Schicksalspfad Roman
falls ich hier störe.«
»Donny, sei kein Idiot«, warf Joanne ein. »Ich frühstücke hier bloß.«
»Ist das die Kneipe, von der du mir erzählt hast? Deine zweite Heimat?«, fragte Donny mit einem Grinsen zum Captain. »Sie kommt gerne her.«
Joanne lächelte den Captain ebenfalls an, um ihm zu versichern, dass Donny eigentlich harmlos war. Sie sagte: »Donny hilft mir mit meinem Motorrad«, und wandte sich zu Donny und warnte ihn mit einem Blick, ja nicht das Morphium zu erwähnen. »Stimmt’s, Donny?«
»Ehrlich gesagt«, meinte Donny freundlich zum Captain, »bin ich wegen einer ärztlichen Sache hier. Das ist das Schöne daran, wenn man mit einer Krankenschwester verheiratet ist. Man wird umsonst versorgt. Doch wenn ich es mir recht überlege, wäre ich lieber mit einer Barfrau verheiratet.«
»Das wäre prima«, meinte Joanne. »Denn dadurch würdest du eine Menge Geld sparen.«
»Willst du etwa sagen, dass ich zu viel trinke? Meinst du das vielleicht?«
»Ich habe deine Rechnungen von Hanlons gesehen.«
»Ja, manchmal muss man sich entspannen. Ist das etwa nicht in Ordnung?«
Der Captain räusperte sich betont. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas brauchen«, sagte er und trat taktvoll zurück.
Donny heftete den Blick fest auf Joanne. »Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich mich manchmal entspannen muss.«
»Ich weiß, was du da machst«, erwiderte Joanne leise. »Ich weiß, dass du da Frauen anmachst.«
»Blödsinn, Jo. Sie machen mich an. Aber wenn ich ihnen das hier entgegenblitze …«, Donny wackelte mit dem Ringfinger und dem goldenen Ehering, »zerstreuen sie sich wie eine Schar Tauben.« Donny machte eine Flatterbewegung mit den Armen und quakte dazu, um die eilige Flucht der Frauen anzudeuten.
»Egal was, Donny, ich habe keine Lust, das zu diskutieren.« Joanne war zwar ziemlich wütend auf Donny, weil er sie betrogen hatte, aber manchmal ging dieser Wut die Luft aus, so, als stünde sie kurz davor, ihn zu bitten, zurückzukommen. Sie musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, wie sehr er sie verletzt hatte und wie sehr sie von ihm angeekelt war.
»Das Komische aber ist«, fuhr Donny fort, »dass selbst wenn ich dich betrogen hätte, was nicht stimmt, du mir nie verzeihen würdest. Du weißt gar nicht, was das ist, verzeihen.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte Joanne. »Wenn das stimmte, dann hätte ich dich doch nie geheiratet. Du hast mich doch schon betrogen, als wir verlobt waren.«
»Niemals. Das war mir heilig.«
»Und all die Nächte, in denen ich auf Schicht war? Wo warst du da? Bei Hanlons und hast die Frauen angemacht. So war es!«
»Du meinst, ich habe da ein Bier getrunken und Fußball geguckt?«
»Ach ja. Wie an dem Abend, an dem wir uns kennen lernten. Warst du da auch nur dort, um Fußball zu gucken, Danny? Hat das deine damalige Freundin geglaubt?«
»Ach Jesus«, meinte Donny, »ich brauche jetzt einen Schluck.«
»Egal, Donny.« Joanne war bei der Unterhaltung übel geworden. Warum hatte sie das noch nicht früher gesehen? Warum hatte sie nicht erkannt, dass er ihr genau das Gleiche antun würde wie damals seiner Freundin? Sie fand sich selbst nicht sonderlich eifersüchtig, aber als sie den Ohrring fand - einen verdammten Ohrring, was für ein billiges Klischee! -, als sie den silbernen Ring im Bett fand, und zwar nicht bloß in ihrem eigenen Bett, sondern unter dem Kopfkissen, das ihre Großmtter für sie genäht hatte, war es das Ende gewesen. Sie hatte den Ohrring genommen und war in die Küche gegangen, wo Donny seinen Haferbrei aß und dabei ein Friseurmagazin las. Sie hatte den Ohrring vor seiner Nase baumeln lassen wie ein ekliges Insekt und eine Erklärung verlangt. Donny war völlig überrascht. Sein Kinn fiel herab, in seinem Blick lagen Verblüffung und Schrecken. Er hatte wohl geglaubt, alle Spuren verwischt zu haben. Er hatte die Bettwäsche gewechselt und alles.Wie konnte er den Ohrring übersehen haben? »Schlag mich nicht, Jo«, hatte er gesagt, als sie die Hand hob, aber sie konnte sich nicht beherrschen. Sie schlug mit der Faust auf Donnys Kopf und wusste im selben Augenblick, dass sie sich dabei die Hand gebrochen hatte. Der Schmerz verstärkte ihre Wut nur noch, aber anstatt völlig auszuflippen und die Teller an die Wand zu werfen, was sie am liebsten getan hätte, machte sie etwas Schlimmeres. Sie verließ die Wohnung, ging auf die Straße, zog ihr Handy heraus und rief Donnys Mutter an.
Joanne hatte sich mit Terri immer
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