathy. »Ich wünschte, ich hätte auch einen Stuhl, aber es geht schon.«
Grace setzte sich in den Sessel vor Kathys Schreibtisch. Sie merkte, wie Michael Lavender sie dabei beobachtete. War er ein Verwandter von einem Patienten? Was ging hier vor?
Judy Putnam ergriff das Wort. »Grace«, sagte sie mit ihrer leichten Lispelstimme. »Der Grund Ihres und unseres Hierseins ist, dass wir einen sehr bekannten Patienten bekommen, der die beste Pflege erhalten muss, die wir hier am Manhattan bieten können. Es handelt sich um einen Schauspieler namens Matt Conner. Ich bin sicher, Sie haben schon von ihm gehört.«
»Ja«, antwortete Grace überrascht. Sie wollte hinzufügen »Welch ein Zufall« und Joannes Begegnung mit ihm vor zwei Tagen erwähnen, aber Joanne hatte die Nachricht zweifelsohne schon verbreitet.
»Mr. Lavender ist der Manager des Patienten und …«
»Nicht bloß der Manager, sondern auch ein persönlicher Freund«, unterbrach Miachel Lavender sie. Beim letzten Wort brach seine Stimme leicht. »Ich wiederhole, was ich früher schon gesagt habe. Ich will keine Fans, Groupies oder Autogrammjäger hier in Mr. Conners Nähe. Er befindet sich in einem sehr ernsthaften Zustand und braucht die allerbeste Pflege.«
»Er hat innere Verletzungen«, fuhr Kathy zu Grace gewandt fort. »Aber momentan ist er stabil.«
»Die Pflege von Mr. Conner tagsüber ist kein Problem«, fuhr Judy Putnam fort, »da jede Menge Leute da sind, die dafür sorgen, dass alles seine Richtigkeit hat und niemand sich wie ein Schulkind benimmt - nicht, dass sich unser Personal jemals so verhalten würde. Was wir aber brauchen, Grace, ist jemanden, der nachts da ist. Eine erfahrene, verantwortungsbewusste Person, die darüber hinaus über außerordentliche Pflegequalitäten verfügt. Sie bekommen natürlich den Schichtzuschlag, und wir brauchen nicht hinzuzufügen, dass wir alle sehr dankbar wären.«
Grace hatte bei Judys Worten aufmerksam genickt. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie fühlte sich geschmeichelt, dass die Wahl auf sie gefallen war, aber obwohl sie nicht den Wunsch hatte, wieder Nachtschichten zu machen, konnte man sich bei Judy Putnam nicht weigern, jedenfalls nicht direkt.
»Es wäre eine große Hilfe«, sagte Kathy und sah Grace flehend an. Grace spürte, dass Kathy Judy bereits zugesichert hatte, dass Grace zustimmen würde.
»Es sollte kaum länger als ein, zwei Wochen dauern«, sagte Judy. »Okay?«
»Klar«, sagte Grace unfreiwillig.
»Das ist wunderbar«, meinte Kathy.
»Wunderbar«, wiederholte Judy.
»Bitte«, mischte sich Michael Lavender ein, »bitte kümmern Sie sich um ihn. Es heißt, Sie seien die Beste, und wir wollen nur das Beste für ihn.«
Das war Grace peinlich - sie sah sich nie als die Beste -, aber sie nahm das Lob mit einem freundlichen Nicken entgegen und rechnete sich im Stillen aus, wie viel
Extrageld sie dabei verdienen würde. Zehn Prozent mehr, eigentlich nicht viel, aber mit dem Geld konnte sie das ganze Haus neu anstreichen, denn das war dringend nötig.
»Gehen wir zu dem Patienten«, sagte Judy Putnam. Alle standen auf. Michael Lavender putzte sich die Nase. Kathy lächelte und zwinkerte ihr heftig zu. Dann suchte sie in sämtlichen Taschen nach der Brille, bis ihr wieder einfiel, dass sie ihr um den Hals hing.
11
A m Ende des langen Gangs befand sich die so genannte Luciano-Pavarotti-Suite. Sie wurde so genannt, weil der berühmte Tenor dort einmal behandelt worden war. Es war der größte, bestausgestattete Raum auf der war. Es war der größte, bestausgestattete Raum auf der gesamten Intensivstation, wenn nicht sogar des Krankenhauses. Selbst im Tribeca Grand hätte man kein besseres Zimmer finden können. Es gab dort einen Flachbildschirm-Fernseher, eine iPod-Dockstation, eine Stereoanlage, eine Küche mit Kühlschrank und Herd, einen Esstisch mit Stühlen, ein Sofabett und einen großen, dicken Ledersessel. Gewöhnlich wurde das Zimmer von jemandem aus der Finanzwelt belegt, der einen Herzanfall erlitten hatte, einen Schlaganfall oder beides.
»Mr. Conner liegt im Barb-Koma«, sagte Kathy. Damit versuchte man, den Gehirndruck zu reduzieren, wenn konventionellere Methoden nicht anschlugen. Man verabreichte
dem Patienten
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