Schicksalspfad Roman
gut verstanden und mochte sie eigentlich lieber als Donny selbst. Theresa Sabella war eine zähe, lebhafte, herrschsüchtige Frau mit einem Herzen aus Gold. Sie hatte ihr ganzes Leben in
Schönheitssalons gearbeitet und hegte eine unerschütterliche Liebe zu verletzten Hunden und der Jungfrau Maria. Sie wäre sicher entsetzt, wenn sie von den Untaten ihres Sohnes erfuhr und würde Joanne zuliebe Donny das Leben genauso zur Hölle machen wie seinem Vater, nachdem dieser eine Affäre mit einer jungen Kellnerin in Queens gehabt hatte. Mit zitternden Fingern und der wachsenden Überzeugung, dass Donny die schlimmsten Strafen verdiente, rief Joanne Terri an und erzählte ihr in allen Einzelheiten, dass Donny mit einer anderen Frau geschlafen hätte. Aber da hatte sie sich verrechnet. Als Terri diese schlimme Neuigkeit hörte, wandte sie sich gegen Joanne und wollte wissen, was sie getan oder nicht getan hatte, dass Donny bei anderen sein Vergnügen suchte. »Vielleicht wäre es nicht passiert, wenn du dich besser um ihn gekümmert hättest«, hatte sie die Nerven besessen zu sagen und hinzugefügt, dass Joanne eine schlechte Köchin sei. Sie ging sogar so weit, zu behaupten, dass Joanne auch in anderer Hinsicht vielleicht nicht besonders gut war. Joanne war entsetzt und legte auf. Dann ging sie wieder in die Wohnung zurück, wo Donny noch am Küchentisch saß, den Kopf in den Händen vergraben, und eine Entschuldigung parat hatte. Er erzählte ihr mit ängstlicher Stimme, dass er im Salon einer Frau die Haare geschnitten habe. Dann sei ihr mittendrin schwindlig geworden und sie habe sich hinlegen müssen, und da Donny nur einen Block weiter weg wohnte, hatte er die Frau hierher gebracht, damit sie sich ausruhen könnte. Das war alles. Der Ohrring müsse dabei herausgefallen sein. »So was passiert«, sagte Donny. Aber Joanne nahm ihm das nicht ab. Sie hätte es gern geglaubt, konnte
es aber nicht. Sie konnte vielleicht nichts beweisen, aber sie wusste, dass er fremdgegangen war, und das konnte sie ihm nicht verzeihen. Okay, ihr Liebesleben war nicht mehr besonders heiß. Sie schienen beide nach einem langen Arbeitstag zu müde. Zuerst war es ein Muster, dann wurde es zur Gewohnheit. Donny hätte das zu seiner Verteidigung vorbringen können, aber er beharrte auf seiner unglaubwürdigen Geschichte und schwor im Namen des Herrn - das war immer seine letzte Zuflucht -, dass er Joanne niemals so verletzen würde. Und als Joannes Entschluss langsam ins Wanken geriet, gerade als sie das Gefühl bekam, sie könnte es ihm einfach abnehmen, um ihre Ehe zu retten, bekam Donny einen Anruf von seiner Mutter, die ihm sagte, Joanne würde die schmutzigsten, schlimmsten Geschichten über ihn verbreiten. Für Donny bedeutete der Anruf bei seiner Mutter den schlimmsten Verrat, schlimmer als alles, was Donny vielleicht im gemeinsamen Schlafzimmer angestellt hatte. Nach einem langen Streit einigten sie sich darauf, sich versuchsweise zu trennen. Es war Joanne, die vorschlug, ein Jahr lang getrennt zu leben, aber sie schloss nicht aus, sich ab und zu zu treffen oder sogar noch vor Ende des Jahres wieder zusammenziehen. Darauf hatte Donny bestanden. An dem Tag, als Joanne nach Turtle Island zog, hatte Donny geweint wie ein Baby, und das hatte auch sie zum Weinen gebracht. Es war furchtbar. Joanne hatte sich gefühlt wie eine Löwin, die ihren Partner verlässt. Sie hatten immer eine Art animalische Intimität geteilt, eine Bindung, als wäre es das Natürlichste der Welt.
»Also«, begann Donny nun schlaflos und erschöpft, »ich will mich nicht mit dir streiten. Du weißt, warum
ich hier bin. Wir nehmen jetzt einfach unsere kleine Transaktion vor und gehen dann zur Tagesordnung über. Okay?«
»Nein, Donny«, sagte Joanne. »Es gibt keine Transaktion. Ich konnte das Zeug nicht aus dem Krankenhaus bringen. Wo Matt jetzt da liegt, war es zu schwierig. Es wimmelt vor Leuten.« Joanne freute sich, wie einfach sie diese Lüge herausgebracht hatte. »Ich dachte, ich würde es schaffen, aber es ging nicht. Alle Chefs waren da. Da konnte ich das Risiko nicht eingehen.«
Donny wirkte sehr enttäuscht. »Du meinst, ich bin die ganze Strecke hierher gefahren - wegen nichts?« Er schien es nicht zu begreifen.
»Ich habe es dir doch gesagt, Donny. Nun mach keine Szene.«
»Keine Szene? Da hast du verdammt nochmal Recht. Ich werde dir eine sehr schöne Szene machen!« Donny sprach leise, aber sehr drohend. »Ich bin den ganzen Weg hierher gefahren,
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