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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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Ich meine, Scheiße sammeln.«

    Der Captain lachte - das erste Lachen, das Joanne von ihm hörte.
    Sie fragte: »Warum wollte man denn wissen, was Victor Charles aß?«
    »Um zu sehen, ob er Nachschub bekam«, erwiderte der Captain. »Wenn sie Eidechsen und Käfer gegessen hätten, hätten wir gewusst, dass sie Probleme hatten.«
    »Das ist ja ungeheuer.«
    »Genau.«
    »Und der Tiger? Du hast ihn doch nicht etwa getötet, oder? Ich liebe Tiger. Mein Onkel Jimmy hat für den Ringling-Zirkus gearbeitet, und wir durften einmal im Jahr umsonst in die Vorstellung. Ich fand nichts toller, als wenn der Tiger in die Manege kam.«
    Der Captain nickte. »Tiger sind gefährliche Wesen«, sagte er. »Ein VC hat das ganz direkt herausgefunden. Ich war eines Tages auf Patrouille und sah ihn - oder besser, was von ihm übrig geblieben war. Eine zerrissene blaue Jacke, ein grüner Helm mit dem rotgoldenen Stern und ein Paar Sandalen. Der Rest war ein Haufen sauber geleckter Knochen. Ich wusste sofort, dass ein Tiger ihn erwischt hatte, denn es gibt im Dschungel kein anderes Tier, das so etwas kann. In der Nähe sah ich einen Haufen Dung, aber nicht von einem Menschen. Er war noch weich, was hieß, dass der Tiger irgendwo in der Nähe war. Mit einer M16 kann man bei einem Menschen ziemlich üble Dinge anrichten, aber eine hungrige Katze springt direkt auf einen zu, nur um an das Fleisch zu gelangen. Ich hatte vor dem Tiger mehr Angst als vor den Charlies. Beide operieren sehr aus der Deckung, aber der Tiger ist noch leiser. Das Klicken eines
Gewehrhahns hört man noch aus zehn Metern Entfernung. Das gibt einem genug Zeit, um zu fliehen. Aber eine Dschungelkatze gibt einem keinerlei Warnung.« Der Captain kicherte grimmig. »Schwierig, wenn aus dem Jäger der Gejagte wird. Aber ich habe den Tiger nie zu Gesicht bekommen. Doch in meiner Vorstellung lauert er ständig am Rand in der Dunkelheit. Und eines Tages springt er zu - und das ist dann das letzte Bild meines Lebens.« In den Augen des Captain blitzte es nun auf, was verriet, dass er nicht völlig düsterer Stimmung war.
    »Mann, Captain.« Joanne erschauderte bei dem Gedanken an den springenden Tiger. Sie dachte an Matt Conner, der eine Sekunde vor dem Aufprall des Motorrads durch die Luft geflogen war. Hatte auch er den Tiger gesehen?
    Da hörten sie ein Geräusch. Die Tür wurde geöffnet, gefolgt von einer vertrauten Stimme. »Na, da schau mal an«, hörte sie. »Hab dich sofort gefunden.«
    Joanne drehte sich um und erstarrte. »Donny«, sagt sie fast schuldbewusst, denn sie war sich der Spannung zwischen sich und dem Captain noch voll bewusst. »Was machst du denn hier?«
    »Ich komme bloß auf eine kleine Erfrischung. Ist wohl mein Glückstag heute.« Mit Blick auf den Captain näherte sich Donny der Bar. »Danke, dass Sie meiner Frau Gesellschaft leisten. Ich habe mir Sorgen gemacht, als sie nicht ans Telefon ging. Wie wäre es mit einem Dewar on the Rocks?«
    »Haben Sie einen Ausweis?«
    Donny lachte. »Ausweis? Sie machen wohl Witze.«

    Der Captain nickte. »Ja, stimmt.«
    Joanne spürte, dass der Captain Donny nicht leiden konnte, dass sein Radar hier etwas aufgefangen hatte. Donny hatte das ebenfalls gemerkt und versuchte, die Situation zu entspannen.
    »Also, kennen Sie den?«, begann er. »Ein Seehund geht in eine Kneipe …«
    »Geht?«, unterbrach ihn Joanne. »Ein Seehund?«
    »Yeah, er geht. Auf seinen Flossen. Der Barmann fragt: Was möchten Sie? Und der Seehund antwortet: Alles, nur keinen Canadian Club .« Donny lachte ein wenig zu laut, wobei man seine braunen Zahnhälse sah. Joanne verdrehte die Augen. Der Captain zeigte keine Reaktion. »Was?«, fragte Donny. »Sie kennen den schon? Okay. Eine Fünfdollarnote geht in eine Bar. Der Barmann sagt: Sorry, so welche wie Sie bedienen wir nicht. Wir sind eine Singles Bar. Nein? Okay, ich habe es immerhin versucht. Wie geht’s?«, fragte Donny und streckte dem Captain die Hand entgegen. »Ich bin Donny.«
    Der Captain sah Donny mit einem kühlen, abschätzenden Mann-zu-Mann-Blick an und schüttelte ihm die Hand. »Willkommen bei Nightingales «, sagte er, »aber den Ausweis will ich immer noch sehen.«
    »Vergiss es«, erwiderte Donny, »es ist sowieso zu früh für Alkohol.«
    »Donny ist mein Mann«, wagte Joanne dem Captain zu sagen.
    Der Captain sah Donny überrascht an. »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte er eine Spur freundlicher.
    Donny sagte: »Wir leben getrennt, daher lassen Sie es mich ruhig wissen,

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